Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Dimensionen. Und wieso können die Terroristen ihre Bomben nicht selber bauen?«
    »Das kommt darauf an, um was für eine Bombe es sich handelt. Wenn es eine spezielle ist – biologisch, chemisch, was weiß ich –, dann werden die das wahrscheinlich nicht hinkriegen. Ich habe mal ein bisschen rumgegoogelt und festgestellt, dass in der ehemaligen Sowjetunion noch jede Menge verdammt heißes Zeug herumliegt. Und offenbar ist das Material nicht gerade perfekt gesichert. Ein Geschäftsmann mit guten Beziehungen könnte da vermutlich drankommen. Und wenn man das in einen Koffer packt und hier hochgehen lässt, wird es richtig übel.«
    Milne nickte bedächtig.
    »Jemand wie Bertie Schagel.«
    »Genau. Sagen wir, er hat von so einer Bombe erfahren, und Wise finanziert das Ganze. Und entweder Schagel oder Wise machen den Deal mit den Terroristen klar. Das ergibt schon Sinn. Pat O’Riordan hat irgendwie Wind von der Sache bekommen, vielleicht hat Omar Salic ihn kontaktiert, und O’Riordan hat sich mit den Amerikanern in Verbindung gesetzt und ein Treffen mit Cheesman vereinbart. Ich schätze, Cheesman wurde bis dahin nur über die groben Details informiert, deshalb mussten O’Riordan und Salic sterben, ehe sie sich mit ihm treffen und ihm ausführlich berichten konnten.«
    »Trotzdem, es ist nur eine Theorie.«
    »Immerhin eine plausible. Wise hat sich nie dafür interessiert, ob etwas über die Entführungen der Mädchen an die Öffentlichkeit gelangte. Aber dass jemand von einer Sache wie dieser erfährt, das wollte er um jeden Preis verhindern. Deshalb mussten alle – sogar Nick Penny – sterben. Damit ja nichts nach draußen dringt. Das würde auch erklären, warum Wise auf die Philippinen gekommen ist. Um den Verkauf der Bombe zu überwachen.«
    Tina zog an ihrer Zigarette und stieß wütend den Rauch aus.
    »Wise hat das Format, so ein Ding durchzuziehen. Vor drei Jahren, kurz vor Ausbruch der Finanzkrise, wollte er schon mal eine Bombe hochgehen lassen, in London zur Hauptgeschäftszeit, sie hätte unzählige Tote gefordert und das absolute Chaos verursacht. Damals wollte er darauf wetten, dass die Explosion einen Börsen-Crash auslöst, womit er Millionen verdient hätte. Vielleicht plant er wieder so eine Abwärtsspekulation. Eine noch nie da gewesene Attacke gegen die amerikanischen Interessen würde die
Märkte in Panik versetzen, ganz egal wo das Attentat stattfindet.«
    Geschockt von ihren eigenen Schlussfolgerungen, brach Tina abrupt ab. Sie wusste zwar, dass Paul Wise’ Verkommenheit keine Grenzen kannte, aber es einmal mehr selbst miterleben zu müssen, war dennoch schwer zu akzeptieren.
    »Wenn das stimmt«, sagte Milne nach einer kurzen Pause, »dann will Wise diese Bombe möglichst schnell loswerden. Schagels Gorillas haben sie gestern Abend bei Heed abgeholt, das heißt, inzwischen müsste sie in seinem Besitz sein. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    »Das denke ich auch«, erwiderte Tina, die plötzlich nervös wurde. Sie sah auf die Uhr. Es war 16:50, und sie steckten im Stau. »Wir können hier nicht rumsitzen und warten. Nicht bei dem, was auf dem Spiel steht. Du bist doch ein notorischer Gesetzesbrecher. Warum verstößt du nicht mal zur Abwechslung gegen die Verkehrsregeln?«
    Milne schenkte ihr ein sardonisches Lächeln, das ihn überraschend attraktiv machte. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Tina sehen, wie er als junger Mann ausgesehen haben musste, der ein Leben und eine Karriere vor sich hatte, ehe er sich von seinem Gerechtigkeitswahn korrumpieren ließ.
    »Du solltest mich zu so was nicht ermutigen«, sagte er. Er zog den Toyota auf den Seitenstreifen und trat das Gaspedal durch.

49
    Sie töteten den Bootsführer, sobald sie den Hafen von Puerto Galera hinter sich gelassen hatten. In der finsteren Bucht war weit und breit kein anderes Boot auszumachen, was ihre Aufgabe erheblich vereinfachte, auch wenn der Bootsführer anfangs den vier Gestalten aus dem Süden gegenüber misstrauisch gewesen war. Doch Mohammed hatte ihn in ein Gespräch über Basketball verwickelt und Anil sich von hinten an ihn herangeschlichen, ihm den Kopf zurückgerissen und mit einem einzigen Schnitt die Kehle durchtrennt. Der Mann hatte sich noch heftig gewehrt, doch Mohammed hatte ihn gepackt und festgehalten, und dann war Khalil dazugekommen, und gemeinsam hatten sie ihn auf die Knie gezwängt und gewartet, bis seine Gegenwehr verebbte und er verblutet war.
    Danach hatte Anil sich um das Ruder