Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entscheidungen

Entscheidungen

Titel: Entscheidungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
Vom Netzwerk:
mich sonderbar leicht im Kopf, jetzt, wo ich meine Familie endlich nicht mehr belügen musste.
    "Das kann doch nicht wirklich euer Ernst sein!" Aufgebracht sah mein Vater von einem zum anderen.
    "Und wie erklärst du dir das sonst, James?" Meine Mutter wirkte mit einem Mal völlig klar.
    "Aber du bist… gesund… oder wie?" Dad sah mich an, und ich spürte, wie ich rot wurde.
    "Sie lebt", half Sam mir. "Sie hat einen Herzschlag."
    Er nickte langsam, ohne mich jedoch aus den Augen zu lassen.
    "Aber ich wurde verletzt. Letzte Nacht." Ich wollte keine Geheimnisse mehr.
    "Was ist passiert?" Mein Vater sprang auf, ließ sich aber sofort wieder auf seinen Stuhl fallen.
    "Es war ein Unfall. Sam hat mich gerettet. Aber wir wissen noch nicht… was das für Folgen hat." Ich starrte auf die Tischplatte, während ich sprach. Noch immer war mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken.
    "Was heißt das?" Die Stimme meiner Mutter bebte verdächtig.
    "Das wird sich noch zeigen."
    "Vielleicht ist Sams Gesellschaft zu gefährlich für dich ", murmelte mein Vater grummelnd.
    "Das stimmt nicht", protestierte ich sofort. "Sam beschützt mich."
    "Er ist untot!"
    "Er liebt mich."
    Mein Vater sah so schockiert aus, dass ich fast ein wenig Mitleid mit ihm hatte.
    "Ich kann mir das nicht mehr anhören." Abrupt stand er auf und wenige Augenblicke später knallte auch schon die Zimmertür hinter ihm ins Schloss.
    "Gib ihm Zeit, Lily. Das ist etwas viel für ihn." Mom griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand. Es war beruhigend ihre warmen Finger zu spüren. "Ich frage mich nur, warum du uns das alles nicht schon viel früher erzählst hast?"
    "Hättet ihr mir denn geglaubt?"
    "Wahrscheinlich nicht." Sie wirkte zerknirscht. "Weiß Nelly davon?"
    Sam nickte.
    "Und Xanders Familie?"
    Wieder ein Nicken.
    Seufzend sah sie uns an. "Das ist alles ganz schön belastend."
    "Wem sagst du das?" Ich warf Sam einen Blick zu. Er saß steif und starr neben mir, und ich fragte mich, was er wohl gerade dachte?
    "Ich denke, ich werde jetzt mal deinen Vater suchen gehen. Wir sehen uns später, in Ordnung?"
    "Ja." Ich stand auf und begleitete sie zur Tür.
    Bevor sie ging nahm sie mich noch einmal in den Arm. "Pass auf dich auf, ja?"
    "Versprochen." Ich vergrub das Gesicht an ihrem Hals und genoss das vertraute Gefühl, den Geruch, der mich so sehr an meine Kindheit erinnerte. Die war nun definitiv vorüber.
    "Ein Vampir also." Sie sah lächelnd zu Sam hinüber. "Na ja, hätte uns schlimmer treffen können, oder? Du hättest ja auch einen Raucher mit nach Hause bringen können." Mit diesen Worten zog sie die Tür auch schon hinter sich zu.
    Ich atmete ein paarmal tief ein und wieder aus.
    "Ist doch gar nicht so schlecht gelaufen, oder?" Ich warf Sam einen fragenden Blick zu.
    Er nickte langsam.
    "Es gibt aber noch etwas, über was wir reden müssen, Lily." Er räusperte sich und fuhr sich durch das zottlige schwarze Haar.
    "Was?"
    "Wieso hast du mich wegen Xander belogen?"

    Ich war wütend.
    Wie konnte Sam nur so nachtragend sein? Gut, ich hatte ihm nicht so ganz die Wahrheit gesagt, aber hatte er mir überhaupt eine Wahl gelassen? Wieso musste ich mich entscheiden? Sam oder Xander? Sie waren Cousins, sie waren mir beide wichtig. Ich verstand das nicht. Es gab doch nicht nur schwarz und weiß. Die beiden hatten doch längst eingesehen, dass es ein großes Missverständnis gewesen war. Xander hatte sich sogar bei Sam entschuldigt, wieso konnte er es nicht dabei belassen?
    Ich kickte mit dem Fuß aufgebracht gegen einen Stein.
    Aber war ich fair? Wie würde ich mich verhalten, wenn er mir etwas verheimlicht hätte? Wenn Jona nicht eine alte Heilerin, sondern eine sexy Vampirdame gewesen wäre, mit der er vielleicht sogar einmal etwas gehabt hatte? Damals, als er mich verlassen hatte, kurz nach seiner Verwandlung. Andererseits, woher sollte ich wissen, was er mir alles verschwieg? Wo bekam er das Blut her, was ihn kräftigte? Wieso hatte er sich so gut mit Murphy verstanden, der in ihm einen Gleichgesinnten erkannt zu haben glaubte? Und wie waren wir so schnell von dort aus zu Jona gelangt?
    Diese Fragen hatte er mir bislang auch noch nicht beantwortet. Und was hatte es für Konsequenzen, dass ich mit Hilfe seines Blutes gesund gepflegt worden war? Wusste er es wirklich nicht? War er einfach so das Risiko eingegangen?
    Ich fühlte mich gut, viel zu gut für die schweren Verletzungen, die ich durch das Gewicht und die Waffe des Hunters davongetragen hatte. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher