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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Gefahr.
    Die aber näherte sich aus dem Vorder-, der zugleich Hintergrund war.
    Die Gestalten kamen, schlichen außen an den Stuhlreihen entlang. Sie gingen geduckt, waren kaum zu sehen und nur deshalb wahrnehmbar, weil sich die Flammen bewegten, wenn sie zu nahe an ihnen vorbeiglitten. Da zauberten sie dann Muster auf den Boden. Da mischte sich Hell und Dunkel zusammen, da war plötzlich alles anders, und auch ich hörte das leise Schleifen der Tritte durch das Gras. Ich drehte den Kopf.
    Schreie ließen die Zuschauer zusammenschrecken.
    Schreckliche Gestalten waren plötzlich da. Sie rannten von zwei Seiten gegen den großen Lichtkegel und damit gegen die Frau, die sich nicht rühren konnte und vor Angst erstarrt war. Dann waren sie über ihr.
    Sie rissen den schlaffen Körper hoch, und jetzt erst waren sie auch richtig zu erkennen. Pelzige Wesen, halb Mensch, halb Tier. Gut verkleidet, gute Bewegungen, verbunden mit unheimlichen Lauten, die sie produzierten und die von einer dumpfen, immer wieder stockenden Musik untermalt wurden.
    Die Frau wehrte sich zwar, aber sie hatte keine Chance. Sie blieb in den Klauen der Wesen und wurde aus dem Lichtkreis in die Finsternis geschleppt, wo auch der Fackelschein sie nicht erreichte.
    Die Musik endete.
    Es wurde still.
    Nur noch das verhaltene Atmen der Zuschauer war zu hören. Eine Kinderstimme fragte klagend: »Tun die Monster der Frau jetzt weh?«
    »Nein, Sandra, nein. Sie tun ihr nicht weh. Das ist alles nur ein Spiel, Liebes.«
    Die Pause war genau getimt. Bevor jemand unruhig werden konnte, trat wieder der Sprecher auf. Diesmal hielt er sich im Grau der Burgmauer verborgen, er war nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Aber wir hörten seine Stimme, denn er erklärte uns, was die Geschichte zu bedeuten hatte.
    Er sprach von der jungen Frau, die sich allein in die Fremde gewagt hatte und auf dem Weg dorthin von einer gefährlichen Monsterart überfallen worden war. Ich horchte auf, als der Mann den Namen Nachzehrer erwähnte, denn mit ihnen hatte ich es vor Jahren schon einmal zu tun bekommen. Nachzehrer waren widerliche Wesen. Sie erinnerten mich an Ghouls, denn auch sie wollten die Menschen ganz, und der Sprecher erklärte aus der Dunkelheit, was es mit ihnen für eine Bedeutung hatte. Dann sagte er noch: »Sie, die Wölfe und die Vampire sind typisch für unsere Geschichten. Sie sind es, die sich durch Legenden und Sagen ziehen und den Menschen die große Furcht einjagen.«
    »Was sagst du?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Weiß ich noch nicht. Ich vermisse unseren Freund.«
    »Ich auch. Sollen wir ihn suchen?«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Und wo?«
    »Wir teilen uns. Du nimmst dir eine Seite vor, ich die andere. Diese Burgruine besitzt zahlreiche Schlupflöcher und Schlupfwinkel, die auf den ersten Blick nicht zu sehen sind. Ich weiß es aber, Suko. Wir sollten versuchen, über eine der Treppen nach oben zu gelangen. Ich kann mir vorstellen, daß sich unser Freund dort blicken läßt.«
    »Möglich.«
    Der Sprecher hatte seine Erklärung noch nicht beendet. »Aber all die, die in unserer Sagenwelt Angst und Schrecken verbreiten, die ihre Heimat und Verstecke in den tiefen Wäldern der Karpaten gefunden haben, haben jemanden, der über ihnen steht und über sie wacht. Der aber auch über sie herrscht und sie beherrscht. Es ist der Böse, der Grausame, der Teufel aus dem Dunkel. Es ist – Mephisto!«
    Das letzte Wort hatte er sehr laut gerufen, damit es als Echo noch durch den Burghof hallte.
    Zugleich warf der Scheinwerfer wieder seine helle Bahn über den Burghof.
    Diesmal war er auf eine andere Stelle gerichtet. Er traf nicht mehr den Sprecher, sondern stach quer auf ein anderes Mauerwerk zu und traf dort eine bestimmte Stelle in der Wand.
    Es war die Nische, in der ich diesen Mephisto schon einmal gesehen hatte.
    Und jetzt stand er wieder dort!
    ***
    Es gab wohl keinen, der seinen Blick nicht in diese neue Richtung gedreht hätte. Jeder Zuschauer wollte ihn sehen, und sicherlich war auch jeder von seinem Anblick entsetzt, denn die geduckt dastehende und relativ kleine Gestalt mit dem bleichen Gesicht bot ein Bild des kalten Horrors. Mir fiel auf, daß das Licht der Scheinwerfer eigentlich auch in seine Augen hätte strahlen müssen, was auch der Fall war, nur waren sie nicht zu sehen, denn sie waren in den tiefen Höhlen verschwunden, als hätte man sie in den Kopf hineingedrückt.
    Möglicherweise hatte er auch keine Augen mehr, wer konnte das

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