Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
verlassen?“
„Nein – bislang nicht. Ich möchte aber nicht dort bleiben. Sir Cecil ist Junggeselle. Es wäre nicht schicklich, unter einem Dach mit ihm zu leben.“
„Nein, das sehe ich ein. Wie steht es mit Ihrem Onkel Lord Falconer? Wäre es nicht möglich, dass er bereit ist, Ihnen ein neues Heim zu bieten?“
„Ich weiß es nicht. Ich bin ihm nie begegnet. Ich könnte ebenso gut vom Regen in die Traufe kommen. Ganz nebenbei ist mir Parson’s End ans Herz gewachsen. Meine Kinder sind hier geboren und lieben den Ort genauso wie ich. Wir möchten diese Gegend nicht verlassen.“
„Dann, Madam, befinden Sie sich in einem Dilemma.“ Mr. Fuller dachte eine Weile nach, bis er plötzlich lächelte und ihr die Hand tätschelte. „Sie können jederzeit im Pfarrhaus unterkommen, solange Sie keine andere Bleibe gefunden haben. Ich bin mir ganz sicher, dass Mrs. Fuller keine Einwände dagegen hat. Und was Ihre Schule anbelangt, werden wir uns etwas einfallen lassen müssen. Ich verliere Sie nur ungern als Gemeindemitglied, und gewiss bin ich nicht der Einzige, der so denkt.“
„Danke“, erwiderte Charlotte leise, und nachdem der Reverend sich erhoben hatte, kniete sie sich nieder, um seinen Segen zu empfangen.
Als sie aus der Kirche traten, vernahmen sie die hellen Stimmen der Dorfkinder, die sich beim Kutscherhaus einfanden. „Werden Sie heute unterrichten, oder soll ich Sie vertreten?“, wollte Mr. Fuller wissen.
„Ich gehe natürlich gleich zu den Kindern. Sie erwarten mich, und ich möchte so lange wie irgend möglich meinen gewohnten Tagesablauf beibehalten.“
Der Pastor reichte ihr die Hand. „Ich melde mich bei Ihnen, sobald mir eine Lösung für Sie eingefallen ist.“
3. KAPITEL
Da er dem Schmied mitgeteilt hatte, er dürfe sich getrost einen Tag mehr Zeit nehmen für das Pferd, nahm Lord Darton die Gelegenheit wahr, nach Easterley Manor zu spazieren. Allerdings ging er nur bis zur Auffahrt und kehrte schließlich um, denn es stand ihm nicht der Sinn danach, seinem entfernten Verwandten die Aufwartung zu machen. Sein Weg führte ihn anschließend entlang der Grundstücksmauer den Pfad hinauf bis zu den Klippen, und er hoffte, die reizende Lehrerin wiederzusehen. Auf dem Strand waren einige Spaziergänger unterwegs, besagte Dame und ihre Schützlinge konnte er jedoch nirgends entdecken.
Nach einer Weile kehrte er in den Ort zurück, um nach Ivor zu sehen. Und hier, mitten auf der Dorfstraße, kam sie ihm plötzlich entgegen. Wie vor zwei Tagen marschierten ihre Schützlinge artig in Reih und Glied, während die Lehrerin voranging und ein Lied anstimmte. Dem Viscount kam das Märchen vom Rattenfänger zu Hameln in den Sinn, nur dass sie die Kinder nicht mit einer Flöte hinter sich herziehen musste.
Mit diesem Bild vor Augen wechselte Stacey schmunzelnd die Straßenseite, um sich ihr in den Weg zu stellen. Er zog den Hut. „Wir hatten bereits das Vergnügen, Madam.“
Charlotte wusste nicht, was den fremden Gentleman so erheiterte. Sie spürte sich heftig erröten, während die Kinder ihr Lied unterbrachen und zu kichern begannen. „Guten Tag, Sir“, antwortete sie verlegen und zog unwillkürlich ihren Umhang enger vor der Brust zusammen.
Die scheue Geste erheiterte Stacey einmal mehr, und er warf ihr einen amüsierten Blick zu.
„Es überrascht mich, Sie hier zu treffen“, fuhr sie fort. „Unser Dorf hat Besuchern herzlich wenig zu bieten.“
„Oh, ganz im Gegenteil. Ich finde, mein Aufenthalt in Parson’s End hat sich sogar mehr als gelohnt.“ Seine Augen funkelten, während er ihr Gesicht betrachtete. Sie war keine zwanzig mehr, sondern eine zu vollkommener Schönheit erblühte Frau, die zwei Mädchen das Leben geschenkt hatte. Allerdings schien sie Unannehmlichkeiten ausgesetzt zu sein, denn ihre Züge wirkten angespannt. „Sie haben Ihren Unterricht wieder nach draußen verlegt, wie ich sehe.“
„Ich musste eines der Kinder nach Hause bringen, es hat sich nicht wohlgefühlt, und ich konnte die anderen unmöglich allein zurücklassen.“ Sie sprach mit fester Stimme und lächelte heiter, um ihm zu beweisen, dass sie sich nicht von ihm verwirren ließ. „Vermutlich hätten sie das Klassenzimmer verwüstet, wenn ich ohne sie gegangen wäre.“
„Ah, Ihre Schützlinge können also auch übermütig werden. Dabei dachte ich, Sie haben die Kinder unter Ihrer Fuchtel.“
„Sir, Sie machen sich über mich lustig – und das nicht zum ersten Mal. Wir wurden einander
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