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Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Ermittler in Weiß - Tote sagen aus

Titel: Ermittler in Weiß - Tote sagen aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgan Dürwald
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Beifahrer durch die Frontscheibenöffnung hinausgeschleudert worden war. Natürlich muss auch bei einem tödlichen Verkehrsunfall wie bei jedem anderen nicht natürlichen Todesfall die Frage geprüft werden, ob es sich um Unfall, Selbstmord oder Mord handelt. Während Morde durch Kraftfahrzeuge verhältnismäßig selten sind - ich habe in meiner nahezu 40jährigen Praxis einen solchen Fall nur zweimal erlebt - kommen Selbstmorde mit Hilfe eines Kraftfahrzeugs öfter vor. Fußgänger zum Beispiel werfen sich in suizidaler Absicht vor ein Fahrzeug, - hier werden vor allem Lkw bevorzugt. Zum anderen rasen Fahrer eines Kraftfahrzeugs mit großer Geschwindigkeit gegen ein Hindernis, in ein Gewässer oder einen Abgrund, um sich umzubringen. In allen unklaren Fällen muss eben auch an eine solche Möglichkeit gedacht werden und in der Umgebung des Toten nach möglichen Motiven gesucht werden. Die Suche nach der Unfallursache Auf einer geraden Autobahn war in den Nachmittagsstunden ein Pkw mit weit über 100 km/h nach links von der Fahrbahn abgekommen und auf dem Mittelstreifen gegen einen Brückenpfeiler geprallt. Es befand sich nur der Fahrer im Wagen. Er war auf seinem Sitz eingeklemmt und konnte nur mit Schwierigkeiten geborgen werden. Noch an der Unfallstelle erlag er seinen schweren Verletzungen. Am Fahrzeug entstand Totalschaden. Eine Ursache für diesen Unfall war zunächst nicht erkennbar, abgesehen von einem möglichen Defekt an der Lenkung. Aber die Tatsache, dass der Wagen nach links von der Fahrbahn abgewichen war, ließ auch an die Möglichkeit eines Selbstmordes denken. Da die Personalien des Toten durch die mitgeführte Fahrerlaubnis bekannt waren, konnte eine Befragung in der Wohnumgebung des Toten erfolgen. Sie brachte zunächst keine Hinweise auf ein Suizidmotiv. Er lebte zwar allein, hatte aber seit längerer Zeit eine feste Freundin, mit der er sich nach Aussagen der Nachbarn gut verstand. Dies wurde auch von der Freundin bestätigt, die angab, dass sie in nächster Zeit heiraten wollten. Auch beruflich ließen sich keinerlei Schwierigkeiten feststellen, sodass erst einmal auf die technische Überprüfung des Unfallfahrzeugs gewartet werden musste. Nach zwei Tagen meldete sich jedoch die Freundin des Toten erneut bei der Verkehrspolizei und brachte einen Brief mit, den sie am Vormittag mit der Post erhalten hatte. Es handelte sich um einen Abschiedsbrief ihres Freundes, in dem er ihr mitteilte, dass er aufgrund verschiedener Symptome fest davon überzeugt sei, Krebs zu haben. Mit diesem Gedanken könne er nicht mehr weiterleben und habe deshalb beschlossen, aus dem Leben zu scheiden. Wenn sie diesen Brief erhalten würde, wäre er schon durch einen Autounfall ums Leben gekommen. Unsere Vermutung, dass es sich um einen Selbstmord handeln könnte, wurde durch diesen Abschiedsbrief bestätigt. Die Sektion ergab übrigens, dass eine Krebserkrankung nicht vorlag. Wie die Ermittlungen erbrachten, hatte der Tote nie einen Arzt aufgesucht, um seine Befürchtungen abklären zu lassen. Allein die selbst gestellte Diagnose veranlasste ihn zu diesem Selbstmord. 
      Auch kurze Zeit vor einem Unfall abgeschlossene hohe Lebensversicherungen, durch die die Hinterbliebenen finanziell sichergestellt werden sollen, können den Verdacht auf einen Selbstmord nahe legen. In diesem Zusammenhang muss man auch Fälle erwähnen, bei denen ein Unfall mit dem Ziel vorgetäuscht wird, die Versicherungssumme selbst zu kassieren. Einen solchen Fall klärte mein Vorgänger, der Gründer des Leipziger Instituts für Gerichtliche Medizin und Kriminalistik Prof. Richard Kockel, auf. Weil dieser Fall sehr bekannt geworden ist und seinerzeit großes Aufsehen erregt hat, nehme ich ihn in meine Darstellung auf.  
     Der Fall Tetzner 
     Der 26. November 1929 war ein typischer Herbsttag, bedeckter Himmel mit gelegentlichem Sonnenschein, etwas kühl und in den Nachmittagsstunden etwas regnerisch. In seinem grünen Opel- Cabriolet fuhr der Leipziger Kaufmann Kurt Tetzner in Richtung Süden. Es war schon dunkel, als er Bayreuth erreichte. Aber er machte noch keine Pause, sondern fuhr die Nacht durch weiter über Nürnberg und Neumarkt nach Regensburg. Zwischendurch hielt er in einer kleinen Ortschaft an einer Tankstelle an, um zu tanken. Dann ging es weiter nach Regensburg. Als die Lichter der Stadt schon als heller Schein am Horizont auftauchten, geschah das Unglück. Der Wagen kam nach rechts von der Straße ab und prallte gegen einen

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