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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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dass das Ziel nicht mehr allzu weit entfernt war.
    »Dauert es noch lange?«, fragte er ungeduldig.
    »Das Ziel ist so nah, wie du es zulässt, junger Freund!«
    Mike stutzte. Er meinte, Jeans Stimme erkannt zu haben. Aber warum sagte sie, dass es von ihm abhinge, wie lange sie noch brauchten?
    »Wo sind wir hier?«, erkundigte sich der Journalist.
    »Wir sind auf deinem Weg!«, sagte der Mann. »Folge dir!«
    Mike begriff allmählich, worum es hier ging: Nicht die Grotte, die Höhle oder der alte Mann, der ihn in die Nacht hineinführte, waren entscheidend. Das alles waren nur Symbole. Nicht Jean oder der Heilige Antonius sprachen zu ihm – es war seine eigene innere Stimme, die er nur in dieser Dunkelheit hören konnte, ohne jede Ablenkung durch andere Reize.
    »Sind wir deshalb hier?«, fragte Mike in die Leere des Raumes. Doch er erhielt keine Antwort mehr. Auch die Schritte des alten Mannes waren plötzlich verschwunden.
    Mike war jetzt ganz alleine in der Höhle. Verschollen im Nirgendwo. Ohne Halt, ohne ein konkretes Ziel vor Augen.
    Niemand war da, der ihm aus dieser scheinbar ausweglosen Situation wieder heraushelfen konnte.
    Verzweifelt blickte sich Mike um, in der Hoffnung, irgendwo ein Licht zu entdecken, das ihm den Weg aus der Dunkelheit hinauswies. Vergeblich. Er versuchte, ein weiteres Mal aufzuwachen.
    »Es ist zu weit!«, rief er fast ohnmächtig. »Ich brauche Hilfe!«
    Mike stolperte über etwas und fiel zu Boden.
    Er drehte sich um und griff wütend nach dem Stein, der ihn zu Fall gebracht hatte, um ihn weit von sich zu werfen, da bemerkte er, dass dieser in einem grünlichen Schimmer zu leuchten begann. Sein Licht wurde immer heller, bis es Mike so sehr blendete, dass er seine Hände schützend vors Gesicht hielt.
    Wie eine kleine Sonne strahlte der Stein, von dem eine unbeschreibliche Hitze ausging. Kleine Flammen bildeten sich, die wie gierige Finger nach Mike griffen. Seine Kleidung fing Feuer.
    Panisch versuchte er, die Flammen zu ersticken, schlug mit der Hand gegen sie, doch es war zwecklos: Er musste seine brennende Kleidung schnellstens ausziehen, auch wenn er darüber staunte, dass das Feuer ihm keinerlei Schmerzen zufügte. Seine Haut war vollkommen unversehrt – im Gegensatz zu seiner Kleidung.
    Plötzlich löschte ein Windstoß die Flammen, als sei eine überdimensionale Kerze ausgeblasen worden. Auch das Leuchten des Steins ging merklich zurück. Sein schwacher Schimmer reichte aber dennoch, um den Raum, in dem er sich jetzt befand, zu illuminieren.
    Mike fühlte sich wie ein ungeborenes Kind im Mutterleib, das darauf wartete, endlich das Licht der Welt erblicken zu dürfen.
    Er schaute sich um und fand sich im Zentrum eines großen runden Saals wieder, dessen Kuppel von zwölf Säulen getragen wurde. Jede einzelne Säule war mit seltsamen funkelnden Symbolen und Ornamenten verziert. Ein in allen möglichen Formen und Größen ständig wiederkehrender lateinischer Satz zog sich über das gesamte Mauerwerk des Kuppelsaals. Dieser Satz war Mike bereits in Rennes-le-Château begegnet: »Terribilis est locus iste«. Dieser Ort ist schrecklich.
    Vor ihm erhob sich ein aus reinstem Marmor gehauener altarähnlicher Tisch, in dessen Mitte ein rundes Emblem eingraviert war. Es schimmerte eigenartig, so wie die vielschichtigen Ornamente an den Säulen und der Stein zuvor.
    Das Zentrum des Emblems bildete ein grüner Stein, der, einem Herzschlag gleich, pulsierend zu leuchten begann. Auf ihm waren die Worte »Benedictio Sacratissimi« zu lesen. Eine rote Schlange, die um ihn herum einen Kreis bildete, indem sie sich selbst in den Schwanz biss, bewachte ihn gefährlich züngelnd.
    Mike erinnerte sich daran, dieses Symbol schon einmal gesehen zu haben: auf dem Umschlag, den er von dem ermordeten Priester in Rennes erhalten hatte und der die verschlüsselten Papiere enthielt.
    Im Raum herrschte eine eigentümlich Stille, eine beinahe schon heilige Atmosphäre. Ehrfurcht überkam Mike, den die Wucht des gewaltigen Kuppelbaus zu erschlagen drohte.
    »Wo bin ich hier?«, schrie er überwältigt und sah sich angstvoll um. Das Echo seiner Worte hallte von allen Seiten wider.
    Magisch angezogen ging er auf eine der meterhohen Säulen zu. Beinahe zärtlich streichelte er den Stein, der sich warm anfühlte – fast wie menschliche Haut, deren Venen die glitzernden, verschlungenen Ornamente waren, die auf jede von Mikes Berührungen reagierten wie pulsierende Adern. Sie wechselten ihre Farbe, begannen

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