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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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schob ihre Hände in die Taschen und konzentrierte sich auf ihre Atmung. Die beiden Offiziere unterhielten sich wieder miteinander, und der eine sprach erneut in sein Funkgerät. Als die Antwort kam, runzelte er die Stirn, sagte aber nichts. Derjenige mit ihrem Pass in der Hand sah sie wieder an. Kyra zeigte keine Regung, während sie überlegte, ob die chinesischen Beamten in westlichen Gesichtern unterschiedliche emotionale Regungen erkennen konnten.
    Jetzt gib mir doch einfach meinen Pass zurück , dachte sie.
    Der Koreaner betrat vorsichtig die Boeing 767. Eine hübsche koreanische Flugbegleiterin fragte ihn, ob er Hilfe bei der Suche nach seinem Platz brauche. Er verstand die Sprache nicht, nickte aber. Sie nahm seine Bordkarte und führte ihn am Arm in die erste Klasse. Sich an den Sitzlehnen abstützend erreichte er seine Reihe. Die Flugbegleiterin half ihm, sich hinzusetzen, stellte fest, dass er kein Handgepäck dabeihatte, und fragte ihn, ob er etwas zu trinken und ein heißes Handtuch für sein Gesicht wünsche. Das Handtuch lehnte er ab.
    Er hatte keine Ahnung, was es bei den Prothesen bewirken würde, die Monaghan seinem Gesicht verpasst hatte.
    Als die Flugbegleiterin gegangen war, sah er mit starrem Gesicht aus dem Fenster, ohne die Silhouette der Stadt in der Ferne zu erkennen. Peking war für ihn Geschichte. Ihm wurde klar, dass er auch nicht wusste, was Tränen seinen Prothesen antun würden. Vielleicht hätte er doch um das Handtuch bitten sollen.
    Vorn sah er, wie die Flugbegleiter eine andere Passagierin begrüßten. Kyra Stryker nickte und ging den Mittelgang entlang, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    Der MSS -Offizier gab der letzten Passagierin, einer jugendlichen Kanadierin, den Reisepass zurück. Sein Kollege zuckte mit den Schultern und sprach in sein Funkgerät. Der Vorgesetzte am anderen Ende erteilte seine Zustimmung, woraufhin die Soldaten ihre Gewehre schulterten und von diesem Flugsteig zu einem anderen weitergingen. Die ganze Nacht über würden Flugzeuge starten. Die Gegenspionage sei sehr dünn besetzt, hatte man ihnen gesagt, und niemand wusste, wann die Verstärkung eintreffen würde.
    Die Mitarbeiterin vom Bodenpersonal verriegelte die Tür am Flugsteig und überprüfte die Sicherheitsanzeige. Ihre Schicht war zu Ende. Während sie sich vom Terminal entfernte, zog sie ein Mobiltelefon heraus und drückte eine Taste. Sie wusste nicht, wen sie anrief oder welche Nummer einprogrammiert war.
    »Hallo«, meldete sich eine Frau in hervorragendem Chinesisch.
    »Das Essen ist serviert, vier Gänge, alles kalt«, berichtete die Angestellte.
    »Vielen Dank.« Am anderen Ende wurde aufgelegt. Die Mitarbeiterin betrat die nächstbeste Toilette, wartete ein paar Augenblicke, bis sie allein war, entfernte die SIM-Karte aus dem Handy und spülte sie die Toilette hinunter. Das Telefon ließ sie in den Mülleimer fallen.
    An Mitchells jetzt leerem Schreibtisch legte Anna Monaghan den Telefonhörer wieder auf und bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. Bis bald , dachte sie und unterdrückte den Drang, ans Fenster zu treten und den Mittelfinger in Richtung Zhongnanhai zu heben.
    Mitchell hatte am Abend zuvor zwei Staatstelegramme für Langley formuliert, und jetzt konnte Monaghan seinem ehemaligen Vertreter, dem jetzt frisch ernannten Stationsleiter, sagen, welches er löschen sollte. Das andere würde nur ein paar Sekunden für die Übertragung über den Pazifik benötigen. Es ließ sich nicht sagen, wie lange dort die Einsatzzentrale brauchen würde, bis es auf Barrons Schreibtisch lag. Barron würde aber schon ungeduldig darauf warten. Monaghan griff zum Hörer eines sicheren Telefons und wählte eine Nummer.
    BÜRO der CIA-Direktorin
    Cooke hatte ihr Büro im sechsten Stock seit zwei Tagen nicht verlassen. Sie nahm ihre Mahlzeiten in ihrem eigenen Esszimmer ein – in ihrer Position verfügte sie über einen persönlichen Koch samt perfekt ausgestatteter Küche – und ging nur hinüber in die Einsatzzentrale, um sich dort über die militärischen Entwicklungen im Südchinesischen Meer informieren zu lassen. Barron hatte ihr am Tag zuvor vorgeschlagen, nach Hause zu gehen, was sie aber energisch abgelehnt hatte. Sie wusste, dass er ihr den Rat wegen irgendeines Pflichtbewusstseins und keinesfalls aus Überzeugung gegeben hatte. Barron würde sie nie ernsthaft bitten, etwas zu tun, was er selbst nicht tun würde. Trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie gerne auf ihn gehört

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