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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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das sehe ich ähnlich. Was sollen wir dort?«
    »Moment«, sagte sie, »aber …«
    »Jetzt sagen Sie bitte nicht, Sie haben wieder Bedenken wegen meiner Motive«, sagte ich. »Sagen Sie bitte nicht, dass nur Sie sich aus Afghanistan zurückziehen dürfen, und ich müsste drinbleiben!«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt noch was sage«, meinte sie und irrte mit den Augen durchs Studio. Ihr Blick blieb unter dem Kartentisch hängen.
    »Da steht noch eine Aktentasche«, sagte Künast süffisant, »gehört das so?«
    »Die hat wohl jemand vergessen«, sagte ich abwesend, »wo ist eigentlich Stauffenberg?«
    Die Sache mit der Aktentasche unter dem Kartentisch war wiederum meine Idee gewesen. Tatsächlich ist mir der ganze Vorfall beim Besuch der Wolfsschanze wieder so recht eingefallen. Ich habe dann auch vorgeschlagen, man könnte das als festes Element in die Sendung nehmen. Neben dem Gang zum Kartentisch. Die Aktentasche, fand ich, sollte man bei jeder Sendung für jeden Gast neu verstecken.
    »Nachdem wir uns auf den Abzug aus Afghanistan geeinigt haben«, sagte ich über den Tisch gebeugt, »verraten Sie uns zum Schluss bitte noch: Wenn die Grünen die Regierungsgewalt in diesem Lande bekommen – welches Land werden Sie als Erstes annektieren?«
    »Die Tasche tickt«, sagte Künast entgeistert.
    Das war Sensenbrinks Idee gewesen. Er hatte sie ganz kurz vor mir.
    »Seien Sie nicht albern«, mahnte ich. »Eine Tasche tickt nicht. Eine Tasche ist kein Wecker. Welches Land, sagten Sie?«
    »Kommt da jetzt Konfetti raus? Oder Mehl? Ruß? Farbe?«
    »Mein Gott, dann sehen Sie doch nach!«
    »Das würde Ihnen so passen. Ich bin ja nicht verrückt!«
    »Dann werden Sie es wohl nie erfahren«, sagte ich. »Wir hingegen haben einiges Interessante über Ihre sehr sympathische Partei erfahren. Vielen Dank, dass Sie bei uns waren – Frau Renate Künast!«
    Ich blickte unter dem Applaus hinter die Kulissen. Dort standen Sensenbrink und die Dame Bellini. Sie klatschten abwechselnd und streckten mir dazwischen ihre Fäuste mit aufgerichteten Daumen entgegen.
    Es war ein gutes Gefühl.

xxxi.
    D as Wichtigste, was ich in meiner Laufbahn als Politiker gelernt habe, ist die richtige Einschätzung repräsentativer Pflichten. Ich habe es im Grunde immer verachtet, dieses Angewiesensein auf Gönner, und dennoch muss der Politiker um der Zukunft des Landes willen in dieser Hinsicht häufiger über seinen Schatten springen. Es mag sein, dass öffentliches Händeschütteln, die Hochachtung der Spitzen der Gesellschaft für jene Kaste der Politikdarsteller einen Anreiz darstellt, für Menschen, die das Leben in der Öffentlichkeit verwechseln mit einem Leben für die Öffentlichkeit, für die Nation, für den kleinen Mann, der sich das Brot und die Kleidung vom Munde abspart. Und wer im Fernsehapparat sich auch nur fünfzehn Minuten den Nachrichten widmet, der wird mit tödlicher Sicherheit mindestens ein halbes Dutzend von jenen Mensch gewordenen Bücklingen sehen, die vor irgendwelchen wichtigen Personen kriechen. Ich habe derlei immer mit Ekel verfolgt und habe diverse Höflichkeitsbesuche nur um der Sache willen gequält auf mich genommen, um der Partei willen, etwa für das deutsche Volk, für die Erhaltung der Rasse oder einen neuen Mercedeswagen.
    Gut, und für die Vierhundert-Quadratmeter-Wohnung am Prinzregentenplatz.
    Und von mir aus letzten Endes auch für den Obersalzberg.
    Es waren all dies aber Anschaffungen, die letztlich mit der Attraktivität des Führers auch die der Partei und damit der Bewegung steigerten. Wenn ich allein an die Besucherströme am Berghof denke, da kann keiner behaupten, das hätte irgendetwas mit Erholung zu tun gehabt! Oder der Besuch von Mussolini, grauenhaft! Es darf sich eben ein Führer nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen, oder nur zeitweise, sagen wir. Wenn seine Reichshauptstadt in Trümmern liegt, dann kann er schon einmal für eine geraume Zeit in einen Führerbunker gehen. Sonst aber gehört der Führer zu seinem Volke. Weshalb ich mich auch sehr über die Einladung aus München freute.
    Es hatte mir bereits im späten August eine namhafte Gesellschafts-Zeitschrift geschrieben, die Schriftleiterin bat mich, ihrem Magazin anlässlich des wieder zu »Oktoberfest« zurückgetauften ehemaligen Großdeutschen Volksfests einen Besuch abzustatten. Bei Flashlight riet mir jeder zum Besuche dieser Veranstaltung, ich war zunächst zögerlich. Ich bin im ersten Abschnitt meiner

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