Entscheidungen
kämpfenden Gestalten auszuweichen.
Mike hing kraftlos in seinen Armen, die Handschellen mit den Ketten noch um seine Gelenke geschlungen.
"Wir müssen hier raus!" Sam warf einen Blick Richtung Ausgang, doch die Tür war versperrt.
"Durch den Notausgang?"
"Da ist Raphael lang. Das ist zu gefährlich."
"Was machen wir denn jetzt?"
Es knallte erneut, ein Lichtblitz erhellte den Raum. Der Hunter hatte sich aus seiner misslichen Lage befreit und blickte sich kampfbereit um.
Ein weiterer Vampir stellte sich ihm in den Weg.
Wie in Zeitlupe sah ich, wie der Jäger etwas Metallisches aus seinem Mantel zog. Ich konnte nicht genau erkennen, was es war. Er machte einen Satz auf den Vampir zu, doch der sprang geschickt zur Seite. Der Hunter verlor das Gleichgewicht und stürzte - direkt auf uns zu.
Ich hörte Sam schreien, noch immer hielt er den bewusstlosen Mike in seinen Armen. Im selben Moment traf mich auch schon der kräftige Körper des großen Mannes und etwas Spitzes bohrte sich schmerzhaft in meine Brust.
Ich fiel und knallte mit dem Kopf auf den steinernen Boden.
Dann wurde alles schwarz.
10. KAPITEL
L ichter blitzten. Es wurde hell, dunkel, hell, dunkel. Mein Körper wurde durchgeschüttelt. Alles tat weh, so weh.
"Aus dem Weg!"
"Sie wird sterben!"
"Geht weg!"
"Lily, Lily, hörst du mich!"
Diffuse Lichtgestalten tauchten vor meinen Augen auf.
"Das Blut, wo kommt das ganze Blut her?!"
Ich spürte eine eigenartige Leichtigkeit. Mein Körper, der sich eben noch vor Schmerzen gewunden hatte, fühlte sich mit einem Mal seltsam fremd an. Alles, wurde einfacher, schöner. Kein Grauen mehr, keine Angst.
"Lily, bitte bleib bei mir."
War das Sam?
Ich versuchte zu lächeln. Aber es gelang mir nicht. Mein Sam. Mein schöner Sam. Oh, wie sehr ich ihn vermissen würde.
Unwillkürlich stiegt das Gefühl tiefer Trauer in mir auf. Kein Sam mehr? Niemals?
Nein, nein, das wollte ich nicht!
Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch es ging nicht. So sehr ich mich auf bemühte. Ich will meine Augen öffnen! Panik schwappte wie eine Welle über mich hinweg und begrub mich unter sich.
Sam? Sam?!
Ich bäumte mich ein letztes Mal auf, dann wurde erneut alles dunkel um mich herum.
Das Tropfen des Wasserhahns drang leise an mein Ohr. Oder war es Regen? Regnete es? Aber es war doch keine einzige Wolke am Himmel zu sehen gewesen.
Meine Augen flimmerten, doch zu meiner Erleichterung spürte ich, dass ich meine Lider wieder bewegen konnte. Ich konnte sie öffnen… ich…
Es war finster um mich herum.
Ich zwinkerte ein paarmal heftig, doch alles, was ich sehen konnte, waren die unscharfen Umrisse eines Bettpfostens.
Wo war ich?
"Sam?" Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Etwas Kaltes berührte meine Hand.
"Lily? Bist du wach? Lily?"
Was war los? Wieso klang er so angsterfüllt? Ich hatte doch nur geschlafen. Oder?
"Ich habe Durst:" Ich hustete.
"Gebt ihr Wasser."
Ich kannte die Stimme nicht.
"Wer ist da?", fragte ich, noch immer benommen.
"Hier, trink mein Kind." Eine Hand hob meinen Kopf, und ich spürte etwas Nasses an meinen Lippen. Begierig nippte ich an dem kühlen Glas und verschluckte mich prompt.
"Ganz ruhig. Ganz vorsichtig. Sam, halte sie."
Ich spürte seine Nähe. Er legte die Arme um mich, und ich lehnte mich dankbar an ihn. Wie ein kleines Kind hielt er mich und half mir, vorsichtig einen Schluck nach dem anderen zu trinken.
"Wie lange habe ich denn geschlafen?"
Er antwortete nicht.
"Bin ich schwer verletzt?"
"Du warst sehr schwer verletzt, mein Kind." Wieder die Stimme.
Ich blinzelte und sah eine Frau. Sie war alt, älter als meine Großmutter, mit schlohweißen Haaren und einem ernsten Gesicht. Sie trug ein wunderschönes Kleid.
"Wer sind Sie?" Das Sprechen kostete mich Kraft.
"Ich bin Jona."
Verwirrt sah ich sie an.
Jona?
Dann fielen mir auch schon wieder die Augen zu.
Als ich das nächste Mal erwachte, war es noch immer dunkel im Zimmer. War schon wieder Nacht? Wie lange hatte ich dieses Mal geschlafen? Und wo war Sam?
"Sam?"
"Ich bin hier, mein Engel." Er nahm meine Hand und drückte sie vorsichtig. "Wie geht es dir?"
"Ich weiß nicht… irgendwie komisch." Ich horchte in mich hinein. Ich konnte meine Beine bewegen, meine Hände. "Aber schon besser als vorhin."
Ich hörte ihn erleichtert seufzen.
"Ist alles in Ordnung? Was ist mit den anderen?"
"Denen geht es gut." Er strich mir sanft über meine Stirn. Mein Haar fühlte sich verschwitzt an. Hatte ich
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