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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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drängender, brachten die Leidenschaft zu einer brennenden Dringlichkeit. Sie presste sich an ihn, suchte verzweifelt nach noch mehr Nähe zu seinem harten männlichen Körper.
    Ein Geräusch geradezu schmerzhaften Verlangens drang tief aus Sebastians Kehle, und er zwang seine Lippen von den ihren. „Nein“, flüsterte er mit stockender Stimme. „Nein, warte … Liebste … Ich wollte nicht, dass es so kommt. Es ist nur … Himmel.“
    Evie klammerte die Finger fest in den Stoff seines Gehrocks, während sie ihr Gesicht in der glatten grauen Seide seines Halstuches vergrub. Zärtlich legte Sebastian eine Hand auf ihren Kopf und stützte ihr schwankendes Gewicht. „Ich meine noch immer, was ich vorhin gesagt habe“, sagte er in ihr Haar. „Wenn du dich um deinen Vater kümmern willst, wirst du meine Regeln befolgen. Halte den Raum gut durchlüftet, Fenster und Tür sollen immer offen stehen. Und sitz nicht zu nah bei ihm. Außerdem will ich, dass du dir im Krankenzimmer ein Taschentuch vor Mund und Nase bindest.“
    „Was?“ Evie wand sich aus seiner Umarmung und warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Damit die kleinen unsichtbaren Kreaturen nicht in meine Lunge fliegen können?“, fragte sie sarkastisch.
    Seine Augen verengten sich. „Treib es nicht zu weit, Evie. Ich bin drauf und dran, dir jegliche Besuche bei ihm zu verbieten.“
    „Ich fühle mich lächerlich, wenn ich ein Taschentuch im Gesicht tragen muss“, protestierte sie. „Und es wird die Gefühle meines Vaters verletzen.“
    „Das ist mir herzlich egal. Versuche dich einfach daran zu erinnern, dass du ihn überhaupt nicht sehen wirst, wenn du mir nicht gehorchst.“
    Evie riss sich von ihm los, und eine neue Welle der Entrüstung durchströmte sie. „Du bist nicht besser als die Maybricks“, sagte sie bitter. „Ich habe dich geheiratet, um meine Freiheit zu bekommen. Stattdessen habe ich eine Gruppe Gefängniswärter einfach gegen einen anderen eingetauscht.“
    „Niemand von uns hat vollkommene Freiheit, mein Kind. Nicht einmal ich.“
    Evie ballte ihre Hände zu Fäusten und funkelte ihn an. „Wenigstens hast du das Recht, selbst die Entscheidungen für dich zu treffen.“
    „Und für dich“, sagte er spöttisch. Offensichtlich genoss er das Aufflammen ihres Temperaments. „Gott, was für ein Anblick. All dieser stürmische Widerstand … Das macht mir wirklich große Lust, dich wieder in mein Bett zu nehmen.“
    „Fass mich nicht an“, fuhr sie ihn an. „Nie wieder!“
    Unerträglicherweise fing er an zu lachen, als er aus der Tür ging.

10. KAPITEL
    Als Evie an diesem Abend in das Zimmer ihres Vaters zurückkam, wusste sie sofort, dass seine Zeit gekommen war. Seine Haut war totenblass und sah aus wie Wachs. Seine Lippen färbten sich blau, weil seine gequälten Lungen nicht mehr genug Luft einziehen konnten. Sie wünschte, sie könnte für ihn atmen. Zärtlich nahm sie seine kalte Hand in die ihre und rieb seine Finger, um sie zu wärmen. Mit einem eingefrorenen Lächeln starrte sie in sein Gesicht. „Papa“, murmelte sie und strich über sein verblichenes Haar. „Sag mir, was ich tun soll. Sag mir, was du willst.“
    Er betrachtete sie mit einem sanften, liebevollen Blick, und seine Lippen, ganz eingefallen in seinem faltigen Gesicht, verzogen sich zu einem Lächeln. „Cam“, flüsterte er.
    „Ja, ich lasse sofort nach ihm schicken.“ Evie streichelte mit zitternden Händen über sein Haar. „Papa“, fragte sie leise, „ist Cam mein Bruder?“
    „Ahhhh“, seufzte er, und die Falten um seine Augen vertieften sich. „Nein, Kätzchen. Wäre schön. Guter Junge …“
    Evie beugte sich vor und küsste eine seiner abgemagerten Hände. Dann trat sie vom Bett weg. Sie eilte zur Klingel, zog mehrere Male an der Schnur, und ein Hausmädchen erschien mit ungewöhnlicher Promptheit. „Ja, Mylady?“
    „Holen Sie Mr. Rohan“, sagte Evie, und ihre Stimme zitterte nur ein ganz klein wenig. Sie hielt inne und überlegte, ob sie auch nach Sebastian schicken sollte. Aber ihr Vater hatte nicht nach ihm gefragt. Und der Gedanke an Sebastians kühle, allzu vernünftige Anwesenheit, seine unbarmherzige Meinung, die in so starkem Gegensatz zu ihren eigenen Gefühlen stand … nein. Es gab einige Dinge, bei denen sie in seiner Starke Hilfe finden konnte, aber dies war keins davon. „Schnell“, wies sie das Hausmädchen leise an und ging zurück zu ihrem Vater.
    Einiges ihrer Angst musste durch ihre mühsam

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