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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Vertrauen zu tun. Ich will nur nicht, dass du irgendwo einen Berg hinunterfällst und meinen Lohn immer noch in der Tasche hast, das ist alles.« Als er Vulpes Gesichtsaudruck sah, brach er in Gelächter aus. Aber dann erklärte er ihm doch die Reiseroute. »Wir fahren bis nach Lipova, und von da aus nehmen wir einen Zug nach Sebis. Dann versuchen wir, eine Mitfahrgelegenheit auf einem Karren ins Dorf Halmagiu zu bekommen. Und danach geht das Gekletter los. Im Prinzip machen wir einen großen Bogen. Eigentlich ist die Burg nicht mal fünfzig Kilometer Luftlinie von hier entfernt. Nur können wir leider nicht fliegen. Also werden wir statt über die Zarandului hinweg, um sie herum gehen. Es gibt nämlich keinen Weg hinüber. Und für den Aufstieg ist Halmagiu ein gutes Basislager. Keine Angst; so schlimm ist der Aufstieg gar nicht, jedenfalls nicht bei Tageslicht. Wenn ein ›alter Mann‹ wie ich das bewerkstelligen kann, dann sollte das für euch junges Gemüse ein Spaziergang sein!«
    »Hätten wir nicht die ganze Strecke von Savirsin mit dem Zug fahren können?«
    »Wenn da einer fahren würde ... Nur keine Eile. Wir kommen schon noch früh genug an. Du hast doch gesagt, dass ihr noch sechs Tage Zeit habt, bevor euer Flugzeug von Bukarest aus geht? Warum also diese Hast? Nach meiner Planung dürften wir vor Mittag in Sebis sein, wenn wir den Anschluss in Lipova bekommen. Vielleicht fährt auch ein Bus von Sebis bis nach Halmagiu, dann könnten wir schon um halb drei da sein. Oder wir finden eine Mitfahrgelegenheit – auf einem LKW, einem Karren oder was weiß ich. Dann wird es später werden, und wir müssen die Nacht im Dorf verbringen. Wenn wir nach vier ankommen, ist es auf jeden Fall zu spät, es sei denn, ihr möchtet auf dem Berg übernachten.«
    »Nein, das muss nicht sein.«
    »Pah!« Gogosu schnaubte. »Schönwetter-Kletterer! Aber wir haben ja auch schönes Wetter. Für meinen Geschmack viel zu warm. Es wird keine Schwierigkeiten geben. Eine große Dose ungarischer Wurst in Aspik – das Zeug kommt ganz billig über die Grenze –, ein Laib Schwarzbrot, eine billige Flasche Pflaumenschnaps und ein paar Bier. Wäre das nichts? ... Eine Nacht unter den Sternen im Schutz der Felsklippen mit einem lodernden Lagerfeuer und dem Geruch von Harz, der aus den Pinien aufsteigt, das würde euch dreien wirklich gut tun. Eure Lungen würden glauben, sie wären gestorben und ins Lungenparadies aufgestiegen!« So wie er es schilderte, hörte sich das wirklich verlockend an.
    »Na, wir werden sehen«, meinte Vulpe. »Aber zunächst werden wir dir jetzt die Hälfte zahlen, und den Rest dann, wenn wir die Ruinen sehen, die du uns versprochen hast.« Er zog ein Bündel Leu heraus und zählte die Scheine ab. Es war wahrscheinlich mehr, als Gogosu normalerweise in einem Monat verdiente, aber für ihn und seine Freunde war es nur ein Trinkgeld. Dann schüttete er noch eine Handvoll Banis in die geöffneten Hände des Jägers, »Klimpergeld« für die drei Amerikaner.
    Gogosu zählte alles sehr sorgfältig nach und steckte es weg. Er versuchte, ein ernstes Gesicht zu wahren, aber es gelang ihm nicht. Schließlich grinste er breit und leckte sich die Lippen. »Damit kann ich mir eine Zeit lang meinen Schnaps leisten«, meinte er. Und fügte dann schnell hinzu: »Natürlich nicht sehr lange, das ist ja klar.«
    Vulpe nickte wissend. »Natürlich.« Auch er lächelte, als er sich zurücklehnte.
    Hinter ihnen wurden die hellen, aufgeregten Stimmen von Armstrong und Laverne immer lauter, um das Keuchen und Klappern des Busses zu übertönen; vorne saß eine alte Frau, die einen Drahtkäfig mit gackernden Hühnern auf dem Schoß hatte; auf der anderen Seiten des Mittelgangs diskutierten zwei junge Bauern über eine Art von Geflügelpest oder so etwas. Ihr Streit hatte sich an einem Artikel in einem vergilbten, Jahre alten Exemplar der rumänischen Bauernzeitung entzündet, das zwischen ihnen lag. Hinten im Bus saß dann noch eine Familie – alle waren geschniegelt und zurechtgemacht und fühlten sich offensichtlich unbehaglich in ihren fast modischen Anzügen und Kleidern. Sie waren wahrscheinlich auf dem Weg zu einer Hochzeit oder einem Familienfest.
    Vulpes amerikanischen Freunden musste das alles sehr exotisch und fremdartig vorkommen, aber für Gheorghe – für George – war es wie ... wie zu Hause. Ihm war, als wäre er heimgekommen. Und das war einerseits angenehm, andererseits aber auch beunruhigend.
    Er hatte dieses

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