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Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition)

Titel: Erdenrund: Hartmut und ich auf Weltreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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bist, kannst du die Lieferung der Getränke überwachen und das, was du dir als Sonderaktion vom ›Kölsche Klüngel‹ ausgedacht hast, organisieren und dabei ein bisschen Werbung für den Tag machen. Und wenn du damit durch bist, kannst du dich hier in der Küche an den Essensvorbereitungen beteiligen und dich gleich mal ein bisschen in die Gastronomie einarbeiten. Wenn ich an dem Tag auf der Rennbahn bin, muss ja jemand, dem ich vertraue, hier im Laden sein. Den kann ich ja nicht außer der Reihe schließen.«
    »Das wäre vollkommen undenkbar.«
    »Genau. Und – was meinst du?« Meine Mutter sieht mich erwartungsvoll an. Etwa zwei Sekunden. Dann steht sie auf, weht durch die Küche in das Ess-Büro, holt den Taschenrechner und größeres Papier und haucht zurück auf den Küchenstuhl. »Ich bin aufgeregt! Was für ein schönes, großes Event. Das regt den Umsatz an. Also, welche Gedanken hast du dir nun dazu gemacht?«
    »Keine. Ich habe gerade erst erfahren, dass ich Ende April noch hier wohnen werde.«
    »Aber Kind, natürlich wohnst du dann noch hier. Wo sollst du denn sonst sein?« Meine Mutter macht Koboldmaki-Augen. Es ist undenkbar für sie, dass ich jemals wieder ausziehen möchte. Was ist, wenn sie recht hat? Ihre Augen nehmen wieder normale Größe an. »Das wäre also geklärt. Wie wäre es, wenn du ein paar unserer Gipsjungs vergrößerst? Du weißt schon, wie auf den Karnevalszügen.« Sie malt mit ihren dünnen Ärmchen große Formen ihrer Kölner Helden in die Luft, deren kleine Büsten in ihrer Kneipe stehen. Ich habe mir noch nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie die Figuren auf den Karnevalswagen gestaltet werden. Angemaltes Pappmaché auf Hasendraht. Klar, das sieht man. Aber wenn das alles wäre, würde der Fahrtwind bei den 1,6 km/h, die im Rosenmontagszug aufkommen, die Figuren in die Menschenmenge katapultieren. Mir kommt eine Holzkonstruktion in den Sinn. Das wäre leicht zu bearbeiten und trotzdem stabil. Ich gehe rüber in das Ess-Büro und zeichne eine Unterkonstruktion, radiere daran herum und versuche es noch mal.
    »Wie groß soll das denn sein?«
    »Bitte? Ich höre dich nicht, ich bin auf der Leiter im Schlafzimmer.«
    Ich gehe zu ihr. Meine Mutter steht auf der obersten Stufe und reckt sich auf Zehenspitzen zu der Gardinenstange.
    »Ich denke, du planst gerade einen Stand auf einem Fest.«
    »Mir ist eingefallen, dass wir in der Zwischenzeit die Vorhänge waschen könnten.« Sie knickt ein wenig ein. Die Leiter kippt. Ich springe über ihr Messingbett und halte die Sprossen fest. Dann bin ich blind.
    »Kind?«
    »Hier.«
    »Ist was passiert?«
    Ich halte die Leiter weiter fest und sage: »Kannst du jetzt mal runterkommen?«
    Meine Mutter gehorcht und kichert. Als sich die Leiter nicht mehr bewegt, lasse ich los und versuche, mich von dem schweren langen Vorhang zu befreien, der sich über mich drapiert hat. Ich ziehe und zerre, dann verliere ich die Geduld und reiße an dem Stoff. Ein harter Gegenstand knallt mir mit Wucht gegen den Hinterkopf.
    »Susannchen, Kind, vorsichtig!« Meine Mutter hebt den Gegenstand weg. Es ist die Gardinenstange. Sie gibt sie mir in die Hand, gleitet in die Küche, kommt mit Eiswürfeln im Handtuch zurück, presst mir das kalte Gebilde an den Kopf und nimmt mir die Stange wieder weg.
    »Die kannst du nachher wieder anbringen. Eilt ja nicht. Die muss erst wieder fest sein, wenn die Vorhänge feucht aufgehängt werden.«
    Ich blicke nach oben und stelle fest, dass dort, wo das rechte Ende der Gardinenstange eingeschraubt war, ein großer Ziegel halb aus der Wand ausgebrochen ist. Nur ein bisschen Tapete hält ihn davon ab, mir auch noch auf den Kopf zu fallen. Sein Gegenüber auf der linken Seite des Fensters sieht nur unwesentlich besser aus.
    »Die Dinge brauchen ihre Zeit«, sage ich so gedehnt, als würde ich einen Kaugummi aus meinem Mund ziehen.
    »Geht es dir gut, Susannchen?«
    »Absolut. Aber selbst wenn ich das direkt repariere, wirst du heute keine Vorhänge daran aufhängen können. Schon mal gar keine feuchten.«
    »Ach, Susannchen, das kriegst du doch hin!«
    »Ja, Mutter, das bekomme ich hin. Aber der Zement muss trocknen, oder meinst du, ich schmiere da ein Kilo Sekundenkleber rein?«
    Die Augen meiner Mutter leuchten auf. Ich sehe genau, dass sie einen Moment lang versucht ist, dem zuzustimmen. Dann sieht sie meinen Gesichtsausdruck. »Aber nein, wo denkst du denn hin? Das würde doch nicht funktionieren! Oder?«
    »Richtig,

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