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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sind und denken, alle anderen treiben es dauernd, Tag und Nacht, dass sie nicht aufrichtig sagen, wie oft sie es machen, und übertreiben, und diejenigen, denen sie es erzählen, haben ebenfalls das Bedürfnis zu lügen, und niemand erfährt die Wahrheit.
    Jedenfalls haben Aidan und ich zwei- oder dreimal in der Woche miteinander geschlafen. Am Anfang war es natürlich eher zwei- oder dreimal am Tag. Ich weiß, dass es nicht geht, dem anderen ständig die Kleider vom Leib zu reißen und zusammen zu duschen und es an öffentlichen Orten zu treiben und rund um die Uhr scharf zu sein. Man wäre erschöpft und hätte keine Knöpfe mehr an den Kleidern, und man könnte verhaftet werden. Zu meinem Bedauern hatten wir nie etwas richtig Abenteuerliches gemacht, es war alles mehr oder weniger das Übliche. Aber vielleicht kommt man zu den spezielleren Sachen erst später. Vielleicht musste man erst den standardmäßigen Sex durchmachen, und nach zehn Jahren wären wir vielleicht in die Suburbs gezogen und hätten uns in eine enthemmte, erotisch prickelnde Partnertauschszene gestürzt.
    Am schlimmsten fand ich, dass ich so viele Gelegenheiten ungenutzt hatte verstreichen lassen – fast jeden Morgen meines Lebens mit ihm. Wenn er sich morgens für die Arbeit fertig machte, lief er nackt durch die Wohnung, die Haut noch feucht von der Dusche, mit pendelndem Pimmel, und ich hetzte umher und suchte das Deo-Spray oder die Haarbürste oder sonst irgendwas, und aus dem Augenwinkel sah ich seinen kleinen Bauchnabel oder die konkave Fläche an seinem Oberschenkel und dachte: »Mein Gott, er ist himmlisch.« Aber im nächsten Moment schon dachte ich vielleicht: »Ich habe immer noch nicht die Schuhe zum Schuster gebracht, ich muss andere Schuhe anziehen, das wirft alles über den Haufen.«
    Jeden Morgen war es ein Wettlauf mit der Zeit, aber das hinderte Aidan nicht daran, nach mir zu greifen, wenn ich halb angezogen an ihm vorbeiflitzte, aber ich wehrte ihn fast immer ab und sagte: »Finger weg, wir haben keine Zeit.«
    Meistens nahm er es gelassen, aber eines Morgens, nicht lange vor seinem Tod, sagte er mit Bedauern: »Wir machen es nie mehr morgens.«
    »Niemand macht es morgens«, sagte ich. »Nur Perverse wie Firmenchefs mit Renommierfrauen oder Geliebten. Und die Frauen machen nur mit, weil der Firmenchef ihnen teuren Schmuck schenkt. Und der Firmenchef macht es, weil er mit zu viel Testosteron auf die Welt gekommen ist, und wenn er keinen Sex haben kann, muss er ein Land besetzen oder so was.«
    »Ja, aber …«
    »Nun komm schon«, schimpfte ich mit ihm. »Wir leben nicht in einem Joy-of-Sex- Video.«
    »Was passiert da?«
    »Du weißt schon. Spontaneität.« Ich zog den Reißverschluss an meinem Rock hoch. »Du wärst schon fertig angezogen für die Arbeit, wie jetzt, und ich läge in einem Schaumbad.«
    »Wir haben gar keine Badewanne.«
    »Ist doch egal. Ich würde meine Zehenspitzen aus dem Wasser strecken und mir die Unterschenkel lustvoll einseifen, und du würdest dich über den Wannenrand lehnen, um mir zum Abschied einen Kuss zu geben …«
    »… ach, jetzt verstehe ich. Du würdest mich an der Krawatte reinziehen …«
    »… genau! In die Badewanne …«
    »… Mann. Toll …!«
    »Gar nicht toll. Du wärst stinksauer. Du würdest schreien: ›Pass doch auf, um Himmels willen, das ist mein Hugo-Boss-Anzug. Was soll ich jetzt zur Arbeit anziehen?‹« Während ich sprach, suchte ich in einer Schublade nach einem BH. Schließlich fand ich einen.
    »Guck mal.« Aidan zeigte auf seinen Schritt. Er wollte wohl andeuten, dass dort etwas in Bewegung war. Ich beachtete ihn gar nicht und fuhr fort. »Du würdest sagen: ›Lass uns schnell das Wasser aufwischen, bevor der Mann unter uns kommt und uns anschreit, weil das Wasser durch seine Decke tropft.‹«
    Aidan guckte auf seinen Schritt. Ich folgte seinem Blick zu der schlanken Knüppelform, die sich an seiner Hose abzeichnete. Er zuckte verlegen die Schultern, und ich sagte: »Wir müssen los.«
    »Nein.« Er öffnete den Verschluss an meinem BH, den ich gerade zugemacht hatte.
    »Nein!« Ich versuchte, den BH wieder anzuziehen.
    »Aber du bist so schön.« Er biss mich sanft in den Nacken. »Und ich begehre dich so sehr. Fühl mal.« Er nahm meine Hand, und ich spürte unter seiner Hose die Erektion, gebogen und gespannt und bereit, sich aufzurichten. Bei meiner Berührung wurde sie fester und dicker.
    Inzwischen fand ich selbst die Idee ziemlich gut, aber ich machte

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