Eternal - Die Vampire von Clare Point
Er trat ins Zimmer.
Fia schwindelte. Einen Augenblick lang dachte sie, dass sie gleich ohnmächtig wurde oder sich übergeben musste. Vielleicht auch beides.
Dann ging es langsam wieder.
»Knoblauch«, wiederholte sie, diesmal mit festerer Stimme. Sie hielt ihm die Hand hin.
»Warum zum Henker …«
Fia ging in die Hocke und nahm einen kleinen Plastikbeutel aus dem Kasten, der an der Tür auf dem Boden abgestellt war. Sie hörte nur undeutlich Glens Frage. Aber sie wusste ja auch, warum Knoblauch in Shannons Mund lag und was das zu bedeuten hatte.
»Ich verstehe nicht, warum du gehen musst.« Glen lag in dem Bett mit der blauen Rüschenbettwäsche und dem blauen Fischmuster am Kopfende. Er war bis zur Taille zugedeckt, aber als er jetzt nach ihrer Hand griff, um sie am Aufstehen zu hindern, verrutschte die Decke und gab den Blick frei auf ein dunkles Haarbüschel nebst herabbaumelnden Anhängseln.
Und der Mann hatte beeindruckende Anhängsel, das musste sie ihm lassen.
Sie zwang sich, wegzusehen und an etwas anderes als an seine wachsende Latte zu denken. An etwas, das sie nicht mochte. Zähneputzen zum Beispiel. »Ich muss gehen, weil das hier das Blauer-Sonnenbarsch-Zimmer ist und ich im Seestern-Zimmer wohne.«
Er wollte ihre Hand nicht loslassen, und so setzte sie sich auf die Bettkante. Sie versuchte, ihr T-Shirt zu erreichen, damit sie diese Diskussion nicht splitterfasernackt führen musste, aber er ließ ihr nicht genug Spielraum.
»Bitte erzähl mir jetzt nicht, deine Eltern dürfen nicht wissen, dass du mit mir schläfst.«
»Es ist nicht das Schlafen, das ich ihnen ersparen will.«
»Fee, noch mal: Ich meine es ernst. Du offenbar nicht.«
Sie seufzte und ließ sich zurück in die Kissen sinken, so dass ihr Kopf neben seinem zu liegen kam. Dabei achtete sie darauf, dass sie das baumelnde Etwas nicht berührte. Sie wollte nichts anfangen, was sie nicht würde zu Ende bringen können. Sie musste aus dem Zimmer, damit Glen bald einschlief und sie zur Ratsversammlung gehen konnte. Dies war die falsche Nacht, um zu spät zu kommen.
»Bitte.« Sie wandte den Kopf und sah ihn an. »Ich weiß, worauf du hinauswillst, aber ich glaube nicht, dass ich dieses Gespräch heute führen will.«
Er schwieg eine Minute. »Okay.«
»Okay?« Das war zu einfach gewesen. Schon letzte Woche hatte er zweimal versucht, über »ihre Beziehung« zu reden, und beide Male war es ihr gelungen, das Thema zu umschiffen.
»Okay für heute. Ich weiß, dass du einen beschissenen Tag hattest. Schon wieder in Clare Point. Und diesmal ist es Shannon.« Er strich ihr über die Wange. »Aber du kannst mich nicht immer abwimmeln. Ich weiß, dass sich das mit uns ein bisschen schnell entwickelt. Aber du tust so, als würde sich überhaupt nichts entwickeln.«
Sie blickte zur Decke hoch und sah dem Ventilator beim Rotieren zu. Er war blau bemalt, natürlich. »Glen …«
»Das hier ist kein Gespräch. Das bedeutet, dass du auch nichts sagen musst. Du sollst einfach nur wissen: Ich bin dazu bereit, wenn du es bist. Du sollst einfach nur wissen: Ich will, dass das mit uns funktioniert, auch wenn es vielleicht noch zu früh ist und alles so plötzlich kommt. Ich bin nicht besonders spontan, das weißt du, Fee. Aber das hier … Es fühlt sich einfach richtig an.«
Sie wandte ihm wieder den Kopf zu. Er sah ihr direkt in die Augen. Und sie schmolz dahin.
»
Du
fühlst dich richtig an«, flüsterte er.
Fia setzte sich auf, griff nach ihrem Kissen und stopfte es als Schutzwall zwischen ihren nackten Körper und seinen. Zwischen ihr Herz und seines.
Er war ein Mensch. Sie konnte das nicht tun. Sie wusste, dass sie es nicht tun konnte. Nicht schon wieder. Es war ein Fehler gewesen. Sie hatte sich gründlich geirrt, als sie gedacht hatte, dass sie alles im Griff hatte. Sie hatte sich gründlich geirrt, als sie gedacht hatte, dass sie mit ihm eine rein sexuelle Beziehung haben konnte.
»Ich muss jetzt wirklich in mein Zimmer zurück«, sagte sie behutsam. »Und du musst ein bisschen schlafen.« Sie beugte sich über ihn, um ihn zu küssen, wobei sie die Decke wieder über ihn zog.
»Was ist los?«, neckte er. »Du willst nicht zufällig noch eine Kostprobe meines …«
Sie lachte auf und dämpfte sofort wieder ihre Stimme. »Gute Nacht, Glen. Bis morgen früh.«
»Bis morgen früh, eiserne Jungfrau.«
Sie warf ein Kissen nach ihm.
Um 1.15 Uhr trat Fia auf den Bürgersteig vor dem Haus ihrer Eltern. Zwei Minuten später
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