ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
nicht…“
„An einem Tag gebaut worden... gna gna gna… ich glaube, den Spruch hat jeder drauf“, schimpfte Gregory.
„Ich kann’s nicht ändern“, sagte Jan. „Mich muss du deswegen nicht anmaulen, Kollege.“
„Tut mir leid“, sagte Gregory. „Mein Nervenkostüm ist momentan sehr dünn!“
„Kopf hoch“, sagte Jan und klopfte Gregory auf die Schulter. „Wir schaffen das schon, keine Bange. Ich bin Holländer, schon vergessen? Wir haben schon größere Schlachten gewonnen. Und jetzt gehst du schön den Tisch decken und ich werde was Tolles zum Abendessen zaubern.“
Gregory ging wie ein folgsames Kind ins Esszimmer und machte seinen Job. Jan tat dasselbe in der Küche und forderte Gregory dazu auf, die Glasscheibe der Durchreiche zu öffnen, damit er Jan höre kann. „Jetzt am Wochenende ist hier im Haus der Teufel los“, sagte Jan. „Da feiert sie ihren Fünfunddreißigsten.“
„Schau an“, meinte Gregory. „Ich hätte nie geglaubt, dass sie mit ihrem Alter derart kokettiert.“
„Da kommen Gäste aus aller Welt und die Hütte hier wird zum Tollhaus! Man könnte meinen, dass eine Konferenz der Bilderberger stattfände.“ sagte Jan und er musste es schließlich wissen.
„Wie war denn ihr Dreißigster?“ fragte Gregory.
„Auch total bekloppt. Immer wenn die Leute besoffen waren, wollten sie in den Pool springen und rannten dann mit den nassen Klamotten im ganzen Haus herum, die Spinner die!“ Jans holländischer Slang klang immer wieder zum Brüllen komisch.
„Und wer räumt die Sauerei wieder weg und wischt den Laden trocken?“ wollte Gregory wissen.
„Die Ata-Truppe, wer sonst?! Die sind den ganzen nächsten Tag mit Aufräumen beschäftigt. Die einen schwingen den Lappen und die anderen das Tablett und sammeln die Teller und Gläser ein!“ schimpfte Jan, als sei er von der Heilsarmee. „Und dann läuft die Spülmaschine einen Gang nach dem anderen. Aber dieses Mal wird es einfacher“ grinst Jan. „Fürs Wochenende wurde eine Eventagentur mit dem gesamten Ablauf der Party beauftragt.“
„Woher du das alles weißt?!“
„Na hör mal, ich bin schließlich der Koch!“ bestärkte Jan seine Position. „Wie ich hörte, wurden fast 50 Einladungen verschickt, da kannst du dir vorstellen, was hier los sein wird, wenn nur die Hälfte davon einen Partner mitbringt. Zieh dir also bequeme Schuhe an und leg die Hühneraugenpflaster nicht so weit weg.“ Jan lachte.
„Hauptsache es lenkt ein bisschen von allem anderen ab.“ Gregory war auf die Untersuchungsergebnisse des Labors erpicht.
„Du hast nur noch diesen Stummel im Kopf, stimmts!?“ Jan winkte ab und hatte das Gefühl mit einem Schlafwandler zu sprechen.
„Übernachtungen sind keine vorgesehen?“ fragte Gregory.
„Ja, doch, einige sogar. Aber nicht hier im Haus, sondern im Hotel in der Stadt. Manche Gäste kommen im Hotel an, werden mit dem Limo-Service hier abgesetzt und später wieder ins Hotel gefahren. Die meisten kommen direkt hierher und fahren von hier auch wieder weg.“
„Woher du das alles weißt?!“ Gregory klang stereotyp, fast schon apathisch. Sein Lächeln wirkte gekünzelt und seine ansonsten sehr aufrechte Körperhaltung wirkte durch die eben nach vorn gerichteten Schultern zusammengefallen und eingeknickt. Stünde er auf einer Bühne und man würde jemanden nach seiner Rolle fragen, bekäme man zu hören, dass er irgendjemanden darstelle, der alles verloren hat, dem das Schicksal mehrfach auflauerte oder jemanden, der die Dinge nicht mehr versteht, die um ihn herum geschehen.
Ein Außenlicht geht an. Seltsam. Um diese Uhrzeit sind die Bewegungsmelder doch noch gar nicht aktiv. Noch ein Licht wirft seinen Schein in den Garten. Und dann leuchteten der Reihe nach alle Außenscheinwerfer. Wahrscheinlich muss der Gärtner nun ums Haus gehen und checken, ob allen Lampen brennen, oder im anderen Fall ersetzt werden müssten. Beobachten kann Di Lauro ihn über die Kameras. Alle Scheinwerfer scheinen ok zu sein. Demnach wird die Villa Morgen einer Monstranz ähnlich in voller Pracht erstrahlen, wenn alle Scheinwerfer aktiviert werden. Es ist schon recht eigenartig, wie es sich mit dem Alter einer Frau verhält. Einerseits werden die sogenannten ‚runden Geburtstage’ pompös gefeiert und andererseits wird beim Geburtsjahr mehr geschummelt, als bei einer Mathearbeit in der Schule. Es gongt. Gregory eilt zur Haustüre und öffnet. Den Instrumenten und der Erscheinung nach, dürfte es sich um
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