Erwacht
hielt meine Handgelenke in die Höhe. »Wenn man danach gehen kann, dann ja.«
Sie schauten ungläubig, bis ich das Schweigen brach. »Wie geht es Lincoln?«
Magda senkte den Blick. »Macht sich Sorgen um dich. Er liegt im Sterben und alles, was er will, ist, dich sehen.«
Sie tat mir tatsächlich ein kleines bisschen leid, aber ich konnte nicht anders, als kurz ein Gefühl der Zufriedenheit zu spüren, auch wenn ich mich dabei schuldig fühlte.
Phoenix saß neben Lincolns Bett, als ich ins Zimmer kam. Lincoln stöhnte, als er versuchte, mit ihm zu sprechen. Ich hatte sie eindeutig bei etwas unterbrochen. Phoenix sprang auf, um mir zum Bett zu helfen. Ich schaute ihn fragend an, aber er ging nicht darauf ein.
Lincoln sah aus wie ein Toter, aber als sein Blick mich fand, lächelte er. Ich presste die Zähne aufeinander und mein Herz zog sich zusammen. Seine strahlenden grünen Augen waren matt und erschöpft, aber sie waren unbestritten die außergewöhnlichsten Augen, die ich je gesehen hatte.
»Vi, bist du okay? Sie s-s-sagten mir, dass du deine Zusage machen wolltest«, sagte er, wobei er um jedes Wort ringen musste.
»Ich bin hier, oder?«, sagte ich und versuchte dabei, uns beide, so gut es ging, zu beruhigen.
»Ich wollte nicht … Nicht so. Es tut mir leid.« Er hatte so große Schmerzen. Bei jedem Wort verzog er das Gesicht und ich wusste, dass er versuchen würde, so viel wie möglich davon vor mir zu verbergen.
»Ich weiß. Also … lass uns mal schauen, ob das mit dieser Heilerei funktioniert.«
Ich schaute Phoenix an. »Könntest du Griffin fragen, ob er kurz kommen kann?«
Ohne zu antworten, verließ er das Zimmer. Irgendetwas hatte ihn verstört.
»Vi, da ist etwas … etwas, das du wissen … Ich kann verstehen …« Er strengte sich zu sehr an, zur Tür zu schauen, um sich zu vergewissern, dass wir allein waren.
»Sag es mir später. Wenn es dir besser geht.«
»Ich … es tut mir l-leid…«
»Ich weiß.«
Griffin erklärte, wie das mit dem Heilen funktionieren sollte. Theoretisch brauchte ich einfach nur meinen Willen zu kanalisieren, um Lincoln zu heilen. Da er der mir bestimmte Partner war, würde das ganz von selbst geschehen. Das alles kam von der Macht der engelhaften Eigenschaften, die ich nun haben sollte, und der des Armbands – oder in meinem Fall der Male um meine Handgelenke.
»Okay, dann nehme ich einfach seine Hände, oder wie?«, fragte ich.
»Du musst deinen eigenen Weg finden, um eine Verbindung zwischen euch herzustellen und dich selbst zu öffnen«, erklärte Griffin. Er klang nervös und ich konnte sehen, dass Magda unruhig war. Sie waren sich nicht so sicher, wie sie behaupteten. Sie standen hinten im Zimmer, um uns Raum zu geben. Phoenix lungerte im Türrahmen herum.
Lincolns Bewusstsein kam und ging. Er atmete flach und seine Lippen waren fast blau. Eine Verbindung zu ihm herzustellen, war etwas, was ich in letzter Zeit gründlich versucht hatte, nicht zu tun. Wie konnte ich mich ihm öffnen ? Meine Gedanken wanderten zu dem Traum, den ich hatte, zu dem Fremden, der sagte, dass er ich sei. War es der Engel, der mich gemacht hatte? Nach allem, was ich jetzt wusste, schien es plausibel, dass der Traum etwas zu bedeuten hatte. Ich erinnerte mich an das Gemälde, die Farben. Und ich erinnerte mich an die Frage. »Was wird aus uns werden?«
Ich merkte nicht, dass ich es laut gesagt hatte, bis Lincoln flüsterte: »Alles, was wir können.«
Ich nahm seine Hände, schloss die Augen und versuchte, meine Mitte zu finden und mich auf meinen Willen zu konzentrieren und alles darauf zu richten, Lincoln zu heilen. Nach ein paar Minuten konnte ich es nicht mehr aushalten. »Es passiert nichts!«, fuhr ich Griffin an.
Er war ruhig wie ein Zenmeister, was mich nur noch wütender machte.
»Du musst deinen eigenen Weg finden, dich mit ihm zu verbinden. Vielleicht brauchst du eine andere Taktik. Denk an gestern Abend, als Lincoln dir geholfen hat, er fokussierte sich auf deine Sinneswahrnehmungen, leitete sie durch dich hindurch und dann hinaus. Vielleicht …«
Ich schnitt ihm das Wort ab. »Machst du Witze ? Du willst, dass ich ihn küsse?«
Griffin warf mir einen mitleidigen Blick zu, aber ich hätte schwören können, dass auch ein wenig Amüsiertheit darin lag. Ich ertappte Magda dabei, wie sie ihre Augen zur Decke verdrehte. Phoenix hingegen trat einen Schritt auf uns zu.
»Nein. Du kannst einen anderen Weg finden; du musst nur draufkommen. Du musst dich
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