Eroberung unter Palmen
Kollektion in der kommenden Saison entworfen hatte, war
himmlisch. Schulterfrei und mit raffiniert gerafftem Rock, das eng
anliegende Oberteil aufwändig mit Perlen bestickt, schmiegte
sich die champagnerfarbene Seide an Opals inzwischen noch schlankere
Figur und betonte jede ihrer Rundungen. Die zartgoldenen langen
Handschuhe und der farblich dazu passende Schleier, der mit einer
Tiara auf ihrem leicht gelockten Haar befestigt war, machten das Bild
vollkommen. Das zierliche Diadem hatte schon ihre Mutter bei der
eigenen Hochzeit getragen.
"Es
ist ein wunderschönes Kleid, Sapphy. Ich danke dir. Aber ihr
beide seht genauso fantastisch aus."
Das
stimmte. Sapphy hatte für sich und Ruby – die beiden waren
ihre Brautjungfern – Kleider entworfen, die das von Opal
hervorragend unterstrichen. Die elegante dunkelblaue Seide passte zu
dem dunkleren Haar und Typ der Zwillinge. Unglaublich, wie ihre
Schwester das alles innerhalb der vier Wochen nach dem Aufgebot
bewerkstelligt hatte, jedenfalls war Opal glücklich, dass beide
dabei sein konnten.
Sapphy
und Ruby waren aufgeregter als sie. Allerdings hatte Opal ihnen die
näheren Details verschwiegen. Die Zwillinge nahmen an, dass sie
sich vom Fleck weg in ihren italienischen Traummann verliebt hätte.
Fehlanzeige. Opal hatte sich schlicht und einfach überrumpeln
lassen. Und je näher der Hochzeitstermin rückte, desto
unwohler fühlte sie sich in ihrer Haut.
Wie
mochte es Domenic im Augenblick ergehen? Ob er sich die Sache
wenigstens genau überlegt hatte? Sie hatte ihn seit ihrer ersten
Begegnung nur noch einmal gesehen, vor zwei Wochen, als er einen
kurzen Abstecher nach Sydney gemacht hatte. Allerdings hatten sie da
über rein Berufliches diskutiert, und zwar, inwieweit die
Clemenger-Hotels eigenständig bleiben sollten und wie die
Unternehmensführung gestrafft werden könnte.
Domenic
verhielt sich sehr zurückhaltend. So kühl und
geschäftsmäßig, dass Opal sich ständig ins
Gedächtnis rufen musste, dass dieser Mann in Kürze ihr
Ehemann sein würde. Er war ganz der überlegene
Businesspartner, für den diese Sache letztlich nichts weiter war
als ein Geschäft. Sobald er ihre Zustimmung hatte, würde er
seine Energien für andere, reizvollere Objekte aufwenden.
Die
einzig weitere Verbindung zwischen ihnen waren Briefe oder E-Mails.
Sogar den Verlobungsring hatte Domenic ihr per Kurierdienst
geschickt. Mit der Präzision und Schnelligkeit einer Maschine
hatte er die Hochzeitsvorbereitungen getroffen, Termin, Ort und Gäste
bestimmt. Er wartete nicht einmal so lange, bis sein Vater eine
weitere Chemotherapie abgeschlossen hatte, so dass seine Eltern zur
Hochzeit nach Australien reisen konnten. Stattdessen wollte er Opal
in ein paar Monaten zu deren goldener Hochzeit mit nach Italien
nehmen. Dann würde sie beide kennen lernen.
Ohne
Eltern und im engsten Familienund Freundeskreis würde es
vermutlich eine relativ kleine Feier werden. Opal hatte ohnehin nur
ihre beiden Schwestern einladen dürfen. Wenn sie nicht
ausdrücklich darauf bestanden hätte, sich das Brautkleid
selbst auszusuchen, hätte Domenic vermutlich auch das noch
übernommen.
Hatte
er denn gar kein Vertrauen zu ihr? Glaubte er etwa, sie würde in
Jeans zur Trauung erscheinen? Ehrlich gesagt sollte er froh sein,
dass sie überhaupt auftauchte!
Opal
trank einen Schluck und hoffte, dass der Alkohol ihre Nerven
beruhigte, doch er schmeckte herb und säuerlich, und sie stellte
das Glas beiseite. Sie war weder in Champagnerlaune, noch hatte sie
Lust auf eine Hochzeit. Schon gar nicht auf ihre eigene.
Jemand
hatte an der Tür geklopft, Sapphy war öffnen gegangen und
mit einem schmalen Päckchen und Brief zurückgekommen.
Opal
nahm es behutsam an sich. Was mochte das nun wieder sein?
"Mach
es auf", drängte Ruby. "Es muss von Domenic sein. Wie
romantisch."
"Einfach
toll." Sapphy seufzte. "Wer hätte gedacht, dass die
Suche nach einem Geschäftspartner für Clemengers
gleichzeitig mit einer Hochzeit endet? Noch dazu mit dem Mädchen,
das nie heiraten wollte. Du musst ihn um den kleinen Finger gewickelt
haben, dass er so versessen darauf ist, dich so schnell vor den Altar
zu führen. Domenic muss total verrückt nach dir sein."
Versonnen
betrachtete Opal ihre Schwestern. Die beiden freuten sich so auf
diese Hochzeit, dass sie mit glänzenden Augen von Romantik und
Liebe schwärmten. Wenn sie nur wüssten.
Vielleicht
hätte sie ihnen von Anfang an reinen Wein einschenken sollen,
dass diese Ehe
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