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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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angenommen oder eben verworfen werden.
    3.  Weltschöpfung oder Evolution? Ich setze mich hier mit den Fortschrittsideologien von Comte, Teilhard de Chardin und Whitehead auseinander. Ohne Harmonisierung oder Vermischung der wissenschaftlichen Daten und der Ergebnisse der Bibelexegese kann ich auf den Sinn des Schöpfungsglaubens kommen, der nicht im Widerspruch zu den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie zu stehen braucht.
    4.  Leben im Kosmos? Auf Monods Frage nach Zufall oder Notwendigkeit lautet Manfred Eigens Antwort: Naturgesetze steuern den Zufall, machen aber Gott nicht überflüssig. Spannend ist dabei vor allem die Frage nach dem Anthropischen Prinzip, mit welchem man zu erklären versucht, warum die Evolution des gesamten Kosmos von 13,7 Milliarden Jahren in der Hervorbringung des Homo sapiens zu kulminieren scheint.
    5.  Der Anfang der Menschheit . Bei der darwinschen Grundidee, der Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich, die praktisch kaum noch von vernünftigen Menschen bestritten wird, konzentriere ich mich vor allem auf die psychische Entwicklung des Menschen und das Verhältnis von Gehirn und Geist. Ich nehme selbstverständlich eine bestimmte Determinierung allen Denkens durch physikalisch-chemische Gehirnprozesse an, vertrete aber die Auffassung, dass die Willensfreiheit nicht als eine Illusion erklärt werden könne. Bei dieser Gelegenheit kann ich auch den Anfängen des menschlichen Ethos nachgehen und bei den Naturvölkern eine Art Ur-Ethos feststellen, das faktisch als Basis eines durch die Jahrtausende entwickelten Welt-Ethos dient.
    6. In einem Epilog referiere ich schließlich die physikalischen Hypothesen vom Ende aller Dinge . Sie vergleiche ich mit apokalyptischen Visionen der Bibel, um von daher den Sinn der biblischen Visionen zu klären.
    Wie komplex diese Fragen in Wirklichkeit sind, kann man in meinem 2005 veröffentlichten Buch » Der Anfang aller Dinge . Naturwissenschaft und Religion« nachlesen. Im Jahr 2006 schließlich findet vom 6. bis 8. Juli auf der Grundlage seiner Themen ein Interdisziplinäres Symposion über »Naturwissenschaft und Religion« mit hochrangigen Fachleuten aus Deutschland und der Schweiz im Schloss von Tübingen statt. Es wird moderiert von Prof.  ROLF EMMERMANN , Vorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums Potsdam, und versammelt prominente Vertreter der verschiedensten Naturwissenschaften und der Theologie. 13 Unangenehm war nur, dass das Symposion, an welchem auch Exministerpräsident ERWIN TEUFEL als Kurator der Stiftung Weltethos teilnimmt, gestört wird durch eine Protestdemonstration von rund 300 Studierenden gegen Studiengebühren. Erwin Teufel ist aber bereit, mit den Studierenden am folgenden Morgen über ihre Anliegen zu diskutieren.
    Eine besondere Herausforderung bildet für mich die Einladung der John Templeton Foundation in den Yosemite National Park in Kalifornien, wo vom 18. bis 22. April 2007 ein Symposion über die »Top-Down Causation and Volition« mit führenden Spezialisten der Hirnforschung stattfindet. Es gelingt mir, diese Biologen mit einem Vortrag »The Controversy over Brain Research« zu provozieren, über die Grenzen der Hirnforschung nachzudenken und die Willensfreiheit in einem weiten Kontext zu würdigen. 14
    Gerne hätte ich mich noch mehr mit Fragen der Naturwissenschaft beschäftigt, aber dies war ja nun nicht mein einziges und auch nicht mein wichtigstes Projekt. Ich habe am Anfang an Diskussionen des neu gegründeten Zentrums für Ethik in den Wissenschaften an der Universität Tübingen teilgenommen, musste aber feststellen, dass man sich hier rasch auf Einzelfragen vor allem der Bioethik konzentrierte, in die ich mich mit enormem Aufwand hätte einarbeiten müssen. Ich verfolge aber die in den Medien veröffentlichten Ergebnisse der Naturwissenschaft auch weiterhin mit Leidenschaft und Bewunderung.
    Alle Vorstöße ins Neuland bereiteten mir Freude, auch wenn sie mit mannigfachen Mühen und manchmal auch Enttäuschungen verbunden waren. »Ich habe mit Verwunderung beobachtet, wie Sie im Lauf des Abends zu so verschiedenartigen Themen kundig Stellung bezogen haben«, sagte mir beim Verlassen des Hauses Jens einmal unser beider Nachbar und Kollege, der Politikwissenschaftler THEODOR ESCHENBURG . 15 Ja, das ist natürlich nicht nur eine Frage der Intelligenz, sondern das Resultat von viel Lektüre und vielen Gesprächen. Bisweilen höre ich gerne nur zu, wenn Themen besprochen

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