Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
Hirnschmalz auf dieses Projekt verwenden,bis die CD fertig ist. Das Geschenk muss perfekt werden. Wahrscheinlich eher für mich selbst als für sie. Ich muss mir beweisen, dass niemand Hope besser kennt als ich.
    VIERZEHNTER
    Ich wusste, es wäre zu schön, um wahr zu sein. Darum war ich auch gar nicht geschockt, als mein Plan, Hope zu besuchen, heute ins Wasser fiel. Geschockt (und angewidert) war ich eher über meine Gefühle, als ich den Grund erfuhr.
    Hope ist von der Privatschule nicht nur angenommen worden, sondern kriegt sogar ein Stipendium. Eine Riesennummer.
    Ich weiß genau, eine richtige beste Freundin würde sich für sie freuen. Es dürfte mir nichts ausmachen, dass ihr Schuljahr zwei Wochen früher als auf der staatlichen Schule anfängt, weshalb mein Besuch ausfallen muss. Ich dürfte nicht neidisch werden, weil es womöglich das Beste war, was Hope passieren konnte, dass sie aus Pineville weg ist, während ich immer noch hier festsitze und jeden Tag das Gleiche mache. Kein Stück vorankomme. Ich dürfte es ihr nicht übel nehmen, dass sich bei ihr alles so viel besser entwickelt als bei mir.
    Tue ich aber.
    Als ich Mom erzählte, dass ich doch keine Woche nach Tennessee fahre, sprudelte sie, »Toll! Dann haben wir ja endlich mal richtig Zeit füreinander!«
    Selbstverständlich werde ich unter diesen Umständen meinen Job nicht vorzeitig kündigen.
    Jetzt muss ich aufhören. Ich muss Hopes Geschenk zur Post bringen, wenn sie es noch kriegen soll, bevor sie abreist.
    SECHZEHNTER
    Heute wäre Matthew Michael Darling zwanzig geworden.
    Als ob ich nicht schon deprimiert genug wäre.
    Manchmal frage ich mich, ob es wohl für Hopes Eltern schlimmer war oder für meine. Hope hat mir mal erzählt, bei Heaths Tod seien ihre Eltern irgendwie erleichtert gewesen: Jetzt mussten sie nicht mehr drauf warten, dass es passierte. Meine Eltern dagegen hatten überhaupt nicht damit gerechnet. Wie kann man auch mit so was rechnen?
    Ich war noch nie an seinem Grab. Meine Eltern haben mich nie mitgenommen. Könnt ihr euch vorstellen, wie das für sie gewesen sein muss? Statt Kuscheltiere zu kaufen, mussten sie einen Grabstein aussuchen. Sie sprechen nie darüber. Und ich erinnere sie nicht daran.
    Mom wird die nächsten zwei Wochen wie ein Zombie rumlaufen. Von heute an wirft sie täglich Valium ein – bis zum ersten September, das ist sein Todestag. Dann hört sie von einem Tag auf den anderen wieder auf. Ungeheure Selbstkontrolle.
    Dad tut so, als wäre nichts. Dreht seine dreistündigen Rennradrunden. Fummelt stundenlang am Computer rum. Unsere Gespräche drehen sich bloß darum, wie viele Kilometer ich in Vorbereitung auf die Geländesaison diese Woche schon gelaufen bin. Wie üblich.
    Manchmal frage ich mich, wie Matthew wohl ausgesehen hätte. Würde er früh eine Glatze kriegen wie Dad oder wie Mom ein perfektes Gebiss haben? Hätte er Bethanys makellose Haut? Wäre er lang und dürr wie ich?
    Manchmal sehe ich Studenten mit griechischen Buchstaben auf der Brust, und ich überlege, ob er wohl mit ihnenfeiern würde. Oder hätte er seine Geburtstage lieber allein begangen? Wie ich?
    Ich weiß, ich war nicht geplant – das hat Gladdie mir an meinem vierzehnten Geburtstag erzählt. In ihrer senilen Offenherzigkeit teilte sie mir zwischen den Happen ihrer Eistorte mit, dass ich für meine Eltern »eine wundervolle Überraschung« war, weil sie nie geglaubt hätten, »dass sie sich noch mal trauen«. Unfreundlicher gesagt, ich war eine Panne.
    Ich glaube, für Bethany war ich immer eine Konkurrenz. Ein Bruder wäre was anderes gewesen. Vielleicht sind wir deshalb nie miteinander klargekommen. Allerdings kann ich wohl sicher sein, dass meine Eltern sich über meine Ankunft gefreut haben – vor allem, nachdem ich den ersten Monat überlebt hatte. Aber wenn sie es manchmal mit dem Hausarrest und anderen Arschigkeiten übertreiben, habe ich das Gefühl, sie wollen mich »retten«, weil sie Matthew nicht retten konnten. Vielleicht ist das auch der wahre Grund dafür, dass sie seit Heaths Überdosis so besonders streng sind. Sie glaubten gar nicht, seine schlechten Angewohnheiten könnten auf mich abgefärbt haben, wie ich vermutet hatte. Nein, Heaths Tod hat sie wahrscheinlich einfach an ihren eigenen Verlust erinnert, und so was wollen sie nicht noch mal erleben.
    Ich mache mir einfach zu viele Gedanken, verdammt.
    Aber eins weiß ich sicher: Wäre Matthew am Leben geblieben, hätten meine Eltern bestimmt bei der

Weitere Kostenlose Bücher