Erinnerung Des Herzens
mit Drake gefahren. Sie haben noch etwas Geschäftliches zu besprechen.« Er lächelte. »Nur wir beide sind übrig geblieben, Jules.«
Seine einfachen Worte hatten sie unter Spannung versetzt. Sie beugte sich hinab, um Brandon auf die Wange zu küssen. »Um neun Uhr ist es Zeit zum Schlafengehen. Und denk daran, was CeeCee sagt, wird gemacht.«
Er grinste und überlegte sich schon, wie er die Zeit nutzen würde, um CeeCee bis mindestens halb zehn hinzuhalten. »Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Es macht uns nichts aus.«
»Vielen Dank.« Sie richtete sich auf. »Lassen Sie sich nicht von ihm einlullen, CeeCee. Er hat viele Tricks auf Lager.«
»Ich komm schon klar. Viel Vergnügen.« Sie seufzte ein wenig, als die beiden aus der Tür gingen.
Nichts verlief nach Plan, dachte Julia, als sie zu Pauls Studebaker auf dem nahegelegenen kleinen Parkplatz gingen. Heute morgen hatte sie sich fest vorgenommen, einen ruhigen Arbeitsabend daheim zu verbringen. Dann hatte sie sich damit abgefunden, statt dessen auszugehen, aber sie wollte sich eine möglichst ungestörte Ecke suchen und von dort aus ein paar Stunden lang die Leute beobachten. Und jetzt hatte sie einen Begleiter, der sich höchstwahrscheinlich verpflichtet fühlen würde, sie zu unterhalten.
»Es tut mir leid, dass Eve auf diese Weise über Sie verfügt hat«, sagte er, als er ihr den Wagenschlag öffnete.
»Auf welche Weise?«
»Sie haben vielleicht andere Pläne gehabt.«
Er blieb an der offenen Tür stehen und schaute zu, wie sie einstieg - ein Knie blitzte aus dem Rockschlitz hervor, so dass er ihre hübschen Waden bewundern konnte.
»Nun, ich hatte gedacht, ich würde zuviel Kaffee trinken, zu viele Zigaretten rauchen und mich mit dem achten Kapitel abplagen, aber ...«
Sie blickte ihn mit ernsten Augen an. »Ich hasse es, wenn mein Arbeitsrhythmus unterbrochen wird. Ihnen geht es gewiß ähnlich.«
»Ja, das stimmt.« Aber seltsamerweise hatte er heute abend nichts dagegen einzuwenden. »Doch an Abenden wie diesem mache ich mir klar, dass es sich nicht um eine Gehirnoperation handelt. Der Patient wird gemütlich ruhen bis morgen.« Er schloß die Tür und ging um den Wagen herum zum Fahrersitz. »Und Eve bittet mich sehr selten um etwas.«
Als der Motor ansprang, holte Julia tief Luft. Wie Eves Kleider, so gab ihr auch dieser Wagen das Gefühl, jemand anderes zu sein. Sie kam sich wie ein verwöhntes Luxusgeschöpf vor, das mit seinem Verehrer eine weite Fahrt machen wollte. Das ist wirklich ein verrückter Tag, dachte Julia, dann sagte sie: »Ich weiß es zu würdigen, dass Sie mich mitnehmen.
Aber es war wirklich nicht nötig. Ich brauche keine Begleitung.«
»Nein, sicher nicht.« Er steuerte den Wagen in Richtung Auffahrt vor dem Hauptgebäude. »Es ist schon beeindruckend, wie unbeirrt und allein Sie ihren eigenen Weg gehen. Aber hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass es auch einschüchternd wirkt?«
»Nein.« Sie gab sich Mühe, sich zu entspannen. »Finden die Leute Ihr Können einschüchternd?«
»Wahrscheinlich.« Er stellte leise Musik ein. Sie hatte dasselbe Parfüm benutzt, ein altmodischer, romantischer Duft. Der Wind, der durchs Fenster kam, wehte es zu ihm hin wie ein Geschenk. »Aber es macht mir Spaß, Menschen aus der Reserve zu locken.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Ihnen nicht?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.« Sie musste lächeln, als sie sich vorstellte, dass sie tatsächlich diese Fähigkeit besaß. Aber sechs von zwölf Monaten im fahr verbrachte sie tatsächlich so gut wie allein mit Brandon, ohne irgendwelche anderen Menschen. »Dieses Fest heute abend«, sagte sie zögernd. »Besuchen Sie oft solche Veranstaltungen?«
»Ein paar im Jahr, meist auf Eves Betreiben.«
»Nicht, weil es Ihnen Spaß macht?«
»Oh, ich unterhalte mich immer sehr gut dort.«
»Aber Sie gehen nur hin, weil sie Sie darum bittet?«
Paul wartete darauf, dass das große Tor sich öffnete. »Ja, ich gehe ihretwegen hin.«
Julia betrachtete aufmerksam sein Profil. Sie sah zugleich seinen Vater, den kleinen Jungen, den Eve ihr beschrieben hatte, und noch einen völlig anderen dritten. »Heute morgen hat Eve mir erzählt, wie sie Ihnen zum ersten Mal begegnet ist.«
Er grinste, als er die ruhige, von Palmen gesäumte Straße entlang fuhr. »Im Strandhaus von Malibu, beim verspäteten Frühstück.«
»Würden Sie mir Ihren ersten Eindruck von ihr mitteilen?«
Sein Grinsen verschwand, als er sich eine
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