Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
alles beenden sollte. Sie hat die Kraft dazu. Als Kind beider Seiten geboren. Mein Bruder, sie ist deine Tochter.“
Im Hintergrund hörte man sogleich einen raschen Wortwechsel der noch anwesenden Dämonen und Wesen der Dunkelheit. Ein verblüfftes Tuscheln, welches Caelicola sofort im Keim erstickte.
„Schweigt!“, rief er aus und starrte Maira unverwandt an.
„Kann das wirklich wahr sein?“ Er blickte zu Ranossa, die immer noch seine Gefangene war. Sie hob ein wenig ihren Kopf an und sprach zu ihm, während sie Maira versunken betrachtete. „Ja, es ist wahr. Sie ist unser Kind.“
Wieder mehrten sich Ausrufe der Verwunderung hinter ihnen.
„Wie ist das möglich?“, fragte Caelicola fassungslos. „Ranossa. Es liegt mehr als fünfhundert Jahre zurück, dass du aus der Unterwelt verschwunden bist.“
Zögerlich wandte sie sich ihm zu.
„Ich versteckte sie aus Angst bei den Nebellichten. Sie haben über den Zeitpunkt entschieden, wann sie unter den Menschen, auf der Erde leben sollte. Sie wussten, dass Dea sie als den einen Schlüssel geschaffen hatte. Dies flüsterten sie mir zu. Sie sagten, ich hätte Recht daran getan, ihnen unser Kind zu übergeben. Sie würden sie vorbereiten auf ihr Schicksal.“ Sie hauchte jene Worte nur. Ängstlich sah sie sich um, denn sie verbargen eine Wahrheit, mit der niemand gerechnet hatte. Zaghaft berichtete sie weiter. „Die große Mutter hat weit mehr für Maira vorgesehen, als wir uns alle vorstellen können.“
„Dea!?“, fluchte Caelicola und schickte dem Horizont einen verächtlichen Blick.
„Sie hat es satt.“ Numen sprach in einem sanften, beschwichtigenden Tonfall. „Die Zeit der Menschen ist gekommen. Sie haben bewiesen, dass sie uns nicht länger brauchen. Wir müssen es so annehmen. Lass sie gehen. Es bringt nichts mehr, nach all den Jahren Vergeltung zu üben, für etwas, das unsere Mutter bestimmt hat.“
Caelicolas Miene klarte sich nur mäßig auf, jedoch ließ er die Fesseln um Ranossa, mit einem Schnipsen, verschwinden. Diese lief sogleich auf Maira zu und schloss sie in die Arme.
„Ich habe immer gehofft, dass wir einander eines Tages wieder sehen würden“, sagte sie und Maira lächelte erleichtert. Sie war so froh darüber, dass ihre Mutter endlich real für sie geworden war und sie fühlte, dass auch diese sie vermisst hatte. Die Umstände ihrer Geburt hatten Ranossa, vor all diesen Jahren, keine andere Wahl gelassen, als sie fortzugeben, aber jetzt würden sie zusammenbleiben.
Die Sonne stieg auf zum Firmament und Dea ließ einen gleißenden Lichtstrahl auf die Erde hinab. Als Zeichen dafür, dass sie die Boten ihrer Söhne, für alle Zeiten, von der Erde entsandte. Die Menge löste sich auf. Caelicola trat an seine Tochter heran, die glücklich an der Seite ihrer Mutter stand. Sie bewunderte ihre Schönheit, ein strahlender Engel, der sie liebevoll anblickte. Caelicolas Augen aber waren finster. Es lag eine unberechenbare Gewalt in ihnen.
„Nein!“, schrie Numen, als er erkannt hatte, wonach es seinem Bruder stand, aber es war bereits zu spät. Caelicola hatte Ranossa, seine feurige Hand auf den Rücken gelegt und sie fiel, mit einem herzzerreißenden Seufzer, in die tiefen Abgründe der Hölle, welche sich, durch seine Berührung, unter ihren Füßen auftaten. Maira schreckte mit einem großen Schritt zurück, um nicht selbst hineinzufallen. Rasch umfasste sie Breda, der sich schützend vor sie stellte. Caelicola kam nun wutentbrannt auf sie zu.
„Du gibst mir auf der Stelle das Pentagramm zurück!“, jaulte er und streckte fordernd seine Hand danach aus.
„Ich wusste, dass es meins ist, als ich es aus dem Kamin heraus sah.“
Mairas Atem stockte. Das Höllenportal breitete sich unter ihnen aus und drohte die ganze Straße zu verschlingen. Ganze Bäume, die zu den Seiten standen, purzelten hinein wie Streichhölzer, genau wie die am Bürgersteig geparkten Autos. Die dunklen Wesen und Dämonen fielen hinein, als hätte Caelicola sie dazu gebracht, sich kampflos ihrem Ursprungsort zu ergeben.
Zusammen mit Breda klammerte Maira sich an das eiserne Friedhofstor, das von den Flammen unberührt blieb.
„Gib es mir!“, dröhnte Caelicolas Stimme. Die beiden Brüder schwebten, unweit voneinander entfernt, über dem Feuer der Hölle. Numen zog Caelicola mit einer unsichtbaren Bewegung von Maira zurück. Dieser schaute verächtlich zu seinem Bruder. Seine Augen waren schwarz wie die Nacht, als er ihn kilometerweit
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