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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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mich anstarrte, als sei ich eine Fremde. Was ich ja strenggenommen auch war. Der Mund der Journalistin formte ein »O«, als ihr in dieser Sekunde aufging, was die Schlagzeilen des Tages predigten: Die Frau vor ihr war nicht Katlyn, die sie interviewt hatte. Nicht die Nymphe, der sie ihre Aversion gegen den nächsten Gast gebeichtet hatte. Schamesröte stieg der »Übersinnliches für Jedermann«-Moderatorin bis zu den Ohren, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte. Ich sprang auf, doch die üppige Journalistin zeichnete sich nicht nur durch die enorme Geschwindigkeit des Massenträgheitsgesetzes aus, sondern auch durch ein rasantes Tempo. Bevor ich mein Büro verlassen hatte, war Franke bereits durch die Tür zur Treppe entkommen. Fluchend nahm ich die Verfolgung auf.

KAPITEL 9

    Atemlos gelangte ich am unteren Treppenabsatz an und war mit wenigen Schritten an der Ausgangstür zur Bahnhofstrasse. Sie aufdrücken und mit den nächsten Schritten der spurtenden Journalistin nach links zu den Parkplätzen folgen, war eine fließende Bewegung, die einen Sukkubus kaum Kraft gekostet hätte. Leider war ich nun ein Mensch und aus diesem Grunde in akuter Herzinfaktsgefahr, als eine Chimäre das benachbarte Modegeschäft verließ und mir mit Einkaufstüten in den Weg trat. Von dem Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange überrumpelt, wich ich nach rechts aus und wurde von den immer noch wartenden Lemuren gestoppt. Die sechs wirkten ebenso überrumpelt wie ich zuvor, und obwohl sie noch ausweichen wollten, waren ihre Bewegungen zu unkoordiniert, als dass sie mir schnell Platz verschaffen konnten. Eingekeilt in der kleinen Menge übernatürlicher Wesen konnte ich nur noch zusehen, wie Tatjana in ihr Auto stieg.
    »Verfluchte Scheiße!« Mein Fluch, mit dem ich das Entkommen der Journalistin kommentierte, war laut genug, um die Lemuren auf die andere Seite der Straße zu scheuchen. Dort hatte bereits ein Einhorn Position bezogen. Ich warf den sechs römischen Todeslarven trotzdem einen wütenden Blick zu.
Haben die kein eigenes Leben
?
Kein Wunder, dass keine Kunden kommen!

    Immer noch atemlos kehrte ich zurück in die Räume der Matching-Myth, die sich inzwischen eines subtropischen Klimas erfreuten. Mein erster Weg führte zu dem Fernseher, der anscheinend im Wartezimmer magische Anziehungskräfte entwickelt hatte. Noch immer oder besser gesagt schon wieder, standen alle Angestellten vor der Flimmerkiste und widmeten ihre gespannte Aufmerksamkeit einem Bericht auf dem Nachrichtensender »Mensch und Magie«.
    Die Neuigkeiten gruben sich in Lichtgeschwindigkeit in mein Gehirn, hinterließen schmerzende Schlieren und lähmten meinen Körper, der vor ohnmächtiger Wut schreien wollte. Das Vermittlungsmonopol für magische, übernatürliche und übersinnliche Wesen war gefallen!
    Hinz und Kunz durften ab sofort alles vermitteln, was die Welt hergab.
    Ich benötigte eine Sekunde, um meine Fassung zu wahren. Dann fiel mir ein, dass der Rat alles getan hatte, um mich meiner Macht zu berauben und meine Firma zu schwächen. Meine Wut implodierte in meinem allzu menschlichen Körper in Form äußerst vulgärer Wörter.
    Der letzte Fluch sicherte mir die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Der Rat konnte von Glück sagen, wenn meine Kette tatsächlich hielt, was sie versprach. Denn wenn nur ein bisschen Sukkubus Magie entkommen war, würde die Magie jedes einzelne Ratsmitglied treffen. Schmerzhaft! Ich fluchte abermals.
    Ich sollte mir das Fluchen wirklich abgewöhnen, es nimmt in den letzten Stunden überhand
. Andererseits tat es schrecklich gut und schien zu meinem wahren Wesen zu gehören. Es war das einzige, dessen ich mir in diesem Moment sehr sicher war. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, um nicht abermals in der Schimpf-Modus überzugehen. Für Sekunden kämpften Anstand, Loyalität und Wut in mir um die Oberhand, wobei letztere von Helenas Blick weiter geschürt wurde. Die Elfe machte mich offensichtlich persönlich für den Fall des Vermittlungsmonopols verantwortlich.
    Und irgendwie hat sie sogar Recht!
Die Erkenntnis, vom Rat benutzt worden zu sein, schmerzte nicht halb so sehr wie die Tatsache, dass es keinen Ausweg gab, zu viele Lügen und keine Wahrheit mehr, zu der ich zurückkehren konnte. Ich lebte seit meiner Rettung durch den Rat vor über drei Jahren Undercover, hatte nach dem Todesurteil mit diesem Versteckspiel begonnen, gestern eingewilligt die Regeln zu ändern und musste nun nach den neuen Spielregeln spielen

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