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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unterlaufen. »Wie bitte? Jacques soll hier im Park ein Labor gehabt haben? Wie kommen Sie auf so eine verrückte Idee?«
    »Die Gesamtumstände lassen keinen anderen Schluss zu. Egal, wie ich es drehe und wende, immer komme ich auf das gleiche Ergebnis. Die letzte Bestätigung gab mir Tim Wochner.«
    »Sie wissen, wo das Labor ist?«
    »Nein. Aber die Spatzen pfeifen es in der letzten Zeit von den Dächern. Es lag in der Luft. Gerüchte gingen im Park um. Irgendwo sollte ein großes Experiment am Laufen sein. Anfangs dachte ich, es ginge um ein neues Fahrgeschäft, das im nächsten Frühjahr eröffnet werden soll.«
    »Es passt alles zusammen, Herr Palzki«, platzte Becker nervös in die Rede Wochners. »Der Verein suchte im Park nach dem Labor des Erfinders.«
    »Interessant, Herr Becker. Bei der Suche ermordet man eben mal nebenbei den Gärtnermeister und den Liliputaner. Und als Beigabe wird der Vorsitzende gleich mit erlegt.«
    Tim Wochner schaute auf die Uhr und machte ein flehendes Gesicht. »Ich müsste so langsam gehen. Apollo wartet auf mich.«
    »Machen Sie es gut, Herr Wochner. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass Ihre Waffengeschichte und Ihre falsche Verdächtigung Herrn Brezano gegenüber noch ein gerichtliches Nachspiel haben wird. Ob Sie für den Job eines Nachtwächters noch vertrauenswürdig sind, habe ich nicht zu beurteilen.«
    Wochner schaute verlegen zu Boden, verabschiedete sich von Dietmar Becker und verschwand.
    Ich zögerte. Eigentlich hätte ich den Studenten jetzt heimschicken müssen. Möglichst unauffällig warf ich Jacques einen fragenden Blick zu und er nickte mir fast unmerklich zu.
    »Herr Becker, Sie könnten mir eventuell behilflich sein.«
    Er strahlte über beide Ohren.
    »Doch zunächst muss ich meine Frau und die Kinder finden. Sie laufen hier irgendwo im Park umher.«
    »Wenn das alles ist, Herr Palzki: Ich habe sie vorhin ins Aquascope zur Lasershow-Vorstellung gehen sehen.« Er schaute auf seine Uhr. »Sie müsste bald vorüber sein.«
    Zu dritt gingen wir den Weg zum Aquascope entlang. An einem der Kioske konnte ich nicht widerstehen und kaufte für jeden von uns eine Bratwurst. Erst danach wurde mir klar, vor welche Probleme ich Jacques damit gestellt hatte. Zum Glück bemerkte Becker nicht, wie sich der Erfinder mit seinen Wangenpolstern abmühte. Trotz der Schwierigkeiten aß er mit Genuss. Vermutlich hatte sich der arme Kerl in der letzten Zeit nur von Fertiggerichten ernährt. Vor dem Aquascope angekommen, hatten wir noch etwas Gelegenheit, die Parkbesucher zu beobachten. Obwohl es bereits Oktober war, war noch sehr viel los. Fast alle Tische der Restaurants waren belegt.
    Jacques, der noch immer mit seiner Wurst kämpfte, schluckte gerade das letzte Stück hinunter, als sich die Tür des Aquascopes öffnete und die Zuschauer herausströmten.
    Was jetzt passierte, war mir unbegreiflich. Dachten Frauen wirklich anders als Männer? Nahm das andere Geschlecht die Umwelt mit anderen Augen wahr? Die nun folgende Minute werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen. Stefanie kam mit Melanie und Paul aus dem Gebäude heraus. Nachdem sie mich entdeckt hatte, blickte sie einen winzigen Moment zu dem Mann neben mir, stutzte, öffnete sprachlos ihren Mund und ging zögerlich auf ihn zu. Man merkte ihr deutlich an, wie ihr Gehirn rotierte. Schließlich traute sie sich, ihm die alles entscheidende Frage zu stellen: »Jacques, du lebst? Das gibt es doch gar nicht! Wie ist das nur möglich?« Tränen kullerten ihr übers Gesicht.
    »Es ist alles gut, Stefanie«, tröstete er sie. »Ich erkläre es dir später. Verzeih mir, dass ich euch so viel Kummer bereitet habe. Es war sehr dumm von mir.«
    Dietmar Becker stand neben den beiden und staunte mindestens genauso sehr wie ich. Nur aus einem anderen Grund. Er hatte bis jetzt an Jacques’ Tod geglaubt.
    Wir setzten uns in eines der Restaurants und genehmigten uns Kaffee. Den Kindern erlaubten wir, nachdem Stefanie ihre Bedenken geäußert und ich sie auf meine altbewährte Art und Weise beruhigt hatte, weiter auf Entdeckungsreise zu gehen. Jacques blieb in seinem Kostüm.
    Becker wirkte aufgeregt und platzte heraus: »Bedeutet das, dass es tatsächlich ein geheimes Labor im Park gibt?«
    »Selbstverständlich, Herr Becker«, verriet ihm der Erfinder. »Allerdings werde ich es jetzt aufgeben müssen. Zu viele schlimme Dinge sind in den letzten Tagen passiert. Ich träumte von einer besseren Zukunft für die Menschheit.

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