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Erwacht

Erwacht

Titel: Erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Shirvington
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liebst?«, fragte er beiläufig.
    »Ja … Nein … Es ist nicht der, den ich liebe, aber ich will ihm helfen.« Ich versuchte, uns beide davon zu überzeugen.
    Er machte ts, ts . »Und um wessentwillen kommst du?«
    »Um seinetwillen.« Ah, du Dummkopf!
    »Bist du dir sicher ?« Die Worte stichelten sich ihren Weg durch die Luft, landeten leicht wie Nieselregen und drangen langsam in mich.
    Ich dachte über die Frage nach, darüber, wer wirklich in Gefahr war. Es war Lincolns Leben, das ich retten wollte … weil … ich ihn nicht im Stich lassen konnte.
    »Um meinetwillen.« Die Erkenntnis versetzte mir einen Stich.
    »Sehr gut. Ich bin mir sicher, dass dir mein Bruder gesagt hat, wie stark du wirkst. Hat er dir auch gesagt, wie äußerst schwach du bist?«
    Ich lachte kurz auf, aber nur halbherzig. »Da hat er nur das Offensichtliche ausgesprochen, findest du nicht?«
    »Ja und nein. Dein momentaner Zustand ist einfach ein körperliches Abbild deiner Stärken und Schwächen. Sie messen sich miteinander in deiner Seele in einer herrlichen Schlacht. Ich frage mich, wer siegen wird … fragst du dich das nicht?«
    Ich schluckte und schwieg.
    Er kicherte ein wenig. »Es ist eine Situation, mit der wir zu ringen haben, unsere Schar der Verbannten. Ich frage mich manchmal, ob ihr Weg ihnen Erfüllung bringt. Das werde ich wohl nie herausfinden.« Er brachte sein Jackett in Ordnung und zupfte an seinen Ärmeln. Er erinnerte mich an Onyx. »Ich muss zugeben, dass es sehr zufriedenstellend ist, diese materiellen Dinge zu genießen. Gefällt dir mein Anzug?«
    Ich war ein bisschen verblüfft. »Ich … ich kann ihn nicht richtig sehen.«
    Er seufzte.
    »Ja, die Schatten begleiten mich gerne, wenn ich Fleisch werde.« Seine nächsten Worte kamen abrupt. »Wer ist der andere, der Anspruch auf dein Herz und deinen Körper erheben möchte?«
    Woher konnte er all das wissen?
    »Phoenix.« Meine Stimme überschlug sich.
    »Ist er einer von uns?«
    Er ist überhaupt nicht wie ihr, wollte ich schreien.
    »Er ist ein Verbannter«, sagte ich und legte meine Hände auf den Tisch, um mich aufrecht zu halten.
    »Und trotzdem willst du ein Grigori werden? Wirst du ihn preisgeben?«
    »Ich will meinen Freund retten. Ich weiß, dass man es mit verbannten Engeln zu tun hat, wenn man ein Grigori wird, und ich akzeptiere das als meine Zukunft. Aber ich habe keinen Grund, Phoenix auszuliefern. Er ist gut und er ist mein Freund.«
    »Was, wenn er dir einen Anlass dazu gibt. Wirst du ihn dann ausliefern?«
    »Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird.«
    »Ich kann sehen, was du nicht siehst.« Er lächelte breit. »Hast du eine Frage an mich, bevor ich dir die Zusage und die Rückkehr nach Hause anbiete?«
    Nach Hause? Hatte er nach Hause gesagt?
    Mein Kopf wurde leer und ich konnte nicht denken, auch wenn ich wusste, dass ich Fragen hatte. »Uri sagte, er könnte meine Frage nicht beantworten.«
    »Er geht einem auf die Nerven, was?«
    Ich lächelte ein wenig und stellte ihm dieselbe Frage. »War meine Mutter eine Grigori?«
    »Hmm … Evelyn … Sie war eine Grigori mit einem ganz besonderen Auftrag.«
    Er machte eine Handbewegung zu den Liegestühlen hin. Ich schüttelte den Kopf.
    »Was bedeutet ›besonderer Auftrag‹?«
    »Sie hatte nur eine einzige Aufgabe. Sie sollte einen einzigen verbannten Engel zurückschicken, damit er verurteilt werden kann. Mit dieser Mission wurde sie direkt von dem Engel, der sie gemacht hat, betraut. Das kommt sehr selten vor.«
    Irgendetwas ging ihm durch den Kopf, während er sprach.
    »Sie wusste, woher ihr Engelwesen kam?«
    »Ja, ich glaube, sie hat dir sogar ein Schmuckstück von dort hinterlassen.«
    Meine Hand wanderte zur Außenseite meiner Hosentasche und fuhr die Umrisse des Amuletts nach.
    Er lächelte nur.
    »Wen sollte sie zurückschicken?«, fragte ich.
    » Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich glaube, der Samen ist gesät … fürs Erste.«
    Er ging wieder zu seinem Liegestuhl, lehnte sich zurück, legte die Beine an den Füßen übereinander und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. Er sah aus, als würde er sich in seinem Garten entspannen – einem sehr dunklen, trostlosen Garten.
    »Wirst du mich nun zurückschicken?« Ich versuchte, so zu tun, als wäre mir das nicht wichtig.
    »Natürlich. Nur ein Dolchstoß liegt zwischen dir und der Freiheit.«
    »Was?« Furcht pumpte durch mein Herz.
    »Nimm den Dolch vom Tisch; er gehört jetzt dir.«
    Ich sah auf den Tisch, dort wo das

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