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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Augen blickten prüfend auf Cee, als suchte sie schon nach einer guten Stelle für eine Biopsie.
    »Und was lässt Sie glauben, dass der Auftraggeber Ihres Admiral Naismith eine Verbesserung gegenüber den Cetagandanern wäre?«, fragte Cee bitter.
    Sie räusperte sich. Der Telepath hatte ihre Gedanken lesen können, seit er begonnen hatte, Fragen zu stellen, erkannte Ethan, und sie wusste es schon. »Also, dann schicken Sie doch eine Gewebeprobe von Ihnen an jede Regierung in der Galaxis, wenn Sie mögen.« Sie grinste wölfisch. »Millisor würde einen Schlaganfall erleiden, damit hätten Sie Ihre Rache und gleichzeitig wäre Athos damit aus dem Schneider. Mir gefällt Effizienz.«
    »Um hundert Rassen von Sklaven zu schaffen?«, fragte Cee. »Hundert Minoritäten von Mutanten, alle gefürchtet und gehasst und mit aller rücksichtslosen Gewalt beherrscht, die ihren unsicheren Gefängniswärtern notwendig erscheint? Und auf den Tod gejagt, wenn diese Kontrolle versagt?«
    Zum ersten Mal in seinem Leben sah Ethan sich einen Scheitelpunkt der Menschheitsgeschichte umklammern. Das Problem dieser Stellung war, so fand er, dass in jede Richtung, in die man schaute, eine spiegelglatte, unkontrollierbare Rutschbahn abfiel, hinab in eine seltsame Zukunft, in der man dann leben musste. Niemals hatte er größeres Verlangen gehabt zu beten, und nie war er sich weniger sicher gewesen, dass es etwas bewirken würde.
    Cee schüttelte den Kopf und trank wieder. »Für mich selbst bin ich damit fertig. Nie mehr. Wenn Janine nicht gewesen wäre, dann wäre ich vor drei Jahren ins Feuer gegangen.«
    »Aha«, sagte Quinn, »Janine.«
    Cee blickte sie durchdringend an. Keineswegs betrunken, dachte Ethan. »Sie wollen ein Pfund Fleisch, Söldnerin? Das ist der Preis dafür: Finden Sie Janine für mich.«
    Quinn verzog den Mund. »Vermischt, wie Sie sagen, mit dem Rest von Athos’ Versandhandelsbräuten. Raffiniert.« Sie wickelte eine Haarsträhne um einen Finger. »Sie verstehen natürlich, dass meine Mission hier beendet ist. Ich habe meine Aufgabe erfüllt. Und ich könnte Sie hier betäuben, wo Sie sitzen, meine Gewebeprobe entnehmen und fort sein, bevor Sie wieder zu sich kommen.«
    Cee regte sich unbehaglich. »Also?«
    »Also, damit Sie das nur zur Kenntnis nehmen.«
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Cee. Seine Stimme klang ärgerlich. »Dass ich Ihnen vertraue?«
    Ihre Lippen wurden zu einem Strich. »Sie vertrauen niemandem: Sie mussten nie jemandem vertrauen. Aber Sie verlangen, dass andere Ihnen vertrauen.«
    »Oh«, sagte Cee und sah aus, als sei ihm plötzlich ein Licht aufgegangen. »Das.«
    »Wenn Sie auch nur ein Wort davon ausplaudern«, sie lächelte mit zusammengebissenen Zähnen, »dann werde ich einen Unfall für Sie arrangieren, von dem Okita nie geträumt hätte.«
    »Die persönlichen Geheimnisse Ihres Admirals sind ohne Interesse für mich«, sagte Cee steif. »Für diese Situation sind sie sowieso kaum relevant.«
    »Für mich sind sie relevant«, murmelte Quinn, aber sie nickte ihm leicht zu, als bedingte Annahme dieser Zusicherung von Vertraulichkeit.
    Jede Sünde, die Ethan je begangen oder erwogen hatte, kam ihm ungebeten in den Sinn. Er verstand, was Quinn gemeint hatte, ohne es auszusprechen. Offensichtlich verstand Cee es auch, denn er wechselte das Thema, indem er sich Ethan zuwandte.
    Ethan kam sich plötzlich schrecklich nackt vor. Alle Gedanken, bei denen er am wenigsten ertappt werden wollte, schienen jetzt durch seinen Kopf zu rasen. Cees wunderbare körperliche Anziehung, zum Beispiel, seine nervöse, intelligente Schlankheit, die elektrisierenden blauen Augen – Ethan verfluchte seine eigene Schwäche für Blonde und zwang seine Gedanken zurück von einem Abgleiten ins Sexuelle. Wenn Cee beobachtete, wie er in Ethans Gedanken geistig entkleidet wurde, dann würde Ethans kühle medizinische Professionalität ihn kaum noch beeindrucken. Ethan beneidete Quinns gleichmütige, nie versagende Selbstbeherrschung.
    Aber es könnte schlimmer sein. Er könnte daran denken, wie spinnwebendünn der Schild von Athos’ Schutz war, den er angeblich vor Cee hielt und aufgrund dessen der Telepath so gefährlich viel enthüllt hatte. Wie sehr würde sich Cee verraten fühlen, wenn er entdeckte, dass das Asyl von Athos aus nicht mehr bestand als nur Ethans Intelligenz? Ethan errötete, zutiefst beschämt, und starrte zu Boden.
    Er würde Cee an Quinn und den Glanz der Dendarii-Söldner verlieren, bevor er

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