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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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jetzt entschuldigen würden?!« Ich schickte mich an, in Darias Wohnung zu gehen.
    »Stopp!« Arslan entfaltete ein A3 Plakat, auf dem die Frau abgebildet war, die ich nachstellen sollte. »Wir müssen dein Aussehen prüfen.«
    Ich verharrte regungslos. Das Wissen um einen neuerlichen Test machte es nicht besser.
    »Ausziehen!« Balthasar brachte es auf den Punkt.
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Der blonde Vampir stand dicht hinter mir. Es war beunruhigend, dass ausgerechnet er mich zu verstehen schien. Eine Verwandlung würde einem Seelenstrip gleichkommen, dem Rat mein wahres Aussehen offenbaren. Außer Daria, und damit auch DeVil, war der Vampir der einzige, der mich je gesehen hatte – und das war über drei Jahre her.
    Und damals war ich fast noch ein Kind!
Ich starrte auf das Plakat. Mit einem Mal fühlte ich mich unsicher. Als würde mir ein Schutzschild geraubt. »Wer ist die Frau?«
    »Niemand. Sie hat nie existiert!«, Balthasars Stimme klang jetzt beruhigend. Der Vampir schien tatsächlich zu verstehen, was in mir vorging. »Sie ist lediglich eine Mischung aus vielen Frauen. Ihre Existenz ist komplett gefälscht.«
    Genau wie ich!
Plötzlich unsicher sah ich von einem Ratsmitglied zum anderen.
    »Würdet ihr euch bitte umdrehen?« Ich wusste, dass ich mich albern benahm. Ich kannte den Rat seit Jahren und konnte jedem einzelnen Mitglied vertrauen. Naja, nicht
vertrauen
,
anvertrauen
. Zumindest mein Leben.
Zumindest glaubst du das
. Aber unter meiner Logik grub eine tiefe Furcht Lücken in mein Selbstvertrauen und nährte sich von den Emotionen, die ich zu lange durch Magie unter Kontrolle gehabt hatte. »Ich schaue euch auch nicht beim Umziehen zu!«
    Ich war ernsthaft und ganz kindisch versucht, mit dem Fuß aufzustampfen. Doch friedensnobelpreisverdächtig gelang es mir, diesem Impuls zu widerstehen. Erst Arslans katzenhaftes Kichern brachte mein Unbehagen zum Überlaufen.
    »Vergesst es!« Ich stürmte an dem muskulösen WerLöwen vorbei, ließ ihn Bekanntschaft mit meinem Ellenbogen machen, und flüchtete durch die Tür in Darias Wohnzimmer.

    Es herrschte schockiertes Schweigen im Beratungssaal. Selbst Arslan schien peinlich berührt von Lils Gefühlsausbruch. Für Sekunden schien er Balthasar zugunsten von Daria aufhalten zu wollen, doch der Vampir kam ihm zuvor: er folgte Lil.

KAPITEL 6

    Trotz seiner Eile, dem Ex-Engel zuvorzukommen, schloss Balthasar die Tür leise genug, um Lil nicht aufzuschrecken.
    Doch die Sukkuba hätte nicht einmal gemerkt, wenn der vereinte Rat hinter ihr aufgetaucht wäre. Sie stand vor dem großen Bodenspiegel und musterte ihr Abbild mit einer merkwürdigen Mischung aus Wut und Faszination. Nicht die Frau, die sie gewesen war, und nicht die Frau, die sie sein sollte.
    Der Vampir verharrte reglos und starrte sie an. Sie war schön, auf eine so unfassbare Weise perfekt, dass er sie niemandem hätte beschreiben können. Es war nicht ihre makellose, goldschimmernde Haut oder die Symmetrie ihrer Gesichtszüge. Zumindest nicht ausschließlich. Es waren die kleinen Abweichungen von der Perfektion, die die Sukkuba unwirklich schön erscheinen ließen. Ihr Mund, der einen Tick zu breit und zu sinnlich war. Ihre Nase, die nicht den gängigen Schönheitsnormen entsprach, ihr aber ein klassisches Profil verlieh. Selbst die Tatsache, dass ihre Kleidung, die für einen anderen Frauenkörper bestimmt gewesen war, nun zu groß wirkte, machte sie anziehend. Als hätte sie in aller Unschuld die schicken Sachen ihrer großen Schwester anprobiert.
    »Es ist lange her, seit du dich zum letzten Mal gesehen hast?!« Der Vampir machte eine Frage aus seinen Worten.

    Ich fuhr auf dem Absatz herum und funkelte den Vampir wütend an. Für einen Moment fehlten mir vor Ärger die Worte. Sich in einem schwachen Augenblick anzuschleichen! Für Sekunden hatte ich meinen akuten Mangel an magischen Fähigkeiten vergessen.
    Das seltsame Mitgefühl in seinen wasserblauen Augen rührte mich so sehr, dass ich mich abwenden musste.
    »Wenn man sich jederzeit in jedes weibliche Lebewesen verwandeln kann, ist es schwer, sich nicht zu verlieren – sich zu merken, wer man eigentlich ist. Was man wirklich denkt und mag und fühlt«, gab ich zu und starrte wieder in den Spiegel.
    Die beinahe fremde Blondine starrte zurück. Ihre Haare waren leicht gewellt, länger als die des Vampires, Goldblond statt Honigblond, ihre Augen ein Abbild des Momentes, in dem die Helligkeit des Tageshimmels mit der

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