Erde
Jahrhundert hätten tun sollen. Etwa Asteroiden bergmännisch nach Platin ausbeuten, die Geheimnisse echter Nanotechnologie ergründen und von Neumanns ›auf dem Mond grasende Schafe‹ herzustellen, um unermeßlichen Reichtum zu produzieren. Wenn man manchen von Ihnen zuhört, so wären dann alle unsere Probleme erledigt. Der nächste Schritt – Sternenreisen und Kolonisation der Galaxis – wäre trivial.
Aber halt! Selbst angenommen, wir schaffen es, langlebige Ökologien im Raum aufrechtzuerhalten, und so reich zu werden, daß die Kosten des Flugs zu den Sternen nicht ruinös wären, so hätten wir immer noch das Problem der Zeit.
Ich meine, höchst hypothetische Pläne zeigen, daß Sternschiffe mit nicht mehr als zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit dahinkriechen – erheblich langsamer als jene Science Fiction-Raumkreuzer, die wir mit Warp drei lossausen sehen. Bei solchen Geschwindigkeiten mag es fünf oder zehn Generationen dauern, einen guten Siedlungsplatz zu erreichen. In der Zwischenzeit werden die Passagiere Dörfer und Farmen und schrullige klaustrophobe Enkelkinder betreuen müssen, alles innerhalb ihrer rotierenden hohlen kleinen Welten.
Was für eine Art sozialer Ingenieurwissenschaft wird das erfordern? Wissen Sie, wie man eine geschlossene Gesellschaft plant, die so lange überdauern muß, ohne zu zerfallen? Oh, ich denke, das sich das machen läßt. Aber geben Sie nicht vor, es wäre einfach!
Wir werden auch nicht das Dilemma isolierter Genpools lösen. In den gegenwärtigen Archen und Zoos sterben viele geborgene Arten, obwohl die MikroÖkologien stimmen – einfach weil zu wenige Individuen in der ursprünglichen Mischung vorhanden waren. Für einen gesunden Genpool braucht man Diversität, Mannigfaltigkeit und Heterozygosität.
Eines ist klar, kein Sternenschiff wird es schaffen, das nur eine einzige Rassengruppe befördert. Benötigt werden – rund herausgesagt – Bastarde… Leute, die mit praktisch jedem hin und her gekreuzt sind und daran Spaß zu haben scheinen. Wissen Sie… wie Kalifornier.
Außerdem ist es so, als hätten sie sich schon lange darauf vorbereitet. Verflucht – stellen Sie sich vor, daß einmal Aliens in Kalifornien landen würden! Anstatt wegzulaufen oder gar nach den Geheimnissen des Universums zu fragen, würden Kalifornier die BEMs – die stieläugigen Monster – fragen, ob sie eine neue cuisine hätten!
• KRUSTE •
Ein Kommando der Schweizer Marine erschien im letzten Moment rasch an der Stelle des Gemetzels. Die stolze Flottille glitt über den morgendlichen Horizont des Ozeans, entrollte bunte Kampfembleme, feuerte Warnschüsse ab und trieb die Angreifer zu Paaren.
Gerettet! Die Besatzungen rostiger Fischereischiffe brachen in Hochrufe aus, als ihre Retter in Sicht kamen, mit der hellen Sonne im Rücken. Noch vor Augenblicken schien alles verloren gewesen zu sein. Jetzt war aus der Katastrophe ein Sieg geworden!
Nichtsdestoweniger nahm Crat kaum Notiz. Unter der Menge dreckiger und verschwitzter Deckmatrosen, die in die Wanten kletterten und ihre Halstücher schwenkten, war er zu sehr damit beschäftigt, über die Seite zu speien, als sich mit Hochrufen abzumühen. Zum Glück war nicht mehr viel in seinem Magen, das er in das schon mit blutigen Resten gesättigte Wasser hätte entleeren können. Sein Anfall verklang in einem langsameren Rhythmus erstickten Stöhnens.
»Hier, fils!« sagte einer in der Nähe. »Nimm diesen Lappen und mach dich sauber!«
Die Stimme hatte einen starken Akzent. Aber schließlich sprach fast jeder an Bord dieser verrosteten Attrappe eines Schiffes gebrochen, wenn überhaupt, Standardenglisch. Crat war leicht überrascht, daß das Tuch ziemlich sauber war. Sauberer als alles, das er gesehen hatte, seit er vor einigen Wochen an Bord der Congo gegangen war. Er wischte sich das Kinn ab und versuchte dann, den Kopf zu heben. Er wunderte sich jämmerlich, wer sich bemüßigt gesehen hatte, ein Interesse an ihm zu nehmen.
»Nein. Danke mir nicht! Hier. Laß mich dir etwas gegen die Übelkeit geben!«
Der Sprecher war weißhaarig und von der Sonne verrunzelt. Und trotz seinem Alter war deutlich, daß seine drahtigen, sonnengebräunten Arme stärker waren als Crats weiche, die in der Stadt gewachsen waren. Der Gute Samariter ergriff eisern Crats Hinterkopf und hob einen Dampfsprüher. »Bist du soweit? Gut, jetzt einatmen!«
Crat inhalierte. Maßgeschneiderte Moleküle sickerten durch seine Schleimhäute und
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