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Erebos

Erebos

Titel: Erebos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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siegreicher Feldherr zu fühlen. Es reicht, Lelant zu beobachten, wie er zurückweicht, ungeschickt pariert, stolpert, den Schild verliert. Wie er hinfällt und daliegt und sein Schwert hochhält, als wäre es ein Bienenstachel und Lelant würde hoffen, dass Sarius ihn sich eintritt.
    Nach zwei kräftigen Schlägen ist auch das Schwert fort. Mit Genugtuung sieht Sarius das Blut an Lelants Schulter und Brust. Die Verletzungen sollten für einen wirklich hässlichen Ton ausreichen.
    Er setzt Lelant das Schwert an den Hals, direkt an den Rand des Harnischs und widersteht der Versuchung, einfach zuzustechen. Aber was jetzt? Reden können sie hier nicht.
    Wie so häufig bringt ein Gnom die Lösung. Ein breites Grinsen zieht sich über sein bläuliches Gesicht.
    »Da hat doch tatsächlich Sarius gewonnen«, quäkt er und öffnet Lelants Inventar.
    »Freie Auswahl für den Sieger.«
    Natürlich hält Sarius als Erstes Ausschau nach seinem Wunschkristall. Doch der ist nicht mehr da, war ja klar. Wer weiß, was Lelant damit gemacht hat.
    Wer weiß, was man überhaupt damit macht.
    Aber immerhin: 130 Goldstücke hat Lelant gebunkert. Prächtig. Sarius greift zu und wird umgehend von dem Gnom gebremst.
    »Nicht mehr als die Hälfte.«
    Auch gut. 65 Goldstücke sind ein ordentlicher Batzen. Darüber hinaus findet Sarius ein Paar smaragdbesetzte Stiefel, einen Dolch und eine Flasche Heiltrank. All das nimmt er an sich, ohne dass der Gnom protestiert. Der meldet sich erst wieder zu Wort, nachdem Sarius seine Errungenschaften sicher verstaut hat.
    »Recht gierig, der junge Herr. Da versteht es sich von selbst, dass er bei den Entwicklungsstufen nicht mehr nach Belieben zugreifen kann. Zwei kann er haben, wenn er dem Unterlegenen dafür seine Ausrüstung lässt.«
    Natürlich nimmt Sarius lieber die Level als Lelants Rüstung und Waffen. Zu seiner großen Befriedigung erscheint die römische Fünf auf dem Harnisch des Besiegten.
    Dann war er eine Sieben und ich als Vier für ihn leichte Beute. Oder auch nicht. Dumm gelaufen, Lelant, du Idiot. Aber jetzt hat er Lelant – dem Idioten – gezeigt, was eine Harke ist.
    Er sieht ihm zu, wie er langsam auf die Beine kommt und davonhumpelt, so wie sich auch einige andere geschlagene Kämpfer davonmachen. Als Sechs hat Sarius endlich einen besseren Überblick, von ungefähr einem Drittel der Anwesenden kann er jetzt das Level erkennen, darunter sind leider nicht allzu viele bekannte Gesichter. Blackspell, LordNick, Keskorian und Arwen’s Child sind ihm immer noch überlegen oder zumindest Sechsen wie er. Schade. Dafür entpuppt sich Sapujapu als Fünf, ebenso wie Nurax. Beide sind noch in ihre jeweiligen Kämpfe verstrickt. Am anderen Ende der Arena entdeckt Sarius Drizzel, der versucht, BloodWork von der Plattform des Inneren Kreises zu ziehen.
    »Bist du für einen weiteren Kampf bereit?«, will der blauhäutige Gnom wissen.
    Ist er? Er weiß es nicht so recht. Es wäre sehr verlockend, noch ein paar Level zu gewinnen, aber er will sein Glück nicht überstrapazieren. Den Tag als Drei zu beginnen und als Sechs zu beschließen, ist wahrhaftig nicht übel.
    »Nein. Für heute ist es genug.«
    »Dann verlasse die Arena.«
    Das tut er. Er nimmt dasselbe Tor, durch das er hereingekommen ist, wirft noch einen Blick in den Raum der Dunkelelfen – wo niemand, wirklich niemand ist – und marschiert auf den Ausgang zu. Wann hat er sich das letzte Mal so gut gefühlt? Er weiß es nicht. Muss länger her sein, ein Jahr vielleicht oder zwei. Schwungvoll, mit jeder Menge Gold in der Tasche, tritt Sarius auf die Straße hinaus. Mal sehen, was die Weiße Stadt sonst noch hergibt.

12.
    Vor dem Fenster war es dunkel, aus dem Wohnzimmer dröhnten die Abendnachrichten. Nick massierte seine schmerzenden Schläfen.
    Sarius hatte all seine verbliebenen Schätze zu Gold gemacht, inklusive Lelants Dolch, der überraschend viel eingebracht hatte. Danach war er in den Letzten Schnitt gegangen, wo Atropos ihn ohne viel Federlesens wieder hinausgeworfen hatte. Warum, wusste er nicht, und sie war nicht bereit, eine Erklärung abzugeben. Langsam war über die Weiße Stadt die Nacht hereingebrochen, überall hatte man Fackeln und Feuerkörbe entzündet. Die Nacht war eine vielversprechende Zeit in der Welt von Erebos. Die Nacht war die Zeit des Boten. Doch der hatte sich nirgendwo blicken lassen. Nicks Augen brannten, als wäre er stundenlang in Chlorwasser geschwommen. Wahrscheinlich waren sie rot wie die Rubine

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