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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ich hoffe, mit dir geht alles ... in Ordnung?« Bevor seine oder Faethors Verlegenheit zutage treten konnte, fügte er hinzu: »Jetzt muss ich mich aber auf den Weg machen. Ich habe sehr viel Nützliches von dir erfahren, glaube ich, und natürlich bin ich dir auch dankbar dafür, dass du mir die Fähigkeit, mit den Toten zu reden, zurückgegeben hast. Wenn ich darf, werde ich dich wieder kontaktieren – natürlich bei Nacht und wahrscheinlich auch von weit weg –, damit du deine Geschichte zu Ende erzählen kannst. Denn ich weiß, dass du nach dem vierten Kreuzzug in die Walachei zurückgekehrt bist und Thibor zu Fall gebracht hast, und auch zwischen dir und Janos muss da noch etwas vorgefallen sein. Da er erst vor Kurzem wieder auferstanden ist, weiß ich, dass ihn irgendwer bezwungen hat. Ich würde mal schätzen, dass du das warst, Faethor.«
    Er spürte das grimmige Nicken des Vampirs.
    »Was einmal geglückt ist, lässt sich auch ein zweites Mal bewerkstelligen – mit deiner Hilfe.«
    Jederzeit, Harry. Schließlich ist es unser gemeinsames Ziel, ihn wieder in den Staub zurückzuschleudern. Und jetzt mach dich auf den Weg. Ich würde gern eine Zeit lang ruhen, in dem Frieden, der mir noch geblieben ist – solange ich ihn noch habe .
    Aber als Harry seine Reisetasche aufhob, glitt sein Fuß auf den Überresten der verrottenden Pilze aus. Ihr Gestank drang wie eine giftige Wolke auf ihn ein.
    »Bah!« Er konnte den Ausruf des Abscheus nicht unterdrücken. Faethor hörte ihn und sah vielleicht in seinem Kopf auch den Grund dafür.
    Was? Pilze? Die mentale Stimme klang ein wenig schrill und nervös. Vielleicht drang die Endgültigkeit seiner Situation jetzt doch zu ihm durch.
    Der Necroscope zuckte mit den Achseln. »Pilze, Schimmel, irgend so was. Sie verrotten in der Sonne.«
    Er fühlte Faethors Schaudern und hätte sich auf die Zunge beißen können. Sein letzter Satz war gedankenlos grausam gewesen. Aber warum zum Teufel sollte man sich auch Gedanken über das Schicksal eines vor langer Zeit gestorbenen, niederträchtigen und absolut bösen Etwas wie einem Vampir machen?
    »Lebe wohl«, sagte er, kletterte aus den Trümmern von Faethors verfallenem Haus und wandte sich wieder dem Friedhof und der staubigen Straße auf der anderen Seite zu.
    Wir sehen uns, gab der ruhelose Geist zurück. Und, Harry, zögere nicht bei dem, was du tun musst, sondern bereite ihm schnell ein Ende. Es kann sein, dass die Zeit schließlich ausschlaggebend ist.
    Harry wartete noch einen Augenblick, aber Faethor sagte nichts weiter.
    Als Harry über die hintere Mauer des alten Friedhofs kletterte und zwischen den Gräbern und windschiefen Grabsteinen hindurchlief, sprach ihn jemand ganz aus der Nähe an: Harry? Harry Keogh?
    Er schreckte heftig zusammen und sah sich um. Aber da war niemand! Natürlich nicht, denn er hörte die Stimme eines Toten – aber ohne die schrecklichen geistigen Qualen, die er jetzt schon gewohnheitsmäßig damit in Verbindung brachte. Sein makabres Talent war ihm so lange verwehrt gewesen, dass es eine Zeit dauern würde, bis er es wieder als alltäglich akzeptieren könnte.
    Habe ich dich erschreckt?, fragte die Stimme einer verlorenen toten Seele. Das tut mir leid. Aber wir haben gehört, wie du mit diesem toten lauschenden Ding geredet hast, und wir wussten, dass du das sein musst – Harry Keogh, der Necroscope. Denn wer sonst unter den Lebenden kann schon mit den Toten reden? Und wer außer dir würde mit so etwas reden oder die Freundschaft von so einer Kreatur suchen? Nur du, Harry, der du keine Feinde unter der Großen Mehrheit hast.
    »Also, ein paar habe ich doch«, antwortete Harry schließlich zögerlich. »Aber im Großen und Ganzen komme ich mit den zahllosen Toten ganz gut zurecht, das stimmt.«
    Nun regte sich plötzlich der ganze Friedhof. Vorher herrschte dort eine gespannte Stille, eine schmerzhafte Leere, die irgendetwas verdeckte, das sich aufgestaut hatte. Aber jetzt brach dieses Etwas alle Dämme wie ein Fluss bei Hochwasser, und hundert Stimmen versuchten gleichzeitig, Harrys Aufmerksamkeit zu erregen. Es waren die üblichen Fragen der Toten: Wie ging es denen, die sie in der Welt der Lebenden zurückgelassen hatten? Was passierte in dieser geschäftigen Welt körperlicher Wesen, wo die Seelen von Fleisch umgeben waren? Wäre es Harry vielleicht möglich, eine Nachricht zu übermitteln an den so schmerzlich vermissten und geliebten Vater oder an die Mutter oder die Schwester und den

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