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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Irgendwoanders war dann Thailand.
    In Bangkok kaufte ich mir einen Reiseführer, arbeitete ihn durch und brach daraufhin Richtung Süden auf, zur Insel Ko Lanta in der Andamanensee. Ko Lanta wählte ich, weil es vergleichsweise unterentwickelt war, keinen Flughafen hatte und sich nur per Fähre erreichen ließ. Von daher war es bei den Briten weniger beliebt, die es mehr in Touristenzentren wie Phuket und Ko Samui zog. Dort unten standen meine Chancen besser, nicht wiedererkannt zu werden. Den Ausschlag aber gaben die Tauchmöglichkeiten, die zu den besten des Landes zählten.
    Als ausgebildeter Tauchlehrer, der über fünfzehnhundert Tauchgänge aufweisen konnte, fand ich schnell einen Job in einer kleinen Tauchschule, deren Besitzer außerdem frisches Geld gebrauchen konnten, um neue Ausrüstungen zu kaufen. Ich mailte an Tomboy, und zum Glück für ihn
machte er keinen Wirbel und schickte mir das Geld. Ich steckte es in das Unternehmen und wurde Teilhaber.
    So hatte ich es binnen weniger Monate geschafft, wieder sesshaft zu werden und die Vergangenheit hinter mir zu lassen. Ich genoss mein Leben als Marcus »Mick« Baxter, meiner alten neuen Identität, die ich seit drei Jahren benutzte. Niemand fragte nach meiner Vergangenheit. In der Tauchszene auf Ko Lanta waren die Leute nur am Hier und Jetzt interessiert, was mir sehr entgegenkam. Ich hätte dort durchaus den Rest meiner Tage verbringen können.
    Doch das Leben steckt voller Überraschungen, und meine Überraschung war, dass ich mich verliebte.
    Ich traf Emma Pettit, als sie mit einer Freundin für ein verlängertes Tauchwochenende von Bangkok herunterkam und sich bei unserer Schule anmeldete. Um von Ko Lanta zu den besten Tauchspots zu gelangen, ist man mit dem Boot zwischen zwei und vier Stunden unterwegs. Da haben Gäste und Begleiter genügend Zeit, sich zu unterhalten und, wie im Fall von Emma und mir, einander näherzukommen. Sie war ein echtes Energiebündel, mit funkelnden Augen und einem herrlichen Lächeln. Obwohl sie ursprünglich aus Somerset stammte, hatte sie die vergangenen fünf Jahre überwiegend in Übersee verbracht und in Asien und Afrika Englisch unterrichtet. Inzwischen lebte sie in Bangkok und unterrichtete an einer Privatschule. Sie reiste gerne, interessierte sich für fremde Kulturen und hatte jede Menge Anekdoten auf Lager. Sie erzählte mir von all den Orten, an denen sie schon gewesen war, interessierte sich aber auch für mich und wollte wissen, wo ich herkam und was mich hierherverschlagen hatte.
    »Du wirkst nicht so, wie man sich einen Tauchlehrer an
einem solchen Ort vorstellt«, sagte sie, als wir zusammen an der Reling saßen und unsere Füße ins Wasser baumeln ließen.
    »Wie muss man sich den denn vorstellen?«
    »Vielleicht ein bisschen einfältiger?«
    Ich lachte.
    »Woher weißt du, dass ich das nicht bin?«
    »Das sieht man. Du hast so traurige Augen.« Sie grinste mich an. »Dahinter verbergen sich bestimmt jede Menge dunkle Geheimnisse.«
    »Schön wär’s«, erwiderte ich und spulte meinen zurechtgelegten Lebenslauf ab, den ich inzwischen im Schlaf herbeten konnte. Dass ich mich in meinem Job als IT-Marketingfuzzi gelangweilt hätte und von einem Tag auf den anderen meine Ersparnisse zusammengerafft und mich auf Weltreise begeben hätte. Erst wäre ich auf den Philippinen gelandet, dann hier.
    Emma kaufte mir die Geschichte ab. Sie hatte auch keinen Grund, daran zu zweifeln. Ich bin ein guter Lügner, und was ich sagte, klang plausibel. Allenfalls sorgte ich mich ein wenig, dass sie in England gewesen war, als mein Gesicht die Titelseiten beherrschte. Doch auch da vertraute ich der Zeit und der kosmetischen Operation, die ich auf den Philippinen hatte, und genoss es, einmal eine Unterhaltung zu führen, die sich nicht ums Tauchen drehte.
    Am Abend, als das Boot im Schein der untergehenden Sonne in den Hafen einlief, fragte Emma mich, ob ich Lust hätte, später mit ihr und ihrer Freundin irgendwo einen Drink zu nehmen. Sicherer wäre es gewesen, wenn ich Nein gesagt hätte, aber das Leben im Paradies kann recht unbefriedigend sein, und ich sehnte mich nach guter Gesellschaft.
Deshalb sagte ich zu und bot sogar an, noch jemanden von der Tauchschule mitzubringen, damit ihre Freundin sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlte.
    Wir trafen uns in einer Strandbar in der Nähe ihres Resorts, und je weiter der Abend fortschritt, desto deutlicher wurde, dass Emma etwas von mir wollte. Und ich von ihr. Mit

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