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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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besseres Essen zu erhalten – umsonst. Es gab Wassersuppe mit Kohl, Tag für Tag. Er hatte versucht, einen Kassiber an Chantal durchzuschmuggeln. Umsonst.
    Warum kamen sie nicht endlich und stellten ihn an die Mauer? Sie kamen jeden Morgen um vier und holten Männer aus den Zellen, und dann hörte man das Trampeln von Stiefeln und die Befehle und das ohnmächtige Schreien und Wimmern der Fortgeschleppten. Und die Schüsse, wenn die Gefangenen erschossen wurden. Und gar nichts, wenn sie erhängt wurden. Meistens hörte man gar nichts. Thomas fuhr plötzlich auf. Stiefel trampelten heran. Die Tür flog auf. Ein deutscher Feldwebel stand draußen – und neben ihm zwei Riesenkerle in Uniformen des SD .
    »Hunebelle?«
    »Jawohl.«
    »Mitkommen zum Verhör!«
    Nun ist es soweit, dachte Thomas, nun ist es also soweit …
    Er wurde gefesselt in den Hof geführt. Hier stand ein riesiger Omnibus ohne Fenster. Ein SD -Mann stieß Thomas in einen düsteren, schmalen Gang, der durch den Bus führte und viele Türen hatte. Hinter den Türen gab es winzige Zellen, in denen man nur mit verkrampften Muskeln sitzen konnte.
    In eine solche Zelle wurde Thomas geschoben. Die Tür flog zu und wurde versperrt. Den Geräuschen nach waren auch alle anderen Zellen besetzt. Es stank nach Schweiß und Angst.
    Der Bus holperte los über eine Straße voller Schlaglöcher. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Dann hielt der Wagen. Thomas hörte Stimmen, Schritte, Flüche. Dann wurde seine Zelle aufgesperrt. »Rauskommen!«
    Hinter einem SD -Mann her taumelte Thomas, schwindlig vor Schwäche, ins Freie. Er sah sofort, wo er sich befand: in der vornehmen Avenue Foch in Paris. Thomas wußte, daß der SD hier viele Häuser beschlagnahmt hatte.
    Der SD -Mann führte Thomas durch die Halle des Hauses Nr. 84 in ein zum Büro umgewandeltes Bibliothekszimmer.
    Zwei Männer saßen darin, beide in Uniform. Der eine war untersetzt, jovial und rotgesichtig, der andere sah blaß und ungesund aus. Der eine war der Sturmbannführer Walter Eicher, der andere war sein Adjutant Fritz Winter.
    Stumm trat Thomas vor sie hin.
    Der SD -Mann erstattete Meldung und verschwand.
    In reichlich schlechtem Französisch bellte der Sturmbannführer los: »Na, Hunebelle, wie wär’s mit einem Kognak?«
    Thomas war speiübel. Aber er sagte: »Danke nein, ich habe leider nicht die richtige Unterlage dafür im Magen.«
    Sturmbannführer Eicher kam nicht ganz mit, was Thomas da auf französisch gesagt hatte. Sein Adjutant übersetzte es. Eicher lachte auf. Winter fuhr mit dünnen Lippen fort: »Ich glaube, wir können uns mit diesem Herrn auch deutsch unterhalten, nicht wahr?«
    Thomas hatte beim Hereinkommen auf einem Tischchen einen Aktendeckel mit der Aufschrift HUNEBELLE erblickt. Es hatte keinen Sinn zu leugnen. »Ja, ich spreche auch Deutsch.«
    »Na, wundervoll, wundervoll. Vielleicht sind Sie sogar ein Landsmann, wie?« Der Sturmbannführer drohte neckisch mit dem Finger. »Na? Sie kleiner Schelm! Nun sagen Sie es schon!«
    Er blies Thomas eine Wolke Zigarrenrauch entgegen. Thomas schwieg.
    Der Sturmbannführer wurde ernst: »Sehen Sie, Herr Hunebelle – oder wie Sie heißen mögen –, Sie glauben vielleicht, es macht uns Spaß, Sie einzusperren und zu verhören. Greuelmärchen hat man Ihnen über uns erzählt, nicht wahr? Wir tun unseren schweren Dienst nicht gerne, das kann ich Ihnen versichern. Deutsche Menschen, Herr Hunebelle, sind für so was nicht gebaut.« Eicher nickte voll Wehmut. »Aber der Dienst an der Nation verlangt es. Wir haben uns dem Führer verschworen. Nach dem Endsieg wird unser Volk die Führung aller anderen Völker der Erde zu übernehmen haben. So etwas will vorbereitet sein. Da braucht es jeden Mann.«
    »Auch Sie«, warf Adjutant Winter ein.
    »Bitte?«
    »Sie haben uns doch beschissen, Hunebelle. In Marseille. Mit dem Gold, dem Schmuck und den Devisen.« Der Sturmbannführer lachte kehlig. »Nicht widersprechen, wir wissen es doch. Muß sagen, Sie haben es schick gemacht. Kluger Junge.«
    »Und weil Sie so ein kluger Junge sind, werden Sie uns jetzt erzählen, wie Sie wirklich heißen und wo die ganzen Sachen von Lesseps und Bergier hingekommen sind«, sagte Winter leise.
    »Und mit wem Sie zusammengearbeitet haben«, sagte Eicher, »das natürlich auch. Wir haben Marseille bereits besetzt. Können wir Ihre Kollegen gleich kassieren.« Thomas schwieg.
    »Na?« sagte Eicher.
    Thomas schüttelte den Kopf. Das alles hatte er sich so

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