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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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sich herausschlagen.
    Er hatte seinen Anzug gegen eine schwarze Röhrenjeans und eine schwarze Lederjacke ausgetauscht, was schneidig und nach sehr viel Geld aussah. Sein Haar glänzte durch irgendeine feucht wirkende Substanz. Insgesamt hatte er etwas Öliges an sich. Sein Haar war an den Seiten kurz, aber es fiel ihm in Wellen in Stirn und Nacken, und natürlich musste da irgendwo eine goldene Kette sein (sie sah sie erst, als er sich auszog).
    »Wie heißen Sie?«, fragte Rachel.
    »Anton«, antwortete er zerstreut, während er aus dem Fenster sah. Er schien weit weg zu sein und wollte nicht wissen, wie sie hieß.
    Sie fuhren mit dem Taxi in die Stadt. Er schob seinen Oberschenkel wie beiläufig an ihren, dann griff er nach ihrer Hand, als wäre sie bereits sein. Doch gepflegte Unterhaltung war nicht unbedingt seine Stärke.
    »Möchtest du einen Film sehen?«, fragte er zu ihrer Überraschung. Das war für eine erste Verabredung ein anständiger, normaler Vorschlag.
    »Sehr gern.«
    »Gehen wir erst etwas trinken.«
    Es hatte zu nieseln angefangen, als sie vor einem Hotel im West End nahe der Shaftesbury Avenue aus dem Taxi stiegen. Sie gingen hinein. Rachel hatte einen solchen Palast noch nie von innen gesehen. Für ihresgleichen war er ganz offensichtlich nicht gedacht. In der Bar kam ein sehr von sich selbst überzeugter junger Kellner an ihren Tisch. Sie bestellte eine Cola mit Rum, Anton ein Mineralwasser.
    Als sie ihren Tabakbeutel und Papier hervorholte, um sich eine Zigarette zu drehen, stoppte Anton sie. »Lass das. Das ist ja widerlich.« Er verzog das Gesicht, als hätte sie eine tote Schnecke hervorgezogen, machte dem Kellner ein Zeichen und verlangte eine Packung Camel. Im Nu brachte der Ober auf einem Silbertablett eine geöffnete Packung, aus der drei Zigaretten bis zur Hälfte herausragten, und gab Rachel Feuer. Einen Augenblick später stellte er die Getränke und dazu eine Schale mit riesigen Cashewnüssen auf den Tisch. Hier gab es Cashewnüsse gratis dazu! Das sagte einiges über das Hotel aus. Anton hielt ihr die Schüssel hin, aber sie schüttelte den Kopf. Sie liebte Cashewnüsse, aber sie war zu nervös, um etwas zu essen.
    »Das ist brav«, sagte er. »Ich will nicht, dass du was isst.«
    Sie wusste nicht recht, was er meinte – ob sie ihm nicht dünn genug war oder ob er aus einem anderen Grund wollte, dass sie hungrig blieb. Er war offensichtlich an ihrem Äußeren interessiert, weil er kurz darauf ihre Kleidung kritisierte: Ihre Jeans sahen billig aus, ihr Top war verwaschen, ihre Jacke hässlich und unmodern. Ihr Haar konnte auch einen Schnitt und eine Aufhellung gebrauchen, und der Ring in ihrer Augenbraue musste verschwinden.
    »Wie würden Sie mich denn ausstaffieren?«, fragte sie, eher amüsiert als verletzt.
    »Bleib bei mir, und ich gehe mit dir einkaufen«, meinte er selbstgefällig. »Ich würde dich liebend gern einkleiden.« Leise lachend musterte er sie. »Du bringst die richtige Figur mit. Gutes Rohmaterial. Du könntest atemberaubend aussehen.«
    Sie lachte ebenfalls. »Mit Schmeicheleien kommt man ans Ziel.«
    »Ich weiß«, erwiderte er. »Ich freue mich schon darauf.«
    So war es gekommen, dass sie noch keine Stunde mit ihm zusammen war, als sie sich bereits, ohne es zu wollen, einverstanden erklärte. Sie bestellten noch etwas zu trinken, dann teilte Anton ihr mit, dass sie sich mit dem Film nicht mehr die Mühe zu machen brauchten.
    »Wohin gehen wir?«, fragte sie unbeholfen, als er sie am Ellenbogen aus dem Hotel führte. Da er nicht antwortete, beschloss sie, alles auf sich zukommen zu lassen. Fast genoss sie ihre Furcht vor dem Unbekannten und den Gedanken, dass ihr Körper benutzt werden würde – auf eine für sie noch unvorstellbare Weise, die durch den eisernen Griff, mit dem er ihren Arm hielt, lediglich angedeutet wurde.
    Sie stiegen in ein Taxi. Obwohl es noch immer taghell war, glitt seine Hand, noch bevor der Wagen auf die Fahrbahn eingebogen war, ihren Rücken hinauf, unter ihr Top, und öffnete ihren BH. Mehr machte er nicht, nur das, um sie wissen zu lassen, dass ihr die Kleidung schon bald ausgezogen werden würde. Sie konnte sich nicht daran erinnern, je von einem Mann oder einer Frau so erregt worden zu sein. Oder war es Angst?
    Die Fahrt war nicht lang, aber sie achtete nicht darauf, wohin sie fuhren. Im Vergleich zu der brennenden Erregung in ihr war alles um sie herum wie ein langweiliger Schwarzweißfilm. Das Taxi hielt vor einem gepflegt

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