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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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mütterliche Holle und riss mich aus ihren Gedanken.
    »Ja, danke!« Ich strahlte Hulda an. Im Moment wünschte ich mir, ich könnte ebenso gut mit der Kälte umgehen wie eine Holle und mich auf den nahenden Winter freuen. Stattdessen verfluchte ich die Tatsache, dass ich vergessen hatte, das Thermostat der Firma rechtzeitig höher zu stellen. Nur langsam leistete das Heizsystem der neuen Gradeinstellung Folge und es würde dauern, bis mehr Wärme in den Räumen Einzug hielt.
    »Soll ich ein Fallbeispiel holen?« Die ältere Frau legte mir die Hand auf den bloßen Unterarm. »Du frierst ja, Kindchen!«
    »Wie Espenlaub«, gab ich zu. »Ich habe das Gefühl, meine Füße bestünden aus Eisklumpen.«
    »Kein Wunder bei den dünnen Schühchen«, tadelte Hulda mit einem Blick unter den Schreibtisch.
    Ich sah an mir hinab, konnte aber keine dünnen Schühchen am Ende meiner Beine erkennen. Lediglich bequeme Lederhalbschuhe.
    Bei näherer Inspektion fiel mein Blick auf die offenen Sandalen der Hulda. Sie trug nicht einmal Strümpfe.
    »Ich bin eine Holle, so etwas wie eine Winterfee«, meinte Hulda, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »Wir lieben Schnee und Kälte.«
    »Das tue ich auch.« Ich konnte einen klagenden Tonfall nicht verhindern.
    »Ja, sicher!« Hulda lachte. »Mit Thermostiefeln und Skianzug.«
    Ich wollte widersprechen, aber angesichts meiner Füße und der andauernden Menschlichkeit schwieg ich. Bislang hatte ich nie Probleme mit meinem Körper gehabt und so langsam begann ich mich zu ärgern. Hatten Menschen immer kalte Füße – oder war das lediglich den Frauen vorbehalten?
    »Ich rate dir zu Kirschkernkissen, Wechselbädern und für den Tag zu dickeren Socken und Schuhen«, lachte die Hulda, die meinen Blick richtig interpretierte.
    »Gekauft!« Meine Stimmung heiterte sich ein wenig auf. Die drei Tipps klangen, als seien sie leicht umsetzbar. Gerade richtig, um mein Problem zu lösen, das ich akut als dringender empfand als die drohende Menschenquote.
    »Zurück zum Fallbeispiel?« Die Holle rückte den Besucherstuhl von mir weg und nach hinten, um besser aufstehen zu können.
    »Zurück zum Fallbeispiel«, stimmte ich zu. Ich hatte Hulda immer gerne gemocht. Jetzt liebte ich sie förmlich. Ihre Fürsorge war rührend und es war wirklich schon lange her, seitdem mich jemand bemuttert hatte.
    .»An was hast du gerade gedacht?« Hulda klang besorgt.
    »An meine Mutter.« Ich wunderte sich, wie bitter meine Stimme klang.
    »Kein schöner Gedanke?«, vermutete die empathisch begabte Holle.
    »Sie ist tot.«
    »Oh! Entschuldigung!« Hulda wirkte betroffen.
    »Kein Problem. Es ist lange her.« Das war es wirklich. Ich fand es erstaunlich, dass der Verlust trotz der Jahre immer noch schmerzte. Und der Verrat. Ihrer und der meines Vaters. Ich schenkte der zögernden Hulda ein Lächeln. »Wie wäre es mit »Eros und Psyche«?«
    Eine Liebe gegen jede Vernunft und gegen den Willen der meisten Götter. Ein Bravourstück für die Ewigkeit.
    Die Holle stand auf und zwinkerte mir verschwörerisch zu. »Wie wäre es mit dem Furien-Fall, um den du Helena gebeten hast?!«
    »Perfekt!« Ich sah zu, wie die Holle das Büro verließ und war aufrichtig dankbar. Eine zweite Begegnung mit der renitenten Elfe wollte ich nach Möglichkeit weit vor mir herschieben. Aber als die Tür hinter der Winterfee zufiel, verschwand mein Lächeln. Schlagartig fühlte ich mich unbehaglich. Mein Büro war nicht mein Büro. Obwohl ich es selbst gestaltet und eingerichtet hatte, fühlte ich mich wie eine Fremde. Katlyns Bild an der Wand verstärkte diesen Eindruck. Es gehörte nicht zu der Sorte Portrait, dessen Blick einen quer durch den ganzen Raum verfolgte … es sah einfach durch mich hindurch.
    Genervt von mir selbst gab ich einem Impuls nach. Ich stand auf, um das Bild abzunehmen. Nur um anschließend keine Ahnung zu haben, wohin ich es räumen sollte.
    Schließlich entschied ich mich für die Krimskramsschublade, in der mein früheres Alter Ego Gesellschaft haben und interessante Tarotkarten kennenlernen konnte. Ich zog die Schublade auf und starrte auf einen quietschepinken Zettel, dem es irgendwie gelungen war, seine Position oben auf dem Plunder zu behaupten. Die Schrift war extrem verschnörkelt, aber gut lesbar:
Guten Tag, ich bin die für Sie zuständige gute Fee. Da ich Sie heute morgen nicht in ihrem Büro angetroffen habe, bitte ich Sie, sich per Mail mit mir in Verbindung zu setzen. Danke, Ihre Sabine
.
    Sabine!
Ich

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