Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
denn sie gehörte zu dem alten Volk, welches ewig auf Erden wandeln sollte, um den Glauben der Menschen an die Magie aufrecht zu erhalten und damit auch an ihn und seinen Bruder.
Sie verschwand daraufhin. Niemand wusste, was aus ihr geworden war. Bis er vor einer Woche auf sie stieß. In einer kleinen Gasse, in der Innenstadt, einer sogenannten Zwielicht Gasse. Ein Ort, an dem sich magische Wesen tummelten.
Sie stand, in einen dunklen Umhang gehüllt, in einem Bücherladen. Sofort hatte er sie erkannt. Ihre glühende Gestalt konnte er auch, durch die dickste Verkleidung, erkennen.
Sie hatte ihn bereits erwartet und sich mit aller Geschmeidigkeit einer Engelsfrau zu ihm umgedreht. Weibliche Engel waren überaus selten. Dea hatte nur wenige von ihnen erschaffen. Ihre Rarität machten sie schließlich zu etwas Besonderem. Ein Grund, weswegen Caelicola Ranossa hatte besitzen wollen.
Das Innere von Ranossas Augen leuchtete in silberner Farbe und für Ciprian war sie immer noch wunderschön. Trotz ihres hohen Alters und trotz ihrer, nun tatsächlich sichtbaren Verletzungen, die sie durch das Tragen von Caelicolas Pentagramm davongetragen hatte. Ihr Hals glich der einer Greisin. Die Narben verliefen zickzackförmig hinauf, bis zu ihrem Kinn.
Sie führte ihn in einen kleinen, abgedunkelten Raum, in dem sich zwei Zauberer der alten Zeit befanden. Es waren keine Geringeren als Merlin und Taliesin, von denen jeder geglaubt hatte, sie wären längst zu Numen aufgestiegen. Aber auch sie, sollten als geheime Frucht Deas die Magie auf der Erde wahren und verweilen. Unentdeckt vor dem menschlichen Blick, unparteiisch gegenüber der Wahl des Schlüssels. Als Schiedsrichter sollten sie lediglich seine Rechtmäßigkeit überwachen.
Doch etwas, dass ihnen Ranossa einst berichtet hatte, ließ sie nun aufschrecken. Eine Tatsache, die von solcher Wichtigkeit war, das sie möglicherweise die Wahl des Schlüssels von vorneherein beeinflussen würde und so, das unantastbare Gesetz des freien Willens außer Kraft setzen konnte. Ranossa schloss ihre Augen, als sie Ciprian noch einmal das wiedergab was sie einst Merlin und Taliesin berichtet hatte.
Sie erzählte davon, dass sie, nachdem sie Caelicola verlassen hatte, ein Kind unter ihrem Herzen trug. Sie wollte es zuerst nicht wahrhaben, weil sie ein Kind zwischen einem reinen Wesen wie ihr und dem Gott der Unterwelt für unmöglich hielt, aber dennoch war jenes Wunder Wirklichkeit geworden und als sie das kleine Mädchen in ihren Armen hielt, empfand sie eine solch tiefe Verbundenheit zu ihm, dass sie es nicht über das Herz brachte, es zu töten, obgleich es die Frucht des Bösen war und womöglich sogar sein Abbild.
In dem Mädchen verbarg sich schließlich auch ein Teil von ihr und an diesen Teil wollte sie glauben. Jenem Teil wollte sie die Chance geben zu leben und sich zu entwickeln und vielleicht etwas Wundervolles zu vollbringen.
Doch die Zeit damals war unruhig. Die Erde suchte nach Zusammenhalt und Frieden. Sie war voller Gewalt und wurde regiert von machtsüchtigen Königen. Und so übergab sie ihr Kind schließlich den Nebellichten, dem Volk der Zeitlosigkeit, auf das sie über es wachen würden; fünfhundert Jahre lang.
Ciprian hielt es für möglich, dass Maira dieses Kind war, denn sie hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit Ranossa und besaß dieselben Gesichtszüge. Zwar hatte Ranossa Haar in einem mahagonifarbenen Ton, aber die wellige Struktur war identisch. Ebenso waren beide von einer schlanken, ansehnlichen Figur. Die Haarfarbe hatte Maira zweifellos von ihrem Vater geerbt und Ciprian fürchtete, dass es nicht das Einzige war, dass er ihr unbewusst vermacht hatte. Das Pentagramm führte Maira keinen Schaden zu, sodass man davon ausgehen musste, dass es ihre innere Stärke erkannt und zu seinem Nutzen geformt hatte. Die schwarzen Flecken, die Maira auf ihrem Nacken hatte, sprachen dafür, dass sie als Ranossas Tochter geboren worden war, denn jene schwarzen Flecken, die Rabenvögeln glichen, waren die Symbole der Geisterwelt, mit der Engelsfrauen seit Anbeginn der Zeit verschmolzen waren. Nur ihnen wurde die Aufgabe zuteil, die Geister aufzusuchen und einigen von ihnen den Weg ins Licht zu zeigen. Als ihre Führer leiteten sie die verirrten Seelen ins Himmelreich. Das Maira diese Rabenvögel auf ihrer Haut trug, war ein Zeichen dafür, dass sie durch das Blut ihrer Mutter, mit dieser Welt, eng verbunden war und noch immer mit ihr in Kontakt stand. Aus diesem
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