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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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sechsunddreißig war sie nur sechs Jahre jünger als ich und hatte jede Menge zu bieten. Sie war lustig, sie war interessant, sie war attraktiv. Sie war – wie ich zu meiner Überraschung feststellte – all das, was ich die vergangenen Jahre vermisst hatte, deshalb ignorierte ich meinen Sicherheitsinstinkt und ließ mich von der Situation einfangen.
    Nachdem wir Emmas Freundin zum Bungalow gebracht hatten, den die beiden sich teilten, schlenderten wir Händchen haltend am Strand entlang. Wir küssten uns, machten ein bisschen herum, und es war schon nach drei, als ich sie schließlich zurückbrachte.
    Am nächsten Tag kamen beide nicht zum Tauchen. Ihre Freundin hatte ein Auto gemietet, mit dem sie um die Insel fahren wollten, doch am Abend trafen wir uns wieder. Wir schafften es, uns davonzustehlen, und spazierten wieder am Strand entlang, genossen die Stille und die warme Brise. Als ich Emma an die Tür brachte, wusste ich, dass sie etwas Besonderes war. Etwas, das einem vielleicht nur einmal im Leben begegnet.
    Eine Woche darauf war ich in ihrem winzigen Apartment im Zentrum von Bangkok. Ich hatte eine Woche Urlaub genommen und erlebte die schönsten Tage meines Lebens. Wir aßen, wir tranken, wir liebten uns. Es gab nur uns beide. In meinen zweiundvierzig Jahren war ich noch nie richtig
verliebt gewesen, bis zu dieser Woche. Nun schwebte ich im siebten Himmel. Endlich erlebte ich das flirrende, intensive, magenwummernde Gefühl, das Leidenschaft, Erregung, Hilflosigkeit und nackte Angst umfasst. Und es war unglaublich.
    Ich besuchte Emma, wann immer ich konnte. Es war nicht leicht, weil ich als Tauchlehrer oft sieben Tage die Woche unabkömmlich war, aber da mir ein Teil der Firma gehörte, schaffte ich es, obwohl es finanziell eng war, wenigstens einmal monatlich nach Bangkok zu fliegen. Emma kam in etwa genauso oft auf die Insel, manchmal nur für ein, zwei Tage, aber einmal brachten wir es fertig, uns zehn Tage freizunehmen und zum Tauchen und Wandern nach Borneo zu fliegen.
    Die Welt war rosarot und bot mir endlich eine hoffnungsvolle und schöne Zukunft.
    Was mir eine Warnung hätte sein sollen. Die Welt bleibt nie lange rosarot, zumindest nicht für einen Mann wie mich, für den Freiheit stets ein zerbrechliches, verzweifeltes Gut darstellte. Aber ich war selbstzufrieden geworden, und als das Ende kam, wollte ich es zuerst nicht glauben. Genau genommen kann ich es heute – drei Jahre später – immer noch nicht glauben.
    Alles fing damit an, dass Emma, nachdem wir etwa ein Jahr zusammen waren, schwanger wurde. Es war ein Unfall. Zumindest dachte ich das. Vielleicht hatte sie es heimlich geplant. Immerhin war sie weit über dreißig, und ihre biologische Uhr tickte wahrscheinlich schon laut. Doch ganz egal, als ich es herausfand, war ich glücklich. Auch nervös, immerhin bedeutete es eine große Verantwortung, aber ich hoffte, es würde Emma und mich noch enger zusammenschweißen
und unsere Beziehung auf eine neue Ebene heben.
    Anfangs tat es das auch. Sie war unwahrscheinlich aufgeregt, und wir redeten pausenlos über die Zukunft.
    Unglücklicherweise hatten wir sehr unterschiedliche Vorstellungen davon. Ich wollte, dass sie herunter nach Ko Lanta zog und das Kind hier zur Welt brachte, denn mit meinen Anteilen an der Firma verfügte ich über genügend Mittel, uns drei zu ernähren. Doch Emma wollte, dass wir nach England zurückkehrten. Ihre ganze Familie lebte noch dort, wie auch einige enge Freunde, und sie meinte, England sei der bessere Ort, um ein Kind großzuziehen. Sie schlug sogar vor, ich könnte wieder in der IT-Branche arbeiten.
    »Ach komm schon, Mick, du willst doch nicht dein ganzes Leben hier verbringen«, sagte sie ungläubig, als ich den Vorschlag verwarf. »Dafür bist du viel zu gut.«
    Darum ging es ja nicht, sondern darum, dass die Alternative  – nach Großbritannien zurückzukehren – schlicht keine war. Im Hinterstübchen meines Gehirns hatte ich wahrscheinlich immer geahnt, dass so eine Situation unvermeidlich war, hatte es aber einfach ignoriert. Wir stritten uns, und da sie einen starken Willen besaß, verkündete sie schließlich, sie würde auf jeden Fall zurückkehren, und wenn ich sie liebte, würde ich mitkommen.
    Das brachte mich in eine unmögliche Lage. Ich versuchte alles, damit sie ihre Meinung noch änderte, argumentierte, ich sei der Eigentümer der Firma und in der Sonne hier glücklich und dass sie und das Baby es auch sein würden, wenn sie mir nur

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