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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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Der Rest von Tians Büro war gemütlich eingerichtet, aber nicht überladen. Einige Möbelstücke schienen hier die Viktorianische Zeit überlebt zu haben.
    Die anderen Männer im Büro waren für sich genommen ein beeindruckender Haufen.
    Dunne hatte ein schlechtes Gedächtnis, was chinesische Charaktere betraf, doch das für Gesichter war hervorragend. Er hatte die ihm von der CIA und vom Außenministerium zur Verfügung gestellten Biografien der chinesischen Führer aufmerksam durchgearbeitet, und noch nie hatte er so viele Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei und der zentralen Militärkommission auf einmal außerhalb der Großen Halle des Volkes gesehen.
    Sie sind nicht hier, um Tee zu trinken , sagte sich Dunne. Und sie wollen, dass ich sie sehe. Ansonsten hätte Tian vorher sein Büro räumen lassen können . Solche Dinge passierten auf dieser Ebene nicht zufällig. So viele Männer in dieser Position kamen in Zhongnanhai nicht aus gesellschaftlichen Gründen zusammen, und eigentlich hätte das Protokoll verlangt, dass er erst empfangen wurde, nachdem sie gegangen waren. Er durchforstete seine Erinnerung, doch ihm fiel nicht ein, wann er diese Männer zusammen bei einem Staatsbankett gesehen hatte, geschweige denn bei einer Besprechung. Würde Dunne plötzlich wieder hinausgeschickt werden, wäre schon das, was er bereits gesehen hatte, ein Staatstelegramm nach Washington wert.
    »Botschafter Dunne, danke, dass Sie gekommen sind.« Präsident Tian sprach ein hervorragendes Englisch, was Dunne immer frustrierte. Es verschaffte dem chinesischen Staatsoberhaupt einen bedeutenden Vorteil. Er trat vor und reichte Dunne mit freundlichem Lächeln die Hand.
    »Präsident Tian, es ist mir eine Ehre, von Ihnen empfangen zu werden.«
    Tian wandte sich zu den anderen Männern und sprach auf Chinesisch mit ihnen. Dunne deutete die Worte als höfliche Bitte, sie allein zu lassen – oder »Botschaft übermittelt«? Nachdem die Männer das Büro im Gänsemarsch verlassen hatten, schloss Zeng die Tür hinter ihnen.
    Tian ließ sich langsam auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch sinken. »Die Zeiten sind gefährlich«, begann er ohne Einleitung. Er war fast zehn Jahre jünger und um einen Kopf kleiner als Dunne, und seine Stimme war tiefer als die der meisten Chinesen, mit denen Dunne sich unterhalten hatte. Wie bei Zeng hatte auch sein Oxford-Englisch einen seltsamen chinesischem Tonfall. »Sie sind sich natürlich der kürzlich von Präsident Liang gehaltenen Rede bewusst, in der er uns der Spionage in Taiwan bezichtigt.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich werde Ihre Intelligenz nicht beleidigen, indem ich behaupte, unsere verhafteten Staatsbürger hätten keine Verbindung zu unserem Ministerium für Staatssicherheit. Wir verstehen beide die Notwendigkeit geheimdienstlicher Operationen.« Tian nippte an seinem Tee. »Doch die Fakten müssen klargestellt werden. Die Taiwaner arbeiteten nicht für uns. Vielleicht waren sie politische Feinde von Präsident Liang, und er nutzte die Gelegenheit, um sie aus dem Weg zu räumen. Ein solcher Akt wäre wohl kaum unter seiner Würde.«
    Dunne richtete sich auf, ohne über seine Reaktion nachgedacht zu haben. Du hast zugegeben, dass MSS -Beamte beteiligt waren? Warum? Während ein Teil seines Gehirns das Rätsel zu lösen versuchte, legte der diplomatische Teil seine Antwort zurecht. »Einer war amerikanischer Staatsbürger«, korrigierte Dunne ihn, um Zeit zu gewinnen.
    »Ja, aber ich weiß ehrlich nicht, warum er sich mit unseren Beamten in dem Raum aufhielt«, gestand Tian ein. Dunne beobachtete sein Gesicht aufmerksam. Wenn der chinesische Präsident log, ließ er sich nichts anmerken. »Und in Anbetracht seines unglücklichen Todes werden wir es erst wissen, wenn Liang unsere Beamten nach Peking ausliefert. Ein weiterer Grund dafür, dass Ihr Land Taiwan davon überzeugen könnte, mit uns in dieser Angelegenheit zusammenzuarbeiten.«
    Dunne unterdrückte seine spontane Antwort und hob stattdessen nur eine Augenbraue. Der Bericht, den Mitchell mit ihm am Morgen durchgegangen war, erzählte etwas anderes. Dunne hatte von Tian keine Bekennergeschichte erwartet, aber auch nicht eine derartige Lüge. »Sie leugnen also nicht, dass das Ministerium für Staatssicherheit gegen Taiwan spioniert hat?«
    »Nein. Selbstverständlich werden wir es öffentlich leugnen.«
    »Selbstverständlich.«
    Tian nahm einen Schluck Tee. »Dies erzähle ich Ihnen, weil die Anwesenheit unserer Beamten

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