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Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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Kilometern dichter Luft durchwanderte, die sich vor seinen Augen von gleißendem Gold zu Feuerrot, dann zu Karmesin und schließlich zu Rubinrot verfärbte. Dann erlosch das Licht, und der Sonnenrand war verschwunden.
    Nun flog das Schiff durch schwärzeste Nacht. Der Raum, den es durcheilte, war scharf geteilt. Die eine Hälfte war erfüllt vom Gefunkel von Millionen und aber Millionen Sternen; die andere Hälfte war die Nachtseite der Erde, aber sie sah aus, wie der Abgrund des Nichts, aus dem alle Dinge entstehen, und zu dem alle Dinge zurückkehren.
    McCauley schaltete die Beleuchtung ein. Furness blickte aus eingesunkenen Augenhöhlen zu ihm.
    »Sie haben Ihren Hilfsfallschirm zerrissen«, murmelte er. »Jetzt können Sie nicht mehr abspringen.«
    McCauley runzelte die Stirn. Es gab verschiedene Methoden, um das Schiff zu landen oder zumindest die Insassen vor dem Aufschlag in Sicherheit zu bringen. Zum Beispiel die Skip-Methode: Man konnte so weit in die Atmosphäre eintauchen, daß der Luftwiderstand die Fahrt verlangsamte, das Schiff dann wieder ins Vakuum hochziehen, wieder eintauchen, hochziehen, eintauchen. Dies galt als das praktischste Verfahren, um ein Schiff wieder zur Erde zurückzubringen. Die freie Wahl des Landeplatzes war natürlich ausgeschlossen. Außerdem nahm man an, daß selbst im günstigsten Fall die Besatzung mit dem Fallschirm abspringen und das Schiff zerschellen lassen mußte. Aber Furness konnte keinen Absprung wagen. McCauley jetzt auch nicht mehr.
    »Zeit für eine Meldung«, sagte McCauley.
    Er wollte sie selbst durchgeben, aber Furness nahm seine ganze Kraft zusammen. Sein Blick wanderte über die Instrumente.
    »Hier X-21«, sagte er, so laut er konnte. »Haben soeben die Nachtlinie überflogen. Höhe ...«
    Er ging alle Anzeigen durch, die per Sprechfunk zu melden waren. Vielleicht wurden sie von der Satellitenüberwachung aufgefangen, die das Schiff selbst nicht orten konnte. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit konnten sie von interessierten südafrikanischen Amateurfunkern empfangen werden.
    »Geht's besser?« fragte McCauley mit rauher Stimme.
    Furness nickte. Nach einer Weile sagte er:
    »Ist ... in den Notrationen ... Wasser?«
    McCauley sah nach. Ja, Wasser war da. Die Notrationen, kleine Päckchen, waren das Zünglein an der Waage zwischen Sterben und Überleben, wenn ein Mann gezwungen war, aus seiner Maschine auszusteigen. Zusammen mit einem Schlauchboot waren die Notrationen der X-21 sozusagen als frommer Wunsch beigegeben worden. Schließlich war ja kaum anzunehmen, daß das Schiff so enden würde wie ein normales Flugzeug. Wenn die Dampfjets ausfielen, könnte auch die beste Leistung des Triebwerks das Schiff nicht wieder in die Atmosphäre zurückbringen. Aber selbst wenn das zu schaffen wäre, konnten tausend andere Dinge schiefgehen. Es war ganz einfach undenkbar, daß sich die Besatzung im Notfall durch Absprung in Sicherheit bringen oder so sanft auf einer Wasseroberfläche landen könnten, daß ein Schlauchboot von Nutzen wäre. Trotzdem hatte man eine Notausrüstung mitgegeben.
    McCauley gab Furness zu trinken. Er verlor kein Wort über die Komplikationen, die Furness' Verletzung im Hinblick auf das Landungsproblem darstellte, das an sich schon kompliziert genug war. Statt dessen sah er auf die Uhr.
    »Wir haben gleich die Antarktis erreicht«, bemerkte er. »Jetzt sollte es auch Mondlicht geben.«
    Er sah hinaus. Die winzige erleuchtete Kabine schwamm im Nichts, ohne Laut, ohne daß irgend etwas außer weit entfernten Sternen zu erkennen war. Sie schwebte jetzt über der Stelle, wo sich der Indische und der Atlantische Ozean vereinigen, wo das Meer die Antarktis einschließt. Von dort aus kann ein Sturm rund um die Erde blasen, und das geschieht auch häufig genug. Die gigantischen Wellen, die dabei entstehen, sind der Schrecken aller Seeleute. McCauley konnte keine Wellen sehen, nur Treibeis, aber im nächsten Moment hatte es sich schon in das Eismassiv am Rande der Welt verwandelt. So raste die kleine Kabine über Gebirgszüge und Ebenen dahin, die seit der Erschaffung der Welt unter Schneemassen begraben waren.
    Er wandte sich von dem Anblick eines in Dunkelheit und Sterne gespalteten Universums wieder ab. Es gab nichts, was er tun konnte – jedenfalls jetzt nicht. Vielleicht würde es ihm selbst irgendwie gelingen, sicher auf der Erde zu landen, wenn er Furness seinem Schicksal überließ. Es war ganz und gar unwahrscheinlich, daß Furness den

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