Es war einmal eine Familie
waren.
»Dovele! Die Suppe wird kalt!« schrie Dorka aus ihrem Fenster.
»Matti, nach Hause!« rief Zila und fügte wütend hinzu: »Morgen wirst du bestimmt krank sein.«
Herr Pschigurski, der verwitwete Leihbüchereibesitzer, kam aus seiner Wohnung herunter in den Hof, mit einem großen schwarzen Regenschirm, und rief nach seiner Chemda, die wie ein Hund draußen herumstreune, in der Dunkelheit, in der Kälte und im Regen. Hinter ihm tauchte Lea Bittermann auf und fragte besorgt, ob wir ihren Etan gesehen hätten.
Bevor wir uns zerstreuten, verkündete Uri, einmal in jedem Monat sollten alle Bewohner des Viertels sich auf dem Rasen unter dem Fenster seiner Wohnung versammeln, um einem Konzert von Ascher, dem Sänger, zu lauschen.
Von da an wurde Ascher einmal im Monat zum Sänger und Uri zum Manager, und wir waren das Publikum.
Sarka war glücklich, und sogar Mirjam, Aschers Mutter, war dann doch stolz.
Nur die alte Soscha, die kinderlose Nachbarin, störte jedesmal die Veranstaltung.
»Ruhe! Ruhe!« schrie sie wieder und wieder, aber vergeblich. Wenn es mit ihrer Geduld vorbei war, kippte sie ihren Putzeimer über die Kinder aus, die Ascher vom Rasen aus zujubelten.
Als sein Einberufungsbefehl kam, wollte Ascher Lewinger eigentlich zu einem Musikkorps.
Er erzählte, die Offizierin in der Rekrutenbasis habe nach der Musterung zu ihm gesagt: »Mit einem Profil, wie du es hast, kannst du nach Herzenslust in einer Elitekampfeinheit auf den Golanhöhen singen.«
»Wenn man verloren hat, hat man verloren«, sagte Ascher enttäuscht und meldete sich zu einer Elitekampfeinheit.
Als er zum ersten Mal Urlaub hatte, besuchte er seine Tante Sarka.
Sarka, die gerade Bettwäsche bügelte, sah plötzlich einen Soldaten in Uniform in ihrer Küche.
»Hilfe!« schrie sie. »Mirjam, ein Soldat! Mirjam, ein Soldat!« Und dann wurde sie ohnmächtig. Der weiße Bettbezug, den sie gerade bügelte, ging in Flammen auf.
Später verlangte Sarka von ihrem Uri, daß er nicht zum Militär gehen solle.
»Mirjam, rette mich«, flehte sie ihre Freundin an. »Rette mich, sag ihm, daß er nicht zum Militär gehen darf.«
Um Sarka zu beruhigen, schwor Mirjam, Uri würde nur in der Armeeverwaltung dienen, sie übernehme die Verantwortung.
Uri meldete sich zu einem Spähtrupp einer Elitekampfeinheit.
Bei jedem Urlaub versteckte er sein Gewehr und die Abzeichen seiner Einheit in Aschers Zimmer, und zur Beruhigung seiner Mutter bat er Ascher, dieser solle ihr auch sagen, er diene nur in der Armeeverwaltung.
Ascher versuchte auszuweichen.
»Ich kann nicht gut lügen«, sagte er.
Mirjam mischte sich ein. »Das ist keine Lüge, das ist eine gute Tat«, stellte sie klar. »Was man nicht weiß, tut einem auch nicht weh.«
Um Tante Sarka nicht weh zu tun, gab Ascher nach.
Und so, mit Uris Lüge, mit Aschers Rückendeckung, mit Mirjams Versprechungen und Doktor Wollmanns Valium beruhigte sich Sarka.
Uri beendete einen Offizierskurs und wurde zum Dienst auf die Golanhöhen geschickt.
Am neunten Tag des Jom-Kippur-Kriegs traf Sarka Donner im Flur ihres Hauses eine Gruppe verlegener Soldaten.
»Wen sucht ihr?« fragte sie.
»Die Familie Donner«, antwortete einer der Offiziere.
Sarka bat sie, einzutreten.
Es dauerte nicht lange, da war im ganzen Viertel ihr lautes Brüllen zu hören: »Fort mit euch! Wie könnt ihr es wagen, so etwas zu einer Mutter zu sagen? Mein Uri ist bei der Armeeverwaltung!« Und dann schrie sie: »Mirjam! Komm schnell! Sag ihnen, daß Uri bei der Armeeverwaltung ist!«
Und von den erschrockenen Soldaten verlangte sie, sofort ihren Uri nach Hause zu bringen. Als sie antworteten, er sei, wie die anderen im Kampf gefallenen Soldaten, auf einem Friedhof im Norden provisorisch bestattet worden, jagte sie sie unter Spucken und Verwünschungen weg: »Lügner! Pest und Cholera! Fort mit euch!«
Als ihr Mann Josef und ihre Tochter Rivka nach Hause kamen, erstickt von Schmerz und Tränen, fiel Sarka wütend über sie her und schwor, sie würde ihnen nie im Leben verzeihen, daß sie fremden Menschen glauben würden, die in Uniform ankämen, und nicht Ascher und der Nachbarin Mirjam, die noch mehr wären als Familie.
Um die Wahrheit ihrer Worte zu beweisen, lief Sarka ins Treppenhaus, trommelte mit Fäusten und Füßen an die Tür der Nachbarn. »Mirjam! Sag Ascher, er soll kommen und allen sagen, daß mein Uri lebt!« flehte sie.
Aber die Tür war verschlossen, und niemand antwortete.
Bei der Beerdigung rief Sarka
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