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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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gab es nicht.
    Aber ich wusste, die Karte und die Blumen mussten von Mac kommen, eine romantische Geste und gleichzeitig die Bestätigung unseres geplanten Dinners, selbst wenn die Botschaft ein wenig sonderbar klang. Andererseits war Mac wirklich kein großer Dichter, aber irgendwie fand ich diese kleine Zeile hinreißend.
    Sofort rief ich meine Mutter an und bat sie, am Abend zu kommen und auf Ben aufzupassen.
    Dann versuchte ich es bei Mac, erreichte aber nur seine Mailbox. «Ich habe die Dahlien bekommen», sprach ich darauf, «Sie sind wunderschön. Ich bin froh, dass du dich für das Dinner entschieden hast. Wir treffen uns um sieben im Union Square Café.»
    Ich freute mich sehr, denn jetzt würden wir an zwei Abenden hintereinander feiern können.
    ***
    Ehepaare brüten selten über Kleinigkeiten. Wenn man Kinder hat, fehlt einem dazu schlichtweg die Zeit. Manchmal kommuniziert man mit dem Ehepartner wie über Satellit und muss sich mit der zeitlichen Verschiebung abfinden. Oder man sendet die Informationen in einer Art Morsezeichen und hofft, dass der andere etwas damit anfangen kann. Dass Mac sich auf meine Nachricht nicht meldete, nahm ich deshalb kaum zur Kenntnis. Ich kannte ihn und wusste, dass er seine Nachrichten regelmäßig abhörte. Und er zählte zu den zuverlässigen Menschen, die immer erschienen, wenn sie irgendwo erwartet wurden.
    Ich kam als Erste im Union Square Café in Manhattan an, fünf Minuten zu früh. Beschwingt folgte ich dem Oberkellner, der mich an der Bar vorbei zu einem kleinen viereckigen Tisch inmitten des Restaurants führte. Ich setzte mich und lauschte dem Stimmengewirr ringsum. Die anderen Tische waren ausnahmslos besetzt.
    Ich bestellte ein Glas Wein und zwang mich, die Finger vom Brotkorb zu lassen, wenigstens so lange, bis Mac kam. Er sollte sehen, wie makellos und hübsch der Tisch hergerichtet war: weiße Leinendecke, Vase, in der eine winzige gelbe Orchidee steckte, und Brotkörbchen. Hinter mir hing ein gerahmtes Stillleben in Aquarellmalerei. Wunderbarerweise nahm mein blass-grünes Kleid die Farbe der drei Birnen auf dem Gemälde wieder auf. Es war alles perfekt. Hier saßen wir – oder würden wir gleich sitzen –, um zwei gemeinsame Stunden lang kulinarische Köstlichkeiten zu genießen, inmitten dieses wundervollen Ambientes. Ich nahm mir vor, Mac gleich bei seiner Ankunft die Grundregel für den Abend zu erklären: Gespräche über Ernstes oder Unangenehmes sollten verboten sein. Das betraf auch den Mord an seinen Eltern und alles, was mit seinem Bruder zu tun hatte.
    Ich wartete und nippte an meinem Wein. Mac verspätete sich. Ich hörte die Mailbox meines Handys ab. Nichts. Ich versuchte, Mac auf seinem Handy zu erreichen. Er meldete sich nicht. Ich hinterließ ihm die Nachricht, dass ich im Restaurant saß und wartete.
    Um halb acht begann ich, die Speisekarte zu studieren. Dann rief ich meine Mutter an und fragte, ob Mac sich zu Hause gemeldet hatte. Hatte er nicht.
    «Mach dir keine Sorgen», sagte meine Mutter. «Er ist mit den Gedanken woanders und wird die Zeit vergessen haben.»
    Sie hatte natürlich recht. Der Schock, der entstand, wenn einem geliebte Menschen gewaltsam entrissen wurden, verging nicht von heute auf morgen, sondern hielt lange Zeit an. Er brachte einen derart durcheinander, dass man selbst so einfache Dinge wie die Uhrzeit aus den Augen verlor. Es gab nur eins, das man nie vergaß, und das war der Schmerz, der in einem brannte.
    Um Viertel vor acht brach ich mir ein Stückchen Brot ab und knabberte daran. Hörte meine Mailbox noch einmal ab. Nichts.
    Um halb neun hatte ich Mac vier Nachrichten hinterlassen, zwei Gläser Wein getrunken und angefangen, mich verlegen umzuschauen. Zu einem einsamen Dinner in diesem schicken Restaurant fühlte ich mich außerstande. Auf die benachbarten Dinnergäste und die wartenden Kellner musste ich zweifellos wie eine Frau wirken, die gerade versetzt worden war, und mein Mut reichte einfach nicht aus, um hier scheinbar gedemütigt auszuharren. Deshalb zahlte ich für meinen Wein und entschuldigte mich bei dem Kellner, der so tat, als käme dergleichen täglich vor. Dankbar ließ ich ein Riesentrinkgeld zurück und schlängelte mich auf wackligen Beinen an den vollbesetzten Tischen und der ebenso gut besuchten Bar entlang nach draußen. Auf dem Bürgersteig holte die Realität mich mit voller Wucht ein.
    Wie war ich nur auf die Idee gekommen, dass Mac mit mir würde ausgehen wollen? Was war das nur

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