Entscheidungen
bildete ich mir das nur ein?
"Bin ich noch ein Mensch?", fragte ich flüsternd.
Sam nickte mit geschlossenen Augen.
"Kann ich in die Sonne gehen?"
"Ich denke schon", wisperte er.
"Das ist gut"
"Ja." Er öffnete die Augen und sah mich an. "Unser Blut hat sich vermischt. Deine DNA hat sich verändert. Wir wissen noch nicht, was das bedeutet. Es gibt nicht… viele, die das überlebt haben."
"Du hast mich gerettet."
"Ich hätte alles getan, um dich zu retten."
"Ich liebe dich, Sam."
"Das ist mehr, als ich will." Er zog mich an sich, und ich schmiegte mich an seine starke Brust.
11. KAPITEL
M ein Vater sah mit großen Augen von Sam zu mir und dann wieder zurück zu Sam. Ein mächtiges Glas Bier stand vor ihm auf dem Tisch und er fingerte unruhig an einer Zigarettenschachtel herum. Dabei rauchte er nicht einmal.
Meine Mutter umklammerte mit fahrigen Fingern ein Glas Whisky, an dem sie bisher nur ein einziges Mal kurz genippt hatte. Sie trank nie, doch außergewöhnliche Situationen bedingten außergewöhnliche Maßnahmen.
Xander und Vanessa hatten ganze Arbeit geleistet. Noch in der Nacht, nachdem Mike sicher und gesund ins nächste Krankenhaus gebracht worden war, hatten sie sie aufgesucht und ihnen schonend versucht zu erklären, dass Sam damals tatsächlich nicht wirklich gestorben war, ebenso wie Xander, den meine Eltern eigentlich nur aus Erzählungen kannten. Nur die Sache mit dem Vampirsein hatten sie ihnen bisher verschwiegen, genauso wie die Tatsache, wie knapp ihre eigene Tochter gerade erst dem Tod von der Schippe gesprungen war. Das oblag jetzt ganz Sams und meinem Feingefühl.
"Du bist damals also nicht gestorben?" Dad starrte Sam unverwandt an.
"So ganz kann man das nicht sagen." Sam warf mir einen hilfesuchenden Blick zu.
"Ich verstehe das nicht. Sam, wir haben sehr um dich getrauert." Die Stimme meiner Mutter klang vorwurfsvoll. "Wolltest du untertauchen? Ein neues Leben führen?" Sie musterte ihn skeptisch. "Als Rockstar?"
Sam schüttelte langsam den Kopf. "Das war es nicht, Mrs. Hudson. Ich hatte mein altes Leben sehr gerne."
"Sam hat sich das nicht ausgesucht. Es ist… eine Art Krankheit. Er kann nicht mehr an die Sonne gehen", versuchte ich ihm zu helfen.
"Was soll das heißen?"
"Das heißt, dass ich nur noch nachts rausgehen kann. Ich…"
"Aber dafür musste du dich doch nicht schämen." Meine Mutter langte über den Tisch und griff nach seiner Hand, nur, um sie unvermittelt wieder loszulassen. "Du bist ja eiskalt."
"Sam, ich glaube, es hat keinen Sinn. Wir müssen ihnen die Wahrheit sagen", seufzte ich.
"Darum möchte ich doch bitten." Ich sah, dass mein Vater langsam wütend wurde. Seine Wangenknochen mahlten. Es kostete ihn Überwindung, nicht herumzutoben und dabei war mein Vater sonst ein eher ruhiger Mensch.
Ich holte tief Luft: "Sam wurde von einem Vampir gebissen und verwandelt."
Zunächst war es mucksmäuschenstill, dann donnerte er los: "Jetzt reicht es mir aber, Lily. Ich habe die Nase voll davon, von dir auf den Arm genommen zu werden! Das ist nicht lustig."
"Das ist die Wahrheit, Dad." Ich war ganz ruhig.
Meine Mutter war ganz weiß geworden. "Ein Vampir?", flüsterte sie.
"Lass dir doch nichts erzählen!"
Ich nickte und suchte ihren Blick.
"Das ist ja wohl der größte Unsinn…"
"Sei ruhig, James." Sie musterte Sam von oben bis unten. Ihre Lippen bewegten sich lautlos. "Carol hat mal etwas darüber geschrieben. Sie hat sehr lange recherchiert. In New York… soll es viele dieser Art geben."
Da war sie wieder, die Journalistin in meiner Mutter.
"Das ist ein Scherz." Mein Vater sah sie entgeistert an.
"Kalte Wesen, ohne Herzschlag." Ohne ein weiteres Wort stand sie auf und machte ein paar Schritte auf Sam zu. "Darf ich?"
Er nickte zögernd und erhob sich ebenfalls.
Vorsichtig streckte sie die zitternden Finger aus und berührte seine Brust.
Ich hielt den Atem an.
Sam sah mich an.
Ich versuchte zu lächeln, doch es fiel mir schwer. Die Anspannung war zum Schneiden dick.
"Kein Herzschlag", sagte sie schließlich leise.
"Ich verstehe das nicht." Mein Vater klang noch immer aufgebracht, doch deutlich ruhiger als noch vor wenigen Minuten.
"Dann bist du damals auf der Farm gestorben?" Meine Mutter sah Sam mit einer Mischung aus Mitleid, Faszination und Bewunderung an.
Er nickte langsam.
"Und wieder auferstanden?"
"Xander hat mich verwandelt."
"Er ist auch…?"
Wieder ein Nicken.
"Aber er ist nicht böse", beeilte ich mich zu sagen. Ich fühlte
Weitere Kostenlose Bücher