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Erfrorene Rosen

Erfrorene Rosen

Titel: Erfrorene Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Kilpi
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auf. Man könnte beinahe meinen, dass er sich über Ollis Anwesenheit freut. »Wie steht’s?«
    »Nicht schlecht.«
    Olli gibt ungern zu, dass sein Vater ihn überzeugt hat, aber das Gespräch mit ihm hat sicher dazu beigetragen, dass er jetzt vor Ilomäki steht. Allerdings ist er nicht sofort danach zu dem Ermittler gerannt. Dazu brauchte es einiges mehr. Eine halb durchwachte Nacht, in der er zuerst in seiner Bude auf und ab getigert ist und sich dann im Bett herumgewälzt hat. Einen Tauchgang durch seine Gedanken, in die sich die von seinem Vater geschaffenen Fantasiebilder gewaltsam zu drängen versuchten.
    Und schließlich begriff er. Die einzelnen Informationen verschmolzen zu einem Gesamtbild. Warum sollte sein Vater nicht recht haben? Warum sollte das, was er behauptet, nicht möglich sein? Und wenn er tatsächlich recht hat? Wenn alle bisherigen Anschläge nur der Auftakt zu etwas Größerem sind?
    Nachdem er die Zusammenhänge erkannt hat, fühlt Olli sich so übermächtig wie ein Sportler, der gerade zehntausend Meter in 400-Meter-Zeit gelaufen ist. Als hätte er eine tolle Erfindung gemacht, von der sofort alle Welt erfahren muss. Als Erster natürlich Ilomäki. Aber womit soll er anfangen?
    Plötzlich glaubt er zu verstehen, was der Sinnspruch auf dem Bild bedeutet und was er über Ilomäki verrät. Der Spruch zeugt von gesunder Selbstironie, von Aufgeschlossenheit.
    Ilomäki sieht, dass er über das Bild lächelt, und grinst ebenfalls. Olli begreift, dass der richtige Moment gekommen ist, und sprudelt mit seiner Geschichte heraus. Er redet sich so in Fahrt, dass er nicht mehr stoppen kann, bevor er alles losgeworden ist. Er zeigt die Bilder, erläutert seinen Verdacht und führt die Beobachtungen seines Vaters an. Berichtet, dass der Quälgeist, der die Stadt schon seit geraumer Zeit plagt, wahrscheinlich auch hinter der Bombendrohung steckt, und schildert, was die Zukunft womöglich bringen wird.
    Ilomäki hört ihm zu, betrachtet die Bilder und grübelt vor sich hin.
    »Was ziehst du hier eigentlich ab?«, fragt er plötzlich.
    »Was ich abziehe?«, stammelt Olli. »Wieso?«
    »Eine simple Frage: Was zum Teufel ziehst du hier ab?«, wiederholt Ilomäki eisig und so langsam, als spräche er mit einem Schwachsinnigen.
    Seine Feindseligkeit trifft Olli unvorbereitet und so heftig, dass er in diesem Moment nicht einmal fähig wäre, seinen eigenen Namen zu buchstabieren.
    »Versuchst du Eindruck zu schinden? Willst du dich wichtigmachen? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«, faucht Ilomäki. »Als ob wir hier völlig inkompetent wären und nur darauf gewartet hätten, dass ein beschissener Supercop wie du direkt von der Scheißschulbank ankommt und gleich am ersten Tag den Kriminalfall des Jahres löst. Fick dich ins Knie, Jungchen!«
    Ilomäki lacht höhnisch. Er lässt Olli spüren, welchen Riesengefallen er ihm tut, indem er seine idiotischen Einfälle nicht sofort lauthals im ganzen Dezernat verkündet. Wie er sich geradezu aufopfert, indem er schweigt. Olli seinerseits tut gar nichts. Er wartet ab, wie sich die Situation weiterentwickelt. Und er bereut von ganzem Herzen, dass er überhaupt den Mund aufgemacht hat.
    »Das ist paranoide Scheiße. Wer zum Teufel hat dir den Mist aufgebunden?«, fährt Ilomäki mit unterdrückter Wut fort. »Das hast du dir doch nicht allein ausgedacht, oder? Verdammt noch mal, da ist doch absolut nichts dran! Das muss dir doch klar sein. Irgendein Typ hängt im Kaufhaus rum, findet ein Gör, das sich verlaufen hat, und stellt sich dann zu den anderen Gaffern. Und du reimst dir daraus gequirlte Scheiße zusammen!«
    Er wirft Olli die Bilder hin. Die Botschaft ist unmissverständlich: Olli soll ihm nie wieder unter die Augen kommen.
    Olli hat ihm auf die Zehen getreten, das ist vollkommen klar, er hat in Ilomäkis Revier gepinkelt. Das lässt der nicht mit sich machen. Es geht um das brennende Haus und um das, was darin passiert. Wenn irgendwo ein Haus in Flammen aufgeht, wird Ilomäki dafür sorgen, dass sein Name an der Tür steht und dass er in diesem Haus Sex hat, er und kein anderer. Ein Feuer im Nachbarhaus erträgt er nicht, das löscht er sofort.
    Olli hat sein Spiel verloren. Er könnte sich verteidigen, exakter argumentieren, aber das tut er nicht. Er lauert nur auf den passenden Moment zum Rückzug, um wenigstens einen Rest seiner lädierten Würde zu behalten.
    Sein Blick fällt erneut auf das gestickte Bild. Keine kleinere Münze als ein Penni, kein

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