Erwachende Leidenschaft
vollständig«, erklärte Alesandra. »Jetzt stehen erst zehn Namen darauf, aber wenn Sie noch ein oder zwei hinzufügen wollen, dann tun Sie es bitte.«
»Ich denke, wir sollten ohne Gweneth anfangen«, beschloß ihr Vormund. »Caine, ließ den eisten Namen vor, und wir sprechen über den Kandidaten.«
Caine faltete das Papier auseinander, überflog die Liste und sah dann seinen Bruder an.
»Fang an, Sohn«, wiederholte der Duke.
»Der erste Name oben lautet Colin«, verkündete Caine und sah Colin direkt an.
»Ja, aber ich habe ihn ausgestrichen«, erklärte Alesandra. »Sehen Sie? Bitte fahren Sie da fort, wo ich nichts durchgestrichen habe.«
»Moment mal«, sagte Caine. »Ich möchte erst wissen, warum sein Name ausgestrichen ist, Alesandra. Haben Sie ihn dort hingesetzt oder war es mein Vater?«
»Ich habe Colin vorgeschlagen«, antwortete sein Vater. »Sie hatte Colin noch nicht kennengelernt, als wir die Liste zusammengestellt haben. Ich dachte, es könnte eine gesunde Beziehung werden, aber ich sehe inzwischen, das es nicht funktionieren kann. Die beiden sind nicht füreinander geschaffen.«
Caine war absolut anderer Meinung. Die Funken, die zwischen Colin und Alesandra flogen, standen kurz vor der Entzündung, und jeder der beiden gab sich verzweifelte Mühe, den Grund für jeweiligen Ärger und Enttäuschung möglichst nicht zur Kenntnis zu nehmen.
»Wie bist du denn zu dem Schluß gekommen, daß sie nicht zueinander passen?« fragte Caine seinen Vater.
»Sieh dir die beiden doch nur einmal an, mein Sohn. Ist das nicht deutlich? Alesandra fühlt sich schrecklich unbehaglich, während Colin, seit er sich gesetzt hat, nur noch die Stirn runzelt. Sie verstehen sich nicht, aber das ist wichtig in einer Ehe.«
»Können wir jetzt weitermachen, Caine?« fragte Colin.
»Colin, mußt du immer so gereizt sein?« fragte Alesandra.
Da er ihr nicht antwortete, wandte sie seine Aufmerksamkeit Caine zu. »Er war krank«, erklärte sie ihm, um seinen Bruder noch einmal für seine Übellaunigkeit zu entschuldigen.
»Es liegt am Thema«, warf sein Vater mit einem Stirnrunzeln ein.
»Wenn Colin einwilligen würde, dich zu heiraten, Alesandra, würdest du ihn dann nehmen wollen?« wollte Caine wissen.
»Er hat bereits abgelehnt«, erklärte Alesandra. »Und er ist ohnehin nicht annehmbar.«
»Warum nicht?« fragte Caine.
»Läßt du das Thema jetzt?« befahl Colin drohend.
Caine ignorierte jedoch den Protest seines Bruders ebenso wie Alesandra. Sie dachte eine Weile über die Antwort nach, denn sie wollte sich weder in langen Erklärungen ergehen, noch Caine verwirren. »Nun, er würde mein Erbe nicht anrühren.«
»Verdammt richtig, das würde ich nicht!«
»Da, verstehen Sie es jetzt?«
Caine verstand überhaupt nichts mehr. Allerdings sagte ihm Colins Miene, daß er besser nicht mehr nachfragen sollte. Colin sah aus, als brauchte er unbedingt eine Kehle zum Zudrücken, und Caine hatte keine Lust, sein Opfer zu werden.
»Kann man die Situation nicht irgendwie anders handhaben?« fragte Caine dann. »Alesandra sollte sich die Zeit nehmen können …«
»Wir haben aber keine Zeit«, unterbrach ihn sein Vater.
»Vielen Dank für Ihre Besorgnis,« fügte Alesandra hinzu.
»Lies weiter, mein Sohn. Den zweiten Namen auf der Liste.«
Caine gab auf. Der zweite Name war allerdings ebenfalls durchgestrichen, und Caine rutschte einen Namen tiefer: »Horton«, las er, »Earl of Wheaton.«
»Ich habe ihn mal kennengelernt«, sagte sein Vater. »Kam mir recht anständig vor.«
Caine nickte zustimmend, als Colin den Kopf schüttelte. »Was stimmt mit ihm nicht, Colin?« fragte Caine.
»Er ist ein Säufer. Der ist nichts.«
»Ein Säufer?« fragte der Duke. »Das wußte ich ja gar nicht. Streich Horton aus, Caine.« Er runzelte die Stirn und fügte hinzu. »Ich werde sie doch nicht mit einem Säufer verheiraten!«
»Danke, Onkel Henry.«
Colin spürte, daß er kurz davor stand, in die Luft zu gehen, und brauchte seine ganze Kraft, um sich unter Kontrolle zu halten. Wieso er so entsetzlich aufgebracht war, wußte er allerdings nicht. Er hatte sich entschieden, Alesandra nicht zu heiraten, aber verdammt noch mal, der Gedanke, daß jemand anderer sie berührte, paßte ihm überhaupt nicht.
Als wäre es das Natürlichste auf der Welt, lehnte sich Colin neben Alesandra in die Polster zurück und legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie rückte instinktiv näher an ihn heran. Er konnte ihr Zittern spüren und
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