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Erlebnisse eines Erdenbummlers

Erlebnisse eines Erdenbummlers

Titel: Erlebnisse eines Erdenbummlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Karillon
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war: »Schnauft er noch, der Malefizhund?«
    »Ja,« sagte ich, »und zwar mit den Stallhasen zusammen im Futtergang.«
    »Wenn's keine Assisen gäbe, wollte ich, daß er verreckt wäre. Hat's je ein Gespenst gegeben, das die Leute so in Schrecken bringen konnte wie er? Das Gewitter soll ihn verschlagen!«
    »Vielleicht tut es das in dieser Nacht noch,« rief ich hinter mich und machte, daß ich weiterkam, denn schon fielen Tropfen aus den Wolken, von denen der kleinste einen Fingerhut gefüllt hätte. Stürmisch wiegte sich der Wald der Nußbaumstämme, die längs der Straße hin eine Allee bildeten, von einer Seite zur anderen und seine Gerten peitschten die Maiskolben, die sich mit groben Waffen unter ihnen wehrten. Ab und zu fuhren unter prasselndem Donner lange Zickzackblitze aus den hellgeränderten Wolken und beleuchteten taghell die spiegelnde Straße und die weißen Nußbaumstämme.
    Da war einer breit und dick wie eine dorische Säule in die Erde gerammt.
    Hinter seiner Wetterseite mußte man etwas Schutz gegen den Regen finden. Schon fühlte ich, wie mir die Tropfen unter den Kleidern von der Schulter nach der Achselhöhle liefen. 's ist eine alte Bauernregel, man sollsich bei einem Gewitter nicht unter einen Baum stellen. Aber was tut man nicht, wenn einem das Wasser schon in den Stiefeln quatscht?
    »Komm's wie's will, ich stell mich unter,« dachte ich mir, ging auf den dicksten Stamm los und postierte mich so, daß sich mein Gesicht der Straße zuwandte. Ja, etwas besser wie auf dem Wege war es da schon, wo ich stand. Wie das Eckblatt von der Säule auf die Basis fällt, so zog sich eine trockene Stelle, einer Bischofsmütze gleich, über den Boden hin. Man konnte das ganz deutlich sehen, so oft ein neuer Blitz die Nacht erhellte.
    Derart stand ich regengeschützt und fühlte mich leidlich geborgen, als sich mir plötzlich etwas Breites, Weiches auf die Schulter legte. Himmel, wie's mir da durch alle Nerven zuckte! Ich drehte mich um und hätte in den Boden sinken mögen, als ich dicht vor meinen Augen, von einem neuen Blitze grell beleuchtet, in ein bekanntes bärtiges Gesicht schaute.
    »Wie Ihr mich erschreckt habt,« hörte ich derweilen eine Stimme ertönen. »Denkt nur, die Allee vom Sandhof hat doch so viele Stämme. Einen hatte ich mir zum Schutze gegen's Wetter ausgesucht. Und auf diesen einen sehe ich beim Blitzen mit festen Schritten einen Mann zueilen. Mußte ich da nicht denken, er weiß um das Geld in deiner Tasche und er kommt nicht mit den freundlichsten Absichten?«
    »Und was tatet Ihr, weil Ihr so dachtet?« fragte ich.
    »Jetzt kann ich's Euch ja sagen. Ich griff nach dem Messer in meiner Tasche und erwartete, fest an den Stamm mich drückend, den Angriff eurerseits.«
    »Und als der ausblieb?«
    »Ei, da dachte ich: ›Sieht er dich nicht, so siehst du um so besser ihn‹, und ich bemühte mich, während des Blitzens Euer Gesicht zu erkennen. Als ich wußte, wen ich vor mir hatte, schlug ich Euch auf die Schulter.«
    »Und das hätte Euer Tod sein können, denn, werdet Ihr mir glauben, ich hatte gleichfalls das offene Messer in der Hand, und ich hätte vielleicht zugestochen, wenn ich nicht durch Euer Schulterklopfen zu sehr erschrocken gewesen wäre.«
    »Wie's doch gehen kann? Nichts weiter fehlt nun mehr noch, als daß uns zwei Helden hier der Blitz erschlüge. Wollen wir nicht machen, daß wir weiterkommen?«
    Und wir gingen in den Regen hinein.
    Den Zornwirt habe ich nicht mehr gesehen, und ob seine Kuh ihr Wochenbett gut überstanden hat, davon weiß ich nichts zu berichten. Alles, was zur Landwirtschaft gehörte, war mir so fremd und unbekannt wie dem Grobschmied der Grabstichel. Ich glaube deshalb auch nicht, daß es mir je gelungen wäre, mich in den Geist der Bevölkerung einzuleben.
    Die Stunde des Abschiedes war nahe gerückt. Von meinen guten Wirtsleuten nahm ich einen gerührten Abschied, und wir versprachen uns gegenseitig, daß wir uns nicht vergessen wollten. Ich meinerseits habe dies Versprechen gehalten, und wenn wir uns heute nicht mehrschreiben, so liegt dies daran, daß ich das Auslandsporto bis zu dem dunklen Strande, am Hadesflusse, wo sie jetzt wohnen, nicht bezahlen kann.

Wieder unter den Studenten

    ein Weg führte mich zunächst nach Süden. Mit dem Gelde, das der Gemeindediener für mich zusammengespart hatte, gedachte ich meinen Einjährigen und gleichzeitig meinen Doktor zu machen. Auf keins von beiden freute ich mich sonderlich. Zum Soldatenhandwerk

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