Entspannt wie ein Buddha
Notfallmodus. Das Leben kommt einem dann vor wie eine Serie von Katastrophen. Man verkrampft sich und hat das Gefühl, dass das Leben mehr Last als Lust ist. Dadurch dass man die ganze Aufmerksamkeit auf die Probleme richtet, beherrschen sie das Bewusstsein. Man vergisst die erfreulichen Dinge des Lebens. Anstatt zu würdigen, was man hat, sieht man überall nur Mangel. Man könnte die eigenen Stärken und Tugenden anerkennen. Stattdessen konzentriert man sich auf die Schwächen und Fehler. So entsteht ein negativ verzerrtes, einseitiges Bild von der eigenen Person, anderen Menschen und der Welt, in der man lebt. Durch eine Öffnung der Wahrnehmung rückt man die Dinge gerade. Im erweiterten Raum der Aufmerksamkeit haben Probleme und Lösungen, Stärken und Schwächen, Erfreuliches und Unangenehmes Platz. Man nimmt wieder wahr, dass es viele Wege zum Glück gibt und nicht nur einen einzigen. Fixierungen werden aufgelöst, Zwänge beseitigt. Die Dinge dürfen so sein, wie sie sind; denn man hat Wahlmöglichkeiten, sowohl im Denken als auch im Handeln. Sobald einem die Alternativen zugänglich werden, ändern sich die Gefühle. Man kann sich (wieder) entspannen, auch wenn nicht alles genau so ist, wie man es eigentlich gerne hätte.
Indem Sie von diesen Möglichkeiten Gebrauch machen, haben Sie den dritten Schritt geschafft, nämlich sich von der Tyrannei des Müssens zu befreien.
Einsicht allein genügt nicht
Selbst wenn Sie sich von dem Zusammenhang zwischen Gedanken und Gefühlen überzeugt haben und Ihre Denkfehler, insbesondere die unbedingten Muss-Forderungen, korrigiert haben, werden Sie nicht jedes Mal einen Erfolg feststellen.
Dafür gibt es drei Gründe:
1. Sie müssen von der neuen Sichtweise überzeugt sein, sonst bleiben die alternativen Gedanken wirkungslos. Ob es Ihnen gelungen ist, eine Situation mit neuen Augen zu sehen, erkennen Sie daran, dass Ihre negativen Gefühle beseitigt oder verringert sind.
Beispiel: In einem feinen Restaurant stoßen Sie versehentlich Ihr volles Rotweinglas um. Sie denken: »Was bin ich für ein Idiot. Alle halten mich jetzt für einen Menschen ohne Tischmanieren. Der Abend ist gelaufen. Am besten ist es, wenn ich nur noch Wasser trinke, das gibt wenigstens keine Flecken.« Sie möchten am liebsten im Boden versinken. Die Situation ist Ihnen furchtbar peinlich.
Wie Sie bei genauerem Hinsehen bemerken, enthalten diese Gedanken mehrere Fehler: Die Bezeichnung »Idiot« ist vollkommen übertrieben. Tatsache ist, dass alle Menschen fehlbar sind. Dadurch werden Sie aber nicht zu Idioten.Es mag sein, dass sich Menschen manchmal idiotisch verhalten. Das Umstoßen eines Weinglases gehört nicht zu den idiotischen Verhaltensweisen. Was die anderen denken, können Sie nicht wissen. Sie ziehen voreilige Schlüsse. Wegen des Malheurs einen unerfreulichen Verlauf des Abends zu erwarten, ist hinsichtlich der Zukunft eine unnötige Schwarzmalerei. Sie sehen nur dieses eine negative Ereignis und blenden alles Positive aus.
Außerdem stecken hinter diesen Gedanken einige unausgesprochene Muss-Forderungen. Selbst wenn die anderen Sie wegen des kleinen Vorfalls ablehnen sollten, ist das keine Katastrophe. Nicht alle müssen Sie lieben. Es wird genügend Menschen geben, denen das Gleiche auch schon passiert ist und die Verständnis für Sie haben werden. Sie müssen nicht immer alles richtig machen. Es kommt vor, dass man sich ungeschickt verhält. Sie dürfen Fehler machen und Pech haben – so wie alle anderen auch. Die Dinge müssen nicht immer so laufen, wie Sie sich das wünschen. Ein umgestoßenes Weinglas ist nun wirklich kein großes Unglück.
In dieser Weise könnten Sie Ihre Denkfehler korrigieren. Das heißt aber nicht, dass Sie automatisch von diesen wirklichkeitsgemäßeren Gedanken überzeugt sind. Insgeheim denken Sie vielleicht weiter: »Das mag ja alles stimmen. Aber es ist trotzdem schrecklich, dass mir das passiert ist.« Das wäre dann Ihre wahre Überzeugung. Sich einzureden: »Ach, das macht rein gar nichts«, ist zwecklos, wenn man nicht daran glaubt. In diesem Fall werden Sie sich mehr Zeit nehmen müssen, eine Sichtweise zu finden, die Sie wirklichdavon überzeugt, dass mit dem Umstoßen des Weinglases nichts Schlimmes passiert ist.
Es geht also nicht darum, Gedanken, an die Sie stark glauben, gegen solche auszutauschen, die Ihnen nur ein bisschen einleuchten. Das Ziel ist, die alten Stressgedanken infrage zu stellen: Hilft mir das weiter, so zu denken?
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