Eternal Riders: Ares (German Edition)
angenommen.
Ihr erster Instinkt war, sofort aufzuspringen, sich anzuziehen und Zugang zu Ares’ Bibliothek und Computer zu verlangen. Ihr zweiter Instinkt war, sich zu einem Ball zusammenzurollen und loszuheulen. Dieser zweite Instinkt? Das war etwas, das sich seit dem Angriff vor zwei Jahren entwickelt hatte.
Scheiß drauf! Sie schwang die Beine über den Bettrand und schnappte sich die Tasche mit ihrer Kleidung. Sie hatte vielleicht geschworen, niemals wieder zu töten, aber sie hatte nicht geschworen, ihr Leben aufzugeben. Sie würde leben.
Als Pestilence noch Reseph gewesen war, hatte er Sheoul so gut wie möglich gemieden. Er war in das Dämonenreich hinabgestiegen, um sich im Four Horsemen die Zeit zu vertreiben, aber abgesehen davon war es einfach zu deprimierend gewesen. Reseph hatte Partys gemocht, Urlaub und Surfen. Wenn der Adrenalinspiegel stieg, die Frauen schnurrten und der Alkohol floss, war er in seinem Element gewesen.
Reseph war ein Weichei von epischen Ausmaßen.
Pestilence fuhr mit der Zunge über die scharfe Spitze eines Fangzahns, während er die Schwelle zu seinem sheoulischen Kerker überquerte … der sich im Grunde genommen gar nicht in Sheoul befand. Technisch gesehen war es auch gar kein Kerker. Als sein Siegel zerbrochen war, hatte er eine unglaublich coole Fähigkeit dazugewonnen: Er konnte Teile des Menschenreichs in Land umwandeln, das er im Namen der Hölle beanspruchte. Jetzt konnten Dämonen, die normalerweise nicht in der Lage waren, Sheoul zu verlassen im Keller der österreichischen Villa, die ihm gehörte, rumhängen und sich damit in der Welt der Menschen aufhalten und Vorzüge genießen, die sie noch nie zuvor gekannt hatten, einschließlich der Fähigkeit, Menschen zu foltern.
Und sie hatten den Keller in ein Disneyland aus Folter und Leid verwandelt.
Reseph wäre starr vor Entsetzen gewesen. Pestilence war vor Wonne außer sich.
Schmerzerfüllte Schreie und Stöhnen erklangen gleichzeitig mit Lachen und befriedigtem Grunzen. Der köstliche Duft nach Blut und Lust drang in Pestilences Nase, gemischt mit dem Gestank von Tod, Gedärmen und verkohltem Fleisch und Knochen. Alle Arten von dämonischen und Erdengeschöpfen hingen an diversen Haken und Ketten an den Wänden und von den Decken herab, während verschiedene Dämonenspezies umherhuschten. Einige waren mit Spielen beschäftigt, andere erledigten Aufgaben, die Pestilence ihnen gestellt hatte.
Eine Apokalypse in Gang zu bringen, erforderte sehr viel mehr Arbeit, als er gedacht hatte.
Ein anmutiger, elfengleicher Dämon, der eine mit Nägeln gespickte Keule trug, durchquerte gerade den Raum, als er Pestilence erblickte. Mordiin war ein neethulianischer Sklavenhändler und Pestilences rechte Hand. Seine Unbarmherzigkeit und die unheimliche Fähigkeit, gefallene Engel zu spüren, machten ihn unentbehrlich.
Mordiin hatte die beiden Ausgestoßenen aufgespürt, die zurzeit hier gefangen gehalten wurden. Er hatte sie entdeckt, wie sie friedlich durch das Menschenreich wanderten und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten, und Pestilence hatte sie sich sofort geschnappt. Statt sie umzubringen, wie er es getan hatte, damit Ares’ Agimortus nicht noch einmal transferiert werden konnte, hatte er sie hierher verschleppt.
Oh, sie würden trotzdem sterben, aber zuerst einmal hatte er ganz spezielle Pläne mit ihnen.
»Mein Gebieter«, dröhnte Mordiins Stimme. »Wir haben vier weitere Höllenhunde vernichtet.«
»Gute Arbeit. Dann bleiben ja nur noch … was – ein paar Tausend übrig?« Er hasste diese Mistviecher. Sie waren die einzige Waffe, die gegen ihn eingesetzt werden konnte, und er wollte sie alle tot sehen. Selbst Chaos, den Pestilence dazu gebracht hatte, mit ihm zusammenzuarbeiten. Sobald dieses Vieh Ares handlungsunfähig gemacht hatte, würde Pestilence es umbringen. Schließlich war es einem echten Bösewicht ein Bedürfnis, seine Verbündeten zu hintergehen.
»Die Hunde abzuschlachten, hat einen hohen Tribut von uns gefordert«, sagte Mordiin. »Wir haben einige gute Kämpfer verloren, mehr als bei der Festnahme der gefallenen Engel.«
Pestilence hatte dafür nur ein Schnauben übrig. Dämonen gab es wie Sand am Meer. »Fahrt mit dem Töten der Höllenhunde fort, aber einen fangt mir lebend. Und sag mir, dass ihr die anderen Aufgaben erledigt habt.«
Mordiin neigte den Kopf, sodass sein weißes Haar nach vorne fiel und an seinen spitzen Ohren hängen blieb. »Deine Botschaft wurde vorbereitet.
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