Erregende Ermittlungen
letzter Zeit.“
Fahin schnaubte abfällig. „Wie habt ihr die Insel gefunden?“, wollte er dann wissen.
„Traceys Handy“, erklärte Megan und sah ihm in die Augen. „Ich kenne einen richtig guten Hacker. Der hat sich innerhalb von fünfzehn Minuten Zugang zu ihrem Provider besorgt und herausgefunden, dass es hier eingeloggt ist. Genauso, wie er den Mieter ermittelt hat, „Sunlight Oil“.“
„Hm.“ Er starrte sie prüfend an und nickte dann. „Und das Lagerhaus in Halifax?“
„Das weiß ich nicht genau“, behauptete sie. „John hat da einen Freund aus dem Studium, der heute in Griechenland arbeitet und der sich in der Ölindustrie gut auskennt. Stammt aus Saudi-Arabien, oder so. Aus einer reichen Familie. Der hat sich ein wenig umgehört und uns dann diese Firma „Farside Import & Export“ durchgegeben.“
Fahin kniff die Augen zusammen, hinter seiner Stirn arbeitete es. Megan betete, dass er keine Löcher in ihrer Story fand. Eine Ablenkung. Sie brauchte eine Ablenkung!
„Wie habt ihr mich in dem Lagerhaus ertappt?“ wollte sie wissen. „Das war eine Falle, richtig?“
„Natürlich“, bestätigte er ungerührt. „Funktioniert immer. Eine offensichtliche Überwachung, und ein anscheinend unbewachter Korridor, der nicht ganz so offensichtlich gesichert ist.“
„Na schön!“ Sie seufzte. „Ich hab dich gestern dran gekriegt, du hast mich heute dran gekriegt. Eins zu eins, würde ich sagen. Unentschieden.“ Sie grinste ihn an.
Fahin erwiderte ihr Grinsen dünn. Dann flog ihr Kopf mit einem satten Klatschen zur Seite, sie hatte seine Hand nicht kommen sehen. Sie hustete und versuchte, die kreisenden Sterne um ihr Gesichtsfeld zu ignorieren. Ihre Zunge ertastete Blut von einer gesprungenen Lippe. Seltsamerweise spürte sie nur wenig Schmerz. Waren das immer noch die Nachwirkungen der Spritze? Die Betäubung durch das kalte Wasser? Jedenfalls war sie dankbar dafür.
„Blödsinn!“
Sein Gesicht war plötzlich dicht vor ihrem, unbändige Wut loderte in seinen schwarzen Augen.
„Alles Blödsinn!“, fauchte er und ließ die Maske des stoischen Agenten endgültig fallen. „Ich glaube kein Wort von dem Scheiß. Und ich verliere langsam die Geduld! Ich will was von den Leuten hören, die wir bei McFowerds Fabrik in Tucson gesehen haben. Schwarze Vans! Sind das auch Privatdetektive? Oder der Kerl, der Cooper bis zur Grenze beschattet hat?“
Das letzte schrie er ihr gellend ins Gesicht. Dann drehte er sich schwer atmend zum Tisch und stützte sich auf. Megan spürte den Impuls eines ironischen Lächelns, aber sie war zu erschöpft, um die Muskeln ihres Mundwinkels anzuspannen. Fahin im Stress? Sehr schön…
Unvermittelt war er wieder vor ihr. Eine Klinge blitzte, das Ratschen von durchtrenntem Stoff, Schmerz an ihrem Bauch. Sie riss den Mund auf und sah an sich hinunter, auf das Schlimmste gefasst.
Dann machte sie den Mund wieder zu. Ihr Shirt hing schlaff links und rechts herab, sauber entzwei geschnitten, und entblößte ihre hellen Brüste. Eine rote Linie über dem Nabel zeigte die Stelle an, wo die Spitze des Messers ihre Haut geritzt hatte. Am unteren Ende bildete sich gerade ein fetter Tropfen in Scharlach. Dann fand das Blut Kontakt zu dem Wasser, das noch an ihrer Haut klebte, und rann in einem verdünnten Rinnsal in ihre Jeans.
„Ich denke, du hast eine Verabredung mit Mr. Charger.“ Fahin hatte nun wieder die Klammern in der Hand. Megan schloss die Augen. Die stählernen Klemmen würden ihr die Brustwarzen vermutlich einfach abscheren, oder völlig zerquetschen. Warum nur fühlte sie nicht mehr Angst? Warum hatte sie das Gefühl, in einem Film zu sein? In einem Film konnte der Heldin nie etwas wirklich Schlimmes geschehen. In einem Film würde spätestens jetzt…
Ein Pochen. Jemand klopfte von außen an die Bohlen der Kellertür.
„Ja?“, rief Fahin ungehalten und verhielt, die metallischen Klemmen dicht vor ihrem Gesicht.
„Chef? Sie sollen ans Telefon kommen.“, drang eine gedämpfte Stimme an ihr Ohr. „Eric ist hinter dem Fotografen her. Es ist wichtig, sagt er.“
„Na schön. Ich komme!“, schrie Fahin durch die Tür. Er beugte sich vor und strich mit der scharfen Ecke einer Klammer über Megans linke Brust. „Nicht weglaufen, Süße“, raunte er ihr zu. „Wir spielen später weiter, ja?“
Das Gefühl der Unwirklichkeit wich nicht, als Fahin die Tür lautstark hinter sich ins Schloss geworfen hatte und sie alleine im kalten Licht der Glühbirne
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