Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Haare, rotes Gesicht.«
Ich zielte einfach ins Blaue, für meine Theorie hatte ich keinerlei Beweise, doch etwas an seinem Blick sagte mir, dass ich auf der richtigen Spur war. Nicht so sehr Schuldgefühle, sondern die nackte Angst, die in seinen Augen aufschien, gab mir Gewissheit. »Du hast ein kleines Mädchen von ihren Eltern weg verschleppt. Im Auftrag von Paul Wise. Und du wusstest genau, was mit ihr passieren würde. Du bist ein dreckiges Schwein, Tomboy. Aber das wusstest du ja schon.«
»Ich hab’s nicht getan«, wimmerte er.
Eine Welle kalter Wut schlug über mir zusammen. »Lüg mich nicht an. Es wird dir nichts nützen. Nichts kann dich mehr retten, außer vielleicht, du sagst die Wahrheit.«
Ich zog den Hahn zurück, der deutlich klickte.
»Bitte, Mick, bring mich nicht um. Bitte, die ganzen Jahre habe ich dichtgehalten und dir die Haut gerettet. Ich hätte dich verpfeifen können, hab ich aber nicht. Ich habe dich sogar in meine Firma genommen …«
»Trotzdem. Du hast es getan. Das Mädchen verschleppt. Stimmt’s?«
»Himmel, ja.« Seine Stimme war nur noch ein Jammern, sein ganzer Körper schüttelte sich vor Angst und Schuld. »Ich weiß, das war falsch. Heed hat mich dazu gezwungen.«
»Verarsch mich nicht. Du hättest Nein sagen können. Warum hast du’s doch getan? Geld? Oder bist du auch einer von denen? Bist du ein Kinderschänder, Tomboy? Ist es das?«
»Natürlich nicht«, heulte er betroffen, als würde sein
Handeln dadurch gerechtfertigt. »Ich war pleite. Vollkommen abgebrannt. Heed hat mir fünfzig Riesen geboten.«
Mein Finger am Abzug zitterte. Ich hatte immer noch schwer an dem zu kauen, was er mir gerade gestanden hatte. Denn das hieß, mein alter Freund Tomboy war ein Ungeheuer. Die Wut nagte an mir, fraß mich fast auf.
»Wo finde ich Heed?«
»Er hat einen Nachtklub in Manila. Das Juicy Peach.«
»Und du hast ihm Lene Haagen übergeben?«
»Ja«, sagte er leise. »Hab ich.« Er sah mich an, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Es tut mir leid, Mick. Wirklich. Es gibt keine Nacht, in der ich nicht daran denken muss, was ich angerichtet habe.«
»Ach ja? Während du in deinem großen gemütlichen Haus vor der Glotze sitzt? In dem Haus, das du mit ihrem Blut bezahlt hast. Schlecht gelogen, Tomboy. Wirklich.«
Ich trat einen Schritt zurück, wollte seinen säuerlichen Gestank loswerden, und hielt die Pistole weiter auf ihn gerichtet.
Nun, da ich Tomboy zum Reden gebracht hatte, würde er so schnell nicht aufhören.
»Ich wollte es echt nicht. Ich schwöre. Aber ich hatte schon andere Jobs für Heed erledigt. Ihm junge Dinger besorgt, für seine Kunden hier unten. Er hat gedroht, mich an die Bullen auszuliefern, wenn ich nicht tat, was er verlangte. Du weißt doch, wie das ist. Plötzlich steckst du drin.«
Das wusste ich tatsächlich. Allerdings hatte ich mich nie so tief in etwas hineinziehen lassen. Und das Problem war, Tomboy bot die beste Voraussetzung dafür. Er brauchte nicht korrumpiert zu werden. Er war von Natur aus korrupt.
Ich funkelte ihn an. »Erzähl mir alles, was du über Heed weißt.«
»Ein Aussie. Mitte fünfzig oder so. Ich kenne nicht mal seinen Vornamen. Er lebt schon ewig in Manila, und die meiste Zeit war er mit Klein-Mädchen-Sex-Geschichten zugange. Er ist Abschaum, Mick. Ein beschissen aussehender Wanst. Er stinkt nach Tod.«
»Ich bin sicher, er würde das Gleiche über dich sagen. Wo kann man ihn sonst noch treffen?«
»Nirgends. Nicht mehr. Er hängt nur noch im Juicy Peach ab. Wie ein Vampir. Lebt im Keller. In einem Raum ohne Fenster. Durch eine Tür im Klub kommt man hin.«
»Gib mir die Adresse.«
Er kannte sie auswendig. Ich merkte sie mir.
»Dreh dich zur Wand.«
»Mick, bitte, bring mich nicht um.«
»Umdrehen habe ich gesagt.«
Langsam wandte er sich um, bis er mit dem Rücken zu mir stand. Ich sah, wie seine Knie zitterten, und mir wurde schlecht, obwohl mir klar war, was ich tun musste. Wenn ich ihn am Leben ließ, standen die Chancen gut, dass er Heed über mein Kommen informierte, und das konnte ich mir nicht leisten. Die Zeit lief ab. Für mich und für Tomboy.
Obwohl, seine Zeit verrann schneller.
»Oh Gott, Mick, nein.« Seine Stimme war nur noch ein heiseres Jammern, das im ganzen Raum widerhallte. Er verdrehte den Nacken, um mir in die Augen sehen zu können, um vielleicht so zu verhindern, dass ich abdrückte.
Ich herrschte ihn an, das Gesicht gegen die Wand zu drücken, meine Stimme angespannt,
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