Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
in ihn einsickerte und sein Herz und seine Seele durchdrang.
„Bringt mir ein Stück Tuch“, rief er, ohne den Blick von ihrem süßen Gesicht zu wenden. Aus dem Augenwinkel nahm er das helle Fell der Jägerin wahr, die ihm einen Seidenstreifen reichte, den sie aus dem Futter ihrer Weste gerissen hatte. Cuchulainn wand ihn zärtlich um Brennas Hals, damit niemand die Obszönität dessen sah, was ihr angetan worden war, dann beugte er sich hinunter und küsste ihre kalten Lippen.
„Ich bringe dich nach Hause, Liebste“, murmelte er.
Brighid hielt sein Pferd, damit er aufsteigen konnte, und reichte ihm dann Brennas Leichnam. Seine Liebste fest in den Armen haltend trieb Cuchulainn seinen Wallach zu leichtem Galopp an. Es verschaffte ihm grimmige Befriedigung, zu hören, wie die geflügelte Kreatur hinter ihm stolperte, fiel und mehrere Schritte mitgeschleift wurde, bevor sie wieder auf die Beine kam. Lass ihn so sehr leiden, wie Brenna gelitten hat, dachte Cuchulainn. Er umklammerte ihren leblosen Körper, versuchte nicht daran zu denken, was ihr Tod tatsächlich bedeutete – dass er nie wieder ihre sanften Berührungen spüren, nie wieder in ihrem Lächeln das Erstaunen sehen würde, mit dem sie die ihr neue Welt der Liebe und Zusammengehörigkeit betrachtete. Er durfte jetzt nicht daran denken. Im Moment gab es nur zwei Dinge, die wichtig waren: Er würde Brenna nach Hause bringen und dafür sorgen, dass ihr Mörder seinen letzten Atemzug tat.
Der Clan hatte sich vor den Burgmauern versammelt und wartete stumm darauf, dass die letzten Fackeln zusammengesucht und entzündet wurden. Elphame stand ein wenig abseits. Kühler Windstrich suchend über ihre Haut und brachte das beinahe tonlose Echo ihres Rufes nach Lochlan mit sich. Die Sonne ging bereits unter und hüllte den Himmel über dem Meer in einen rostroten Farbenrausch. Elphame zitterte. Ihr Mund fühlte sich unnatürlich trocken an. Sogar der Himmel war mit Blut getränkt.
„Alles ist bereit“, sagte Danann zu ihr.
Elphame drehte sich um und betrachtete ihre Leute. Eine Bewegung auf dem Hauptturm der Burg erregte ihre Aufmerksamkeit. Einen Moment lang beleuchtete die untergehende Sonne die ätherische Silhouette des alten Geistes, und MacCallan hob eine Hand zum stillen Salut. Elphame blinzelte, und der Geist verschwand. Ihr Blick richtete sich wieder auf die Gruppe aus ernsten Menschen und Zentauren.
„Es ist immer noch hell genug, um schnell voranzukommen. Bleibt nah beieinander. Ich habe Cuchulainn und die anderen nicht weit von hier zurückgelassen. Wenn wir zu ihnen stoßen, wird Brighid das Kommando übernehmen.“
Allgemeines Nicken. Befriedigt drehte Elphame sich um, um die Gruppe über die Nordseite des frisch gerodeten Burggeländes zu führen. Noch bevor sie richtig losgelaufen war, sah sie Licht in den dunkler werdenden Schatten am Rande des Waldes direkt gegenüber aufblitzen. Ihr Herz stockte, und ihre Schritte wurden schwer, als sie erst Brighid und dann Cuchulainn auf sich zukommen sah.
Nein! Ihr Geist schrie das Wort, doch über ihre Lippen kam nur ein stummer qualvoller Schrei. Cuchulainn trug Brenna in den Armen. Sie bewegte sich nicht. Elphame musste nur in das Gesicht ihres Bruders sehen, um zu wissen, dass ihre Freundin tot war.
Durch die Wucht der Trauer, die sie übermannte, sah Elphame dann, dass Cuchulainn etwas hinter seinem Pferd herzog. Es stolperte und fiel, als ihr Bruder seinen Wallach zum Galopp antrieb, der die Entfernung zwischen ihnen schnell überwand. Er zügelte sein Pferd, und es blieb stehen, sodass die blutige zerrissene Kreatur sich überschlug und nur wenige Meter von ihr und den anderen des Clans entfernt liegen blieb.
Anfangs sah sie nur Flügel und lange, mit scharlachroten Spritzern befleckte Gliedmaßen. Einen Moment lang erlaubte sie ihremHerzen, zu glauben, dass es nicht er war. Dann rappelte er sich auf die Knie und hob den Kopf.
„Elphame. Ich habe sie nicht mehr rechtzeitig erreicht“, sagte er mit rauer Stimme. „Vergib mir, dass ich nicht ahnte, was sie vorhatten, bis es zu spät war.“
Hinter ihr keuchten die Menschen erschrocken auf und flüsterten aufgeregt miteinander. Das Wort „Fomorianer“ hallte über die Burganlage wie ein Fluch, der zu grausam war, um laut ausgesprochen zu werden. Elphame spürte den Schock und die Bestürzung ihrer Leute, aber sie hielt den Blick unverwandt auf Lochlan gerichtet – nicht auf ihren Bruder und ihre ermordete Freundin und nicht auf die
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