Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Grund hatten die Nebellichten sie auf ewig gekennzeichnet. Das Blut ihres Vaters jedoch wehrte sich gegen diese Brandmarkung und so fühlte Maira bei jedem neu entstehenden Fleck entsetzliche Schmerzen. Niemand konnte sagen, wie viele noch entstehen würden, aber womöglich war ihre Markierung durch die Nebellichten, mit der Aktivierung ihrer Kräfte abgeschlossen.
Andash hatte die letzten Luftballons im Garten aufgehangen und zog sich in sein Schlafzimmer zurück.
„Warum macht er das?“ Maira blickte aus dem Fenster und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ich meine, es ist so viel passiert und so viel wird noch passieren. Da kann ich doch nicht daran denken zu feiern.“
Ciprian musterte sie von der Seite. Sie sah so wunderschön aus, wie sie da stand und sie hatte vollkommen Recht mit dem was sie sagte. Wie konnten sie jetzt ausgelassen ihren Geburtstag feiern, während die Dämonen ihr auflauerten? Während seine Seele langsam, aber sicher von dem Vampirgift zerfressen wurde und sie nicht wussten, was ihnen noch bevorstand? Wie gerne hätte er Maira in seine Arme genommen, ihr gesagt sie solle sich jetzt, in diesem Augenblick, für ihn entscheiden und keine Zeit mehr verlieren. Doch der Engel ihn ihm, hielt sich zurück. Er wollte sie nicht drängen, sie nicht verscheuchen. Auch wenn etwas Grässliches tief in ihm schlummerte. Er spürte wie es wuchs und ihm Mut verlieh, ihm jene Kraft und Waghalsigkeit gab, die er als Engel stets belächelt, aber so manches Mal auch vermisst hatte. Warum nur, durfte ein Engel lediglich diesen tadellosen Charakter besitzen? Wieso gab es nicht auch Draufgängerische und Ziellose unter ihnen? Er biss sich auf die Unterlippe, während er sich bestärkt fühlte in seinen Anzweifelungen, durch das, was da in ihm größer und größer wurde. Insgeheim konnte er es kaum noch abwarten, bis es seinen Platz völlig in ihm eingenommen hatte und er sich endlich das nehmen konnte, nachdem ihm schon solange der Sinn stand. Maira. Würde er nun den Rückweg antreten und sich in Numens Reich flüchten, würde sich jenes Verlangen in Luft auflösen. Es würde erstickt werden, bevor es irgendetwas bewirken konnte und er fragte sich in diesem Augenblick, ob es tatsächlich das war, was er wollte.
Die Elster saß auf der Fensterbank und starrte wie gebannt in das Zimmer.
„Willst du sie nicht hineinlassen?“, fragte Ciprian, während er sich erschöpft auf Mairas Couch fallen ließ.
Sie nickte zaghaft, bevor sie das Fenster öffnete. Flink hüpfte die Elster auf ihre Schulter.
„Was hat es eigentlich auf sich, mit diesem Vogel?“ Ciprians Frage klang ein wenig provozierend. Sein Ton war nicht so freundlich und gewählt wie sonst.
„Er ist mir zugeflogen“, antwortete Maira plump.
Ciprian lachte auf. „Das ist doch nicht dein Ernst!?“ Er spottete. „Dieser Vogel hat dich ausgewählt. Es ist kein gewöhnliches Tier, das sieht jeder.“
Ciprian wusste sehr wohl weswegen der Vogel Maira auf Schritt und Tritt folgte. Er kannte die Wahrheit über ihre Herkunft und er wusste, dass sie vermutlich von Geburt an, dieselben Kräfte besaß wie ihre Mutter. Vielleicht sogar gepaart mit der Macht ihres Vaters.
Ja, sie war wahrhaftig ein besonderer Schlüssel, womöglich der besagte Schlüssel. Aber warum in aller Welt wollte sie ihr Schicksal nicht richtig annehmen? In ihm stieg eine Wut auf, die ungewohnt für ihn war. Er wusste nicht wohin sie ihn führen würde oder was sie aus ihm machen würde, würde er sich ihr hingeben und aufhören sich dagegen zu sträuben. Er blickte Maira an und in ihm loderte es. Sie stand einfach nur da, mit dem Rücken zu ihm und sah in ihren Spiegel. Seltsam versunken schaute ihr das eigene Bild von dort aus entgegen. Ihre Ruhe machte ihn beinahe wahnsinnig. Seine Hände zitterten bei dem Gedanken sie zu ergreifen, sie wegzuzerren von diesem Spiegel, und sie auf das Bett zu werfen. Er spielte ernsthaft mit dieser Überlegung. Vielleicht war es genau das was sie wollte. Womöglich wartete sie ungeduldig darauf, dass er es einfach tat. Mit derselben Entschlossenheit und demselben Verlangen wie Breda es tun würde. Er ging einen Schritt auf sie zu, atmete qualvoll ein und aus.
„Ich bin überhaupt nicht müde.“
In dem Moment drehte sich Maira schwungvoll zu Ciprian um. Ihr Haar flatterte ihr dabei vor die Augen. Langsam führte sie die Hand an ihr Gesicht und strich sich die Strähnen hinter die Ohren. Eindringlich schaute sie zu ihm auf. Ciprian
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