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Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Titel: Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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war er zu seinem Stuhl zurückgeeilt und hatte Platz genommen, ging die Tür auf, und die Kinder strömten aus dem Schulzimmer.
    Charlotte wirkte überrascht, ihn so bald wiederzusehen, doch sie lud ihn ein, ihr und den Kindern beim anschließenden Mittagessen Gesellschaft zu leisten. Dankbar nahm er an. Insgeheim hoffte er, sie würden mit der Zeit wieder so vertraut wie bei seinem Abschied vor sechs Wochen, im Augenblick allerdings verhielt sie sich ihm gegenüber recht steif. Während der Mahlzeit machten sie höfliche Konversation, und weder mit einem vertraulichen Blick noch mit einem zärtlichen Lächeln bestärkte sie ihn darin, die Gefühle, die er für sie hegte, preiszugeben – ganz im Gegenteil: Sie gebärdete sich in seiner Gegenwart so förmlich, dass er froh war, als die Tafel aufgehoben wurde und die Kinder zum Spielen den Speisesalon verließen.
    „Wollen wir einen Spaziergang zu den Klippen unternehmen?“, fragte er, als sich eine unangenehme Stille zwischen ihnen auszubreiten drohte. „Dort wären wir ungestört.“
    Charlottes Herz tat einen Satz. Er möchte mit mir allein sein, dachte sie aufgeregt, mahnte sich indes, nichts in seine Worte hineinzudeuten, nur weil sie hoffte, er empfinde wie sie. Schließlich hatte er ihr gegenüber niemals von Liebe gesprochen. Und sie war nicht mehr das leichtgläubige Mädchen, das annahm, ein Mann hege tiefe Gefühle für sie, nur weil er sie geküsst hatte. Ein Gentleman wie der Viscount würde eine unbedeutende Lehrerin wie sie vermutlich erst gar nicht als Gattin in Betracht ziehen, er wusste ja nichts über ihre Herkunft. Und falls er so dünkelhaft war, wollte sie ohnehin nichts mit ihm zu tun haben.
    „Gut. Ich hole nur rasch Schute und Umhang, denn der Wind ist recht frisch. Wir treffen uns im Entree“, antwortete sie und erhob sich.
    Charlotte und der Viscount erreichten den Pfad, der an den Klippen entlangführte, ohne dass sie ein Wort miteinander geredet hätten. Während sie Seite an Seite in Richtung Leuchtturm spazierten und sich den Wind um die Nase wehen ließen, blickte er sie nachdenklich an. Sie sah müde aus, was ihn nicht verwunderte angesichts der schwierigen Zeiten, die sie durchlebte. Und er konnte sich denken, wie anstrengend es war, ein Dutzend Kinder zu beaufsichtigen.
    Als sie bemerkte, dass er sie von der Seite betrachtete, richtete sie den Blick auf das Meer. „Haben Sie sich wieder in Easterley Manor einquartiert?“
    „Ja.“
    „Und war mein Schwager überrascht über Ihren Besuch? Hat er Sie willkommen geheißen?“
    „Überrascht war er in der Tat; ob er sich über meine Rückkehr freut, vermag ich nicht zu sagen. Immerhin hat er mich nicht hinausgeworfen. Ich besitze einen Packen Schuldscheine, die er unbedingt zurückgewinnen möchte. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass das Glück ihm irgendwann doch noch einmal hold sein wird.“
    „So ähnlich fühlte ich mich, als ich Captain MacArthurs Angebot annahm, in sein Haus zu ziehen. Das Glück war gewissermaßen zum Greifen nahe, aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, wie ich für die Miete aufkommen sollte. Erst nachdem ich zugesagt hatte, erreichte mich der Brief mit der Nachricht von Grenvilles Vermögensanlage, die in Vergessenheit geraten war.“
    Stacey lächelte. Was würde sie sagen, wenn sie wüsste, dass sie nicht Grenville, sondern ihm das Geld verdankte? „Sie mussten dieses Risiko eingehen, allerdings ist das etwas gänzlich anderes als Cecils Ruchlosigkeit.“
    „Ich halte meinen Schwager für einen schwachen, leicht zu beeinflussenden Menschen, und wenn diese zwei Schurken nicht gewesen wären, hätten wir uns vielleicht miteinander arrangiert.“
    „Sie könnten recht haben.“
    „Wie lange beabsichtigen Sie in Easterley Manor zu bleiben?“
    „Ich weiß es nicht. Das hängt davon ab …“
    „Wovon, Mylord?“ Eine Locke löste sich aus dem Knoten an ihrem Nacken und wehte ihr ins Gesicht. Und während sie neugierig zu ihm aufblickte, schob sie sie achtlos zurück unter die Schute. Es war nur eine kleine, flüchtige Geste, doch in diesem Augenblick wirkte sie so verletzlich, dass er zutiefst berührt war und sich schmerzlich danach sehnte, sie zu beschützen und zu lieben bis ans Ende seiner Tage.
    „Von Ihnen“, erwiderte er mit sanfter Stimme.
    „Von mir?“ Abrupt blieb sie stehen und musterte ihn ungläubig. Und als er nicht antwortete, wandte sie sich verlegen ab. „Oh, ich nehme an, Sie möchten sich erst einmal vergewissern, dass

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